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Delta Operator (German Edition)

Delta Operator (German Edition)

Titel: Delta Operator (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Gruber
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begangen hatte bezahlen müsste, und wenn dieser schwarze Todesengel ihr Gericht halten würde, dann ist dies hier erst der Anfang, dachte sie verbittert und weinte nun hemmungslos.
     
    Das erste was ihm auffiel, als er das Dunkel des Raumes betrat und den Lichtschalter betätigte, war der Gestank. Es roch nach Chemie und Kräutern, nach abgestandener, künstlicher Luft und nach Feuchtigkeit und Schimmel. Das schmale Bett, das in der Mitte des Raumes stand, war leer, unberührt, beinahe wie frisch bezogen. Fenster hatte der Raum keine, auch keine weiteren Möbel, abgesehen von einem einzigen schmalen Schrank, dessen weiße Farbe bereits an mehreren Stellen abbröckelte. Der Boden bestand aus denselben groben Granitfliesen wie der Gang draußen, ein einziger dunkelbrauner Läufer lag quer im Raum. Ein riesiges Jesuskreuz hing über dem Bett, ein einzelner, ebenfalls übergroßer Rosenkranz war um die Schultern des hölzernen Christus gehängt worden. Auf dem klapprigen Nachttisch stand eine weiße Kerze, daneben lag ein Exemplar der Bibel.
    Dann sah er die Düsen an der Decke und erschauerte. Mehrere, auf den ersten Blick nicht auffällige Metalldüsen ra gten von der etwa dreieinhalb Meter hohen, gewölbten Decke in die Tiefe. Berger glaubte einen hauchdünnen Nebel aus diesen Düsen austreten zu sehen, welcher sich im gesamten Zimmer verteilte. Das erklärte zumindest den Geruch nach Chemie und Kräutern, dachte Berger. Wahrscheinlich Beruhigungsmittel oder sonstige, womöglich schlimmere Drogen. Draußen im Gang war es ruhig, vom Schluchzen der nackten Sektenführerin mal abgesehen, aber auch das Zimmer war leer. Berger begann wirklich wütend zu werden und war im Begriff das Zimmer wieder zu verlassen, als er, einem Impuls folgend, den Raum durchquerte und den Schrank öffnete.
    Ein erschrockenes Stöhnen fauchte ihm aus weit aufgeri ssenen, verwässerten Augen entgegen. Das Mädchen auf dem Foto, er erkannte es trotz des wirren Haars, der blutgeränderten Augen und dem glasigen, abwesenden Blick, versuchte sich noch tiefer im Schrank zu verkriechen. Berger näherte sich ihr und nahm seine blutgetränkte schwarze Maske ab. Sein dunkles Haar hing ihm in Strähnen ins Gesicht, seine graugrünen Augen sahen direkt in die ihren. Er lächelte, als er sie vorsichtig berührte. „Komm, es ist vorbei. Ich bring dich nach Hause.“
     
     
    Dulles International Airport, Washington
    24. Dezember 2016
    20:12 Ortszeit
     
    Das Schlimmste an Weihnachten waren die Erinnerungen, die sie damit verband.
    Kurz nickte sie dem Barkeeper zu, erhielt einen leicht unglücklichen, skeptischen Gesichtsausdruck des Mannes retour, der schon zu viele Drinks an zu viele Menschen ausgeschenkt hatte, die genauso dasaßen wie sie und ins Leere blickten. Sie hielt seinem Blick stand, sah ihn dann zunehmend verärgert an, weil er sie nicht zu verstehen schien. Er verstand sie gut, wusste, was sie von ihm wollte, doch es schien ihm nicht richtig, ihr noch einen weiteren Drink zu geben. Nicht heute, nicht jetzt.
    „Noch einmal das Gleiche“, sagte sie mit schwerer Zunge und schob das Glas mit den nur mehr winzig kleinen Eiswürfeln ein paar Zentimeter über die blanke Oberfläche des Tresens. Der goldene Knopf am Revers ihres dunkelblauen Oberteils schabte dabei über das schwere, dunkle Holz. Sie blickte auf ihre Hände, sah das leere Glas und die drei goldenen Streifen auf ihrem Ärmel. Der mittlere, schmale Streifen war bereits mit etwas Wimperntusche befleckt, doch das registrierte sie nicht. Alles schien gedämpft, die Geräusche der Musik, das Klirren der Gläser, die ein Kellner auf einem Servierwagen an ihr vorbeifuhr. Nur der Schmerz in ihrem Inneren pochte stetig und unnachgiebig. Sie versuchte die Erinnerungen, die wieder emporstiegen, zu verdrängen und sah auf. Ein paar Sekunden trafen sich ihre Augen mit denen des Barkeepers, dann wandte sich der Mann ab und griff nach der Flasche Jack Daniels.
    „Wie Sie wollen“, murmelte er dabei und schüttelte b edauernd den Kopf. Während er die Eiswürfel in das Glas gleiten ließ und es mit der bernsteinfarbenen Flüssigkeit füllte, sah er zu ihr hinüber. Da saß sie nun schon seit beinahe drei Stunden auf demselben Barhocker und bestellte ihren vierten oder fünften Drink, ertränkte damit das, was sie in ihrem Inneren quälte oder versuchte es zumindest. Ihre dunkelbraunen, fast schwarzen Augen blickten ihn aus tiefen Höhlen an, das Make-up war leicht verschmiert, der strenge

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