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Delta Operator (German Edition)

Delta Operator (German Edition)

Titel: Delta Operator (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Gruber
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ein ausgewachsenes Verkehr schaos. Es war höchste Zeit, die Stadt zu verlassen, bevor alle Straßen verstopft und die Nerven der meisten Autofahrer blank lagen. Mit raschen Schritten entfernte er sich vom Übergabeort und wenige Augenblicke später war er im Nebel verschwunden.
     
    Vier Stunden später bestiegen Sergeant Bruce Dobbs und Corporal Marvin Lavinski eine C-130 Herkules Transportmaschine auf der Andrews Air Force Base. Das Gepäck der beiden Marines war schwer und wurde vom hünenhaften Dobbs keine Sekunde aus den Augen gelassen. Zusammen mit Lavinski überwachte er die Verladung der vier Aluminiumkisten, die mit einem digitalen Schloss gegen unbefugten Zugriff geschützt waren. Überdies waren die Gepäckstücke als Diplomatenpost deklariert und somit nochmals besonders gesichert. Nachdem vom Tower die Startfreigabe erfolgt war, gingen die vier Turboproptriebwerke der betagten Herkules auf Vollschub. Die große Transportmaschine fegte über die frisch vom Schnee befreite Startbahn und hob schließlich schwerfällig in den dunklen Abendhimmel über Maryland ab. Der Pilot flog eine weite Schleife über den Patuxent River und dann über die Chesapeake Bay. Die Maschine passierte Philadelphia, etwas später New York und erreichte schließlich bei Boston den Atlantik. Eine Stunde später überflog die Herkules wieder Festland, das tief verschneite kanadische Halifax, um weitere eineinhalb Stunden später das Festland bei Saint John’s in Neufundland endgültig zu verlassen, und sich über den eisigen Gewässern des Nordatlantiks auf eine weitere zehnstündige Etappe in Richtung Europa zu machen.
     
    Ötztal, Tirol, Österreich
    31. Dezember 2016
    23:32 Uhr Ortszeit
     
    Das grelle Licht der Zenonscheinwerfer verlieh dem tief verschneiten Wald eine märchenhafte Aura. Langsam, aber sicher kletterte der allradgetriebene BMW den schmalen Forstweg entlang und ließ das schwache Leuchten der letzten Häuser im Tal bald hinter sich. Tief hängende, schwer mit Schnee beladene Äste versperrten dem Fahrer teilweise die Sicht. Doch der Mann kannte die Straße und umfuhr die Hindernisse, ohne die Geschwindigkeit merkbar zu verringern. Die Frontschürze des Wagens schabte nur knapp über die etwa 15cm dicke Schneedecke, die im Lauf des Silvestertages das kleine Dorf und die Bergflanken, die es umgaben, eingehüllt hatte. Der Wagen bremste ab, folgte dem Lauf der Straße um eine enge Kehre und beschleunigte dann wieder. Schließlich verringerte sich die Steigung des Weges, bis im Lichtkegel der Scheinwerfer ein rot-weiß gestreifter Lawinenschranken auftauchte, der rechts des Weges wie ein mahnender Zeigefinger in den sternenklaren Nachthimmel zeigte. Hinter dem Schranken breitete sich ein etwa fünfzig mal dreißig Meter großer, ebener Lagerplatz aus, der ungefähr zu einem Drittel mit im Herbst geschlagenem Frischholz belegt war. Die Holzstämme waren von einer dicken Schneeschicht bedeckt, die Schnittflächen waren von den jeweiligen Besitzern mit ihren Initialen versehen worden.
    Der BMW passierte den Schranken und hielt nach etwa vierzig Metern am Rande der noch freien Fläche des Lagerpla tzes. Der Motor erstarb, die Lichter erloschen und die Fahrertür öffnete sich. Ein mittelgroßer Mann, dunkel gekleidet mit hochgestelltem Mantelkragen verließ das Fahrzeug und entfernte sich in Richtung des Waldes, nachdem er sich kurz vom einwandfreien Sitz der Schneeketten an den beiden Vorderrädern des Wagens überzeugt hatte. Sein Schritt war sicher und rasch, als er im Dunkel des Lärchenwaldes verschwand.
     
    Zehn Minuten später stand der Mann mit angespanntem Gesichtsausdruck am Rande einer Felswand und starrte hinunter ins Tal. Leichter Wind blies von hinten und wehte ihm einzelne Strähnen des dunklen Haars ins Gesicht. Die kalten Hände, im Inneren seines dicken, schwarzen Mantels verborgen, hatte er zu Fäusten geballt. Sein Atem ging ruhig, die Augen verloren sich in den von gedämpften Explosionen begleiteten Lichterspielen des Silvesterfeuerwerks. Goldene Schauer ergossen sich zusammen mit grünen und roten Leuchtkugelfeuern über das kleine Dorf. Kanonenschläge krachten, Raketen pfiffen und jaulten den glitzernden Sternen entgegen, um schließlich in bunten Lichthöfen zu vergehen.
    Ein Bild wie aus längst vergangenen Tagen stieg in dem Mann empor, tief vergraben in seinem Bewusstsein, fest vera nkert in seiner Seele und ein fixer Bestandteil seines Wesens. Er sah wieder die Blitze, hörte das Krachen,

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