Delta Operator (German Edition)
glaubte.
„Commander, Sie sollten trotzdem ein Gespräch in Erw ägung ziehen.“
„Ich kann nicht, Sir“ , sagte sie leise und wich dabei seinem Blick aus. Tränen sammelten sich in ihren Augenwinkeln, doch sie unterdrückte erfolgreich, dass es eskalierte. Nur etwas feuchte Augen, das war dann schon wieder alles – Verdrängung in Perfektion.
Dann sah sie ihn wieder an. Sein Blick war eine Mischung aus Mitleid, Bedauern und vielleicht etwas Verärgerung. Ein paar Augenblicke hielt sie seinem Blick stand, dann nickte er und lockerte mit einem Lächeln die Situation auf.
„Na gut, Commander. Das ist Ihre Angelegenheit.“
Sie nickte nur, dankbar, dass er aufgegeben und nicht noch weiter gebohrt hatte. Dann sah sie wieder dieses Aufleuchten in seinen Augen, als er über ihre Schulter blickte. Auf den A nzeigemonitoren tat sich offenbar etwas.
Er erhob sich ruckartig und griff nach seiner Tasche. Plöt zlich hatte er ein kleines Kärtchen in der Hand, das er ihr hinhielt.
„Wenn Sie irgendwann mal irgendwelche Probleme haben sol lten, Commander, dann rufen Sie mich an.“
Sie ergriff die Karte und betrachtete sie kurz. „Danke, Sir, das werde ich.“
„Ich muss jetzt meine Frau abholen“ , sagte er lächelnd und deutete in Richtung der Gateways.
Sie nickte, stand ebenfalls auf und ergriff die ausgestreckte Hand des Captains. Sie war wunderbar warm und kräftig.
„Machen Sie’s gut, Commander“, sagte er, „und Fröhliche Weihnachten!“
Sie hielt sich tapfer und erwiderte sein freundliches L ächeln. Ihr Mund fühlte sich trocken an, als sie sagte:
„Das wünsche ich Ihnen und Ihrer Frau auch, Sir.“
Dann lächelte er noch einmal, schnappte sich seinen Hut und ging. Sie sah ihm nach, folgte seinen Schritten durch die leere Lounge, bis er durch die Glasdrehtür verschwunden war. Sie setzte sich wieder, sah dabei jedoch durch die Glasscheiben der Lounge hinaus auf die Wartezone vor den Gateways. Captain Peters blieb bei den leeren Reihen der billigen Plastikstühle stehen, die für die Wartenden da waren, die nicht in der Lounge die Zeit totschlugen. Dann kam der Bereich draußen vor den Fenstern der Lounge plötzlich in Bewegung. Mehrere Menschen, voll bepackt mit schweren Gepäckstücken, tauchten aus einem der breiten Gänge auf, die zu den gelandeten Maschinen führten. Sie beobachtete den Captain, wie er sich langsam der Menschenmenge näherte und dabei nach seiner Frau Ausschau hielt. Mehrere Minuten vergingen, in denen die Passagiere aus dem Gang an Captain Peters vorbeiströmten, ohne dass seine Frau dabei zu sein schien.
Sie stand auf und ging hinüber ans Fenster der Lounge. Warum, wusste sie nicht, doch sie wollte die Frau aus der Nähe sehen.
Dann entdeckte sie sie.
Sie musste es einfach sein, weil sie den Captain so ansah, als wäre er der einzige andere Mensch in diesem Universum, der für sie Bedeutung hatte.
Dann ging alles ganz schnell. Peters warf seine Aktentasche und seinen Hut auf einen der Plastikstühle und setzte sich in Bewegung. Er überwand die kurze Distanz, die ihn von seiner Frau trennte, und dann, als er bei ihr angekommen war, blieb er wie angewurzelt stehen. Einen kurzen Augenblick lang sah er seine Frau nur an. Das gab Commander Williams die Gelegenheit, sie ebenfalls genauer zu betrachten.
Sie war groß für eine Frau, vielleicht knapp einsachtzig und damit ein paar Zentimeter größer als Williams selbst. Der oli vfarbene Uniformmantel des US Marine Corps, den sie wegen der Kälte trug, wurde an den beiden Schulterklappen von genau demselben goldenen Stern geziert, der auch vorne auf ihrer Schiffchenmütze zu sehen war. Ein weiterer Marine, ein Unteroffizier, stand diskret im Hintergrund und trug die Tasche des Brigadier Generals. Dann konnte Williams nur einen kurzen Blick in das Gesicht der Frau werfen, bevor Captain Peters sie in die Arme nahm und an sich zog.
Sie war sehr schön, erkannte Nina. Ein eher südländischer Typ mit dunklen Haaren und Augen, gebräunter Haut und temperamentvollem Auftreten. Für einen Einsternegeneral des US Marine Corps zumindest hatte sie ihren Captain sehr enthusiastisch umarmt.
Nina Williams erkannte gewisse Ähnlichkeiten zwischen sich und Peters Frau, die aber nur typmäßig waren. Das glückliche Strahlen ihrer Augen, als sie sich nach einem langen Kuss von ihrem Mann löste unterschied sie von ihr. Nina spürte die Tränen nicht, die ihr über die Wangen rannen und im Kragen ihrer Uniformbluse versickerten.
Weitere Kostenlose Bücher