Delta Operator (German Edition)
Straße oder in der Nähe befand, setzten sie sich langsam in Bewegung, auf den etwa zwei Meter hohen und knapp dreihundert Meter entfernten Masche ndrahtzaun zu, hinter dem die roten und weißen Leuchtlampen der Landebahn bereits zu erkennen waren.
Hotel Grand Plaza, Rom
07. Jänner 201 7
23:58 Uhr MEZ
Das heiße Wasser fühlte sich nach diesem langen, ärgerlichen Tag einfach großartig an. Lieutenant Commander Nina Wi lliams hatte sich endlich des schweren Lederkoffers entledigt, war blitzschnell aus ihrer maßgeschneiderten Uniform geschlüpft und hatte sich ins Bad ihres Hotelzimmers zurückgezogen. Der Secret Service Agent draußen am Gang der reservierten und nur für ausgewählte Personen zugänglichen Etage bewachte sie und ihren wichtigen Koffer. Eigentlich bewachte der Mann mehr den Koffer. Aber das war Nina ziemlich egal. Immerhin hatte sie jetzt endlich ihre Ruhe und der Koffer war beim Secret Service bestens aufgehoben.
Zusammen mit dem Präsidenten und dem Vorsitzenden der Vereinigten Stabschefs, einem Viersternegeneral der Army, der im Hotel zur US-Delegation gestoßen war, befanden sich noch an die siebzig andere Amerikaner – zum Großteil Journalisten – in der abgeschotteten Hoteletage. Dieser gesamte Tross hatte dem erst vor einer knappen Stunde offiziell für beendet erklärten Staatsbesuch bei Ministerpräsident Tornatore beigewohnt und war Zeuge einer Vertiefung der amerikanisch-italienischen Freundschaft geworden. Die beiden Länder standen sich seit dem zweiten Irakkrieg unter George W. Bush besonders nahe und Präsident James war stets als Erhalter und Verbesserer dieser Beziehungen aufgetreten. Selbst als vor Jahren, während des Irakfeldzuges ein italienischer Geheimdienstoffizier versehentlich bei einer Straßensperre in Bagdad von US-Marines erschossen worden war, hatte die enge Beziehung der beiden Staaten nur kurz gelitten. Die Sache war dann schnell wieder vom Tisch gewesen und das Leben ging weiter.
Jetzt, da er eine wegweisende Änderung der US-Außenpolitik im Iran im Schilde führte, war James massiv an einer Übernahme der Besatzungs- und Friedenssicherung struppen durch die UNO interessiert. James hatte in den letzten beiden Amtsjahren seiner ersten Legislaturperiode viel Zeit und Mühe darauf verwendet, die arg verkümmerten Bande zwischen den USA und der UNO wieder neu zu knüpfen. Jetzt, da er vorhatte, seine Truppen völlig aus dem Iran zurückzuziehen, sollten sich diese Beziehungen wirklich bewähren. Dazu gehörten natürlich auch intensive Vorbereitungsgespräche mit den Staatschefs der wichtigsten Partnerländer. Im Hintergrund mussten Fäden gezogen werden und eigene Wünsche, die zukünftigen Entscheidungen der jeweiligen Gastländer betreffend, galt es gekonnt in Worte zu fassen, ohne die jeweiligen Gesprächspartner auf die typisch amerikanische Art vor den Kopf zu stoßen.
Und aus genau diesem Grund waren sie nun hier in Rom, der letzten Station ihrer Werbekampagne quer durch Europa, angelangt. Williams hatte zum Glück nur die letzte Station der Reise mitmachen müssen, nachdem ihr vom löchrigen Blin ddarm gequälter Vorgänger das übrige Programm bis nach Neapel bestritten hatte. Nur dass sie morgen wieder mit zurück in die Staaten fliegen sollte, um dort den verdammten Koffer im Weißen Haus abzuladen und danach wieder über den Atlantik zurück zu ihrem Verband zu jetten, fand sie gelinde ausgedrückt einfach nur idiotisch. Die zuständigen Stellen, die die auserwählten Offiziere für den Dienst als Football-Träger einteilten, waren anscheinend durchwegs von Analphabeten und Schreibtischattentätern durchsetzt.
Nina Williams versuchte nun, diese ärgerlichen Gedanken für den Augenblick zu verbannen. Die ätherischen Öle, die sie dem Badewasser beigesetzt hatte, wirkten einschläfernd und beruhigend auf die groß gewachsene, dunkelhaarige Navy-Offizierin italienischer Abstammung. Williams Vater, ein ble icher, breitschultriger Seebär mit irischen Vorfahren hatte sich vor knapp vierzig Jahren in Neapel in eine kleine, wunderschöne Italienerin verliebt, die er dann einfach mit in die Staaten genommen und dort geheiratet hatte. Nina Maria, so war ihr vollständiger Name, war dann als jüngstes von drei Mädchen zur Welt gekommen. Schon sehr früh hatte sie sich für die Seefahrt interessiert und damit dem alten Master Chief einen Herzenswunsch erfüllt. Als sie dann, Jahre später, die Marineakademie in Annapolis mit Auszeichnung
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