Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Delta Operator (German Edition)

Delta Operator (German Edition)

Titel: Delta Operator (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Gruber
Vom Netzwerk:
antworten sollte.
    Der Captain war mit seinen einsfünfundneunzig eine beeindruckende Erscheinung, die breiten Schultern und das vereinnahmende Lächeln ließen ihn attraktiv erscheinen. Das teilweise bereits bedenklich lichte Haar hatte er sehr kurz geschnitten. Über einer umfangreichen Ordensspange, auf der sie auf die Schnelle zwei Fliegerkreuze sowie einen Silverstar erkennen konnte, trug er das goldene Abzeichen der Marineflieger. Ein kurzer Blick auf seine gepflegten Hände ließ sie einen schlichten, silbernen Ehering erkennen. Der Captain hatte ihren Blick bemerkt und reagierte mit einem warmen Lächeln.
    „Es ist tatsächlich dienstlich, Sir“ , sagte sie und streckte dem Captain die Hand hin.
    „Lieutenant Commander Nina Williams, Sir“ , stellte sie sich vor.
    „Freut mich, Commander“ , sagte er freundlich. „Ich bin Captain Peters.“
    Während sie ihm die Hand schüttelte, bemerkte sie das A bzeichen, das er über seinen Streifen am Ärmel trug.
    „Ich bin Anwalt des Judge Advocate General Corps“ kam er ihrer Frage zuvor. „Aber heute Abend bin ich privat hier“, ergänzte er rasch.
    „Warten Sie auf jemanden?“, fragte sie.
    „Ja“, seine Augen begannen zu leuchten, als er weiter red ete. „Meine Frau kehrt aus dem Iran zurück.“
    Sie nickte nur, das dumpfe Pochen in ihren Gedanken machte sich wieder bemerkbar, ihr Lächeln verschwand. Er schien das nicht zu bemerken, da er an ihr vorbei auf einen der vielen Bildschirme sah, die die Start- und Landezeiten der M aschinen anzeigten. Als er sie wieder ansah, hatte sie sich wieder im Griff.
    „Das freut mich, Sir“ , sagte sie und versuchte, ein freundliches Gesicht zu machen.
    „Von den kämpfenden Truppen?“ , hakte sie nach.
    „Nein, nein“, sagte er. „Sarah ist Militärrichterin.“
    „Die Tribunale, Sir?“, fragte sie und bezog sich damit auf die von den internationalen Menschenrechtsorganisationen mit Argusaugen beobachteten Kriegsverbrechertribunale, mit denen auch gefangen genommenen Terroristen von den US-Amerikanern und ihren Verbündeten der Prozess gemacht wurde. Meistens handelte es sich dabei um einen sprichwörtlich kurzen Prozess mit durchwegs schlechtem Ausgang für den Angeklagten.
    „Das darf ich Ihnen nicht sagen, Commander.“
    „Ich verstehe. Tut mir leid, Sir.“ Bingo!, dachte sie, aber es war ihr im Grunde genommen völlig egal, was die Frau tat oder getan hatte.
    „Schon in Ordnung. Sie sagten, Sie seien dienstlich hier.“
    „Ja, ich fliege heute noch nach Italien.“ Sie war froh über den Themenwechsel weg vom dünnen Eis des Privatlebens. „Mein Flug wurde nur um ein paar Stunden verschoben. Deshalb sitze ich hier.“
    „Neapel?“ , fragte er interessiert.
    „Ja, die USS George H. W. Bush liegt dort vor Anker. Ich bin die Nachrichtenoffizierin des Trägerverbandes.“
    „Und am vierundzwanzigsten Dezember werden Sie nach E uropa verlegt?“ Peters sah sie entrüstet an.
    „Ja, Sir. Die Befehle sind klar und eindeutig.“
    Der Captain schüttelte den Kopf ob dieser hochgradig unsensiblen Kommandierung.
    „Wo geht es hin, in den Golf?“, fragte er interessiert.
    „Nein, Sir, Manöver mit der israelischen Marine.“
    Er nickte und sah wieder auf den Bildschirm hinter ihr. Er schien nicht zufrieden, als er sie wieder ansah.
    „Verspätung, Sir?“ fragte sie.
    „Ja, verdammt. Schon über eine halbe Stunde. Ich hoffe nur, dass alles in Ordnung ist.“
    Wieder ein Stich, schmerzhaft und völlig unerwartet, er traf sie hart, doch sie unterdrückte jede Reaktion. Das hatte sie mittlerweile bis zur Perfektion gebracht. Ihre Gefühle zu unterdrücken, wenn sie im Dienst war, war so etwas wie ihr neuestes Hobby, ihre einzige, nicht gerade erfreuliche Nebenbeschäftigung seit jenen Tagen damals, als ihre Welt zusammen gebrochen war. Hoffentlich ist alles in Ordnung! Das hatte sie damals erst auch gedacht, doch dann …
    „… Commander?“ hörte sie noch, dann sah sie das besorgte Gesicht Captain Peters.
    „Entschuldigung, Sir. Was sagten Sie?“
    Er sah sie einige Augenblicke lang an.
    „Hören Sie“, begann er dann, „wenn Sie irgendwas quält, dann sollten Sie das Problem nicht damit lösen.“ Ein Kopfnicken auf das Glas mit dem Whiskey bedeutete ihr eindeutig, was er meinte.
    „Ich kenne da jemanden, der Ihnen vielleicht helfen …“
    „Bitte, Sir“, unterbrach sie ihn, „es ist alles in Ordnung. Es gibt keinen Grund zur Sorge.“
    Sein Blick sagte ihr, dass er ihr keinesfalls

Weitere Kostenlose Bücher