Delta Operator (German Edition)
das Kreischen, die Schreie. Das Bild des Feuerwerks auf seinem Höhepunkt verschwamm vor seinen Augen und wich etwas anderem, dunklem. Bilder tanzten vor seinen starren Augen, von denen er wusste, dass sie ihn bis an sein Lebensende verfolgen würden. Er konnte nicht mit Sicherheit sagen, was ihn hier herauf getrieben hatte, allein, gerade in der Silvesternacht. Doch er spürte, dass dies ein Ort war, an dem es nicht ganz so schlimm sein würde.
Es war dreizehn Minuten nach Mitternacht und Stefan Berger spürte weder die Kälte des Windes auf seinem ung eschützten Gesicht, noch die einzelne Träne, die ihm langsam über die Wange lief.
Rom, Italien
07. Jänner 2017
11:30 Uhr Ortszeit
Die riesige, blau-weiß lackierte VC-25A des 89sten Airlift Wing der Air Force, eine Boeing 747, an der mehr technische Modifikationen durchgeführt worden waren als an irgendeinem anderen ursprünglich für Zivilzwecke gedachten Großraumflugzeug, setzte mit quietschenden Reifen auf der neu asphaltierten Landebahn des Fiumicino International Airport auf. Für den italienischen Fluglotsen, der gerade im Tower Dienst tat, war es nicht das erste Mal, dass er der Air Force One mit dem amerikanischen Präsidenten an Bord einen Parkplatz an einer besonders abgeschirmten Stelle des Terminals zuwies. Er hatte das bereits letztes Jahr gemacht, als der Präsident zum Staatsbesuch erschienen war. Nichtsdestotrotz war die Landung dieses Flugzeugs etwas ganz Besonderes. Nicht nur deshalb, weil praktisch der gesamte Flugverkehr im Umkreis der italienischen Hauptstadt neu geordnet werden musste. Sondern auch weil die Sicherheitsstufe des Flugplatzes automatisch auf die allerhöchste Ebene gesetzt wurde. Bewaffnete Streifen der Carabinieri patrouillierten überall auf dem Gelände und hielten nach möglichen Attentätern mit Stinger-Luftabwehrraketen Ausschau. Starts und Landungen dieser Maschine waren zwar im Allgemeinen geheim und nur einer geringen Anzahl von Menschen bekannt, doch absolute Sicherheit gab es nicht und würde es wohl auch nie geben können.
Die 747 bremste mithilfe des Umkehrschubes ihrer vier g igantischen Triebwerke und der ausgefahrenen Landeklappen, bis sie nur mehr etwa fünfzig Stundenkilometer schnell war. Ein Lotsenfahrzeug setzte sich vor die Boeing und führte sie an ihren reservierten Stellplatz, der so abgeschirmt lag, dass er von außerhalb des Flughafens nicht einsehbar war. Die Maschine passierte die Terminals A, B und C und hielt auf das neue Satellitenterminal West zu, an dem nur internationale Flüge abgefertigt wurden und dessen Sicherheitseinrichtungen sich auf dem neuesten Stand befanden. Dieses Terminal lag etwas entfernt von den anderen drei Terminals und war mit ihnen durch einen langen Gang verbunden.
Noch bevor die Maschine ausgerollt war, brausten fünf schwarze Staatslimousinen, allesamt Audi S8 der neuesten Baureihe mit Panzerglasscheiben und Kevlarverstärkungen an der Karosserie über das Flugfeld und parkten hintereinander aufgereiht neben der Air Force One. Obwohl die Maschine des Präsidenten über eigene Einstiegstreppen verfügte, um auch auf exotischen Landeplätzen operieren zu können, schob sich eine externe Gangway an die vordere Luke der Maschine. Mehrere Minuten vergingen, während die italienischen und amerikanischen Fahnen an den Rückspiegeln der Audis im leichten, böigen Wind flatterten. Dutzende Männer der italienischen Polizei bezogen unter Anleitung eines Vorauskommandos des Secret Service um die Maschine herum Stellung und sicherten nach allen Richtungen. Der dienstführende Agent des Secret Service außerhalb der Maschine wartete auf das OK seiner Kollegen, um danach mit seinem Verbindungsmann im Innern der Maschine Kontakt aufzunehmen. Als die Situation für sicher befunden wurde, öffnete sich die Luke der Maschine und mehrere Kameralinsen begannen aufzuzeichnen, während Dutzende speziell ausgewählte und mehrfach auf ihre Sicherheitsunbedenklichkeit hin überprüfte Fotografen sich bereit machten. Zuerst erschien ein Secret Service Mann mit dunkler Sonnenbrille und sah sich aufmerksam um. Eisiger Wind kam auf und fuhr gnadenlos durch die vom langen Warten ohnehin schon durchgefrorenen Journalisten. Der Secret Service Agent oben an der Luke verzog hingegen keine Miene. Nur das dünne, schwarze Kabel seines Ohrhörers, das seinen muskulösen Hals hinunter folgte und schließlich im Kragen seines weißen Hemdes verschwand, baumelte heftig in der steifen
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