Delta Operator (German Edition)
konnte ihren Atem und ihr Herz schlagen hören. Sie war da, sie lebte, sie hatten sie wieder.
Mehrere Minuten später, Eduard von Hartung glaubte z umindest, dass es nur einige wenige Minuten gewesen sein mochten, konnte aber nicht ausschließen, dass es etwas länger gedauert hatte, ließen sie voneinander ab. Seine Frau hielt ihre Tochter eng umschlossen und führte das verwirrte und verstörte Mädchen zum warmen Wagen zurück. Von Hartung trocknete seine Tränen mit einem Stofftaschentuch und sah den beiden nach. Dann atmete er tief die kalte Luft ein und ließ sie in einer Wolke kondensierenden Atems wieder frei. Er fühlte den Umschlag mit dem Geld in seiner Brusttasche und war noch nie in seinem gesamten Leben so froh und unbekümmert gewesen, Geld für eine Dienstleistung auszugeben, wie heute. Mit einem erleichterten Lächeln und einem unbändigen Gefühl der Dankbarkeit näherte er sich dem Mann, der geduldig abseits im Dunkeln gewartet hatte.
„Danke!“, sagte er nur, als er dem Mann die Hand reichte. „Danke, dass Sie mir meine Tochter zurück gegeben haben. Das werde ich Ihnen nie vergessen, Herr…“, sagte von Ha rtung, der den Nachnamen dieses geheimnisvollen Mannes nach wie vor nicht wusste.
„Mein Vorname muss reichen“, antwortete Stefan Berger, der sich an seinen neuen Namen immer noch nicht gewöhnt hatte. Schließlich hieß er bis vor ein paar Monaten noch Steven Crowe. Doch in seinem neuen Leben hatte er sich von fast allem verabschiedet, was ihn an seine Vergangenheit erinnerte. Dem war auch sein Name zum Opfer gefallen. Und wie hatte schon der namenlose CIA-Mann in Fort Bragg so treffend festgestellt:
Steven Crowe war tot.
Arlington Nationalfriedhof, Washington
26. Dezember 2016
16:02 Uhr Ortszeit
Das Wetter hätte besser nicht sein können. In den dichten N ebel, durch den man keine zwanzig Meter weit sehen konnte, mischten sich jetzt auch noch schwere Schneeflocken, die zuerst nur vereinzelt, dann aber immer dichter zu fallen begannen. Die schlichten, weißen Kreuze, die die endlosen Grabreihen der in verschiedensten Kriegen gestorbenen Soldaten zierten, waren bald von einer zentimeterdicken, frischen Schneeschicht überzogen. Vom dichten Feierabendverkehr, der die Stadt zurzeit heimsuchte, war in der gedämpften Winterstimmung kein Laut zu hören.
Vi ce Admiral Jim Franklin sah auf seine Armbanduhr, während er langsam den breiten, vereisten Weg zwischen den Grabreihen entlang ging. Die Dämmerung hatte bereits eingesetzt und wurde vom Schneefall und dem dichten Nebel noch verstärkt, sodass es bereits jetzt, um kurz nach sechzehn Uhr nachmittags ziemlich dunkel war. Franklin ging noch für weitere drei Minuten an den Grabreihen entlang, bis er schließlich die Parkbank vor sich aus den Nebelschlieren auftauchen sah. Als er sich auf etwa zwanzig Schritte der Bank genähert hatte, sah er eine dunkle Gestalt, die sich von der Bank erhob und in seine Richtung blickte. Franklin blieb nicht stehen, sondern hustete dreimal verhalten, nach einer kurzen Pause schickte er noch zwei weitere Huster hinterher, ganz so wie vereinbart. Die Gestalt drehte sich daraufhin um und verschwand. Während Franklin seine Schritte verlangsamte, als er sich der Parkbank näherte, warf er einen Blick über die Schultern. Der Weg verschwand nach ein paar Metern im Nebel und es war nichts zu hören. Dann sah er wieder nach vorne und überzeugte sich, dass ihm niemand begegnete. Schließlich, nachdem er einen Teil des frisch gefallenen Schnees von den Holzbohlen gewischt hatte, ließ er sich seufzend auf der Parkbank nieder, so wie jemand, der von einem ausgedehnten Spaziergang müde war. Franklins Wagen stand keine achthundert Meter entfernt und er war körperlich in einer ausgezeichneten Verfassung. Trotzdem rastete er drei oder vier Minuten auf der Bank und beobachtete dabei die Schneeflocken, die vor ihm aus dem Nebel auftauchten. Dann, nachdem er unter den Holzbohlen der Bank das gefunden hatte, weswegen er hier war, erhob er sich wieder und schüttelte sich den schweren Schnee von den Schultern. Unauffällig verschwand Franklins rechte Hand in seinem Mantel und verstaute das Kuvert sicher in einer der Innentaschen. Er widerstand dem Drang, den Umschlag auf der Stelle zu öffnen und den Inhalt zu lesen. Dazu war später noch genügend Zeit.
Franklin stülpte den Kragen seines Mantels hoch und zog sich die Mütze tiefer ins Gesicht. Der Schneefall war noch stärker geworden und versprach
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