Delta Operator (German Edition)
abgeschlossen hatte, waren dem raubeinigen Seefahrer Tränen in den Augen gestanden. Seine fast gleichzeitige Pensionierung und die Wehmut des Abschiedes von seiner geliebten Navy, waren damals völlig vom uneingeschränkten Stolz eines glücklichen Vaters verdrängt worden.
Und jetzt, in der Blütezeit ihrer Karriere, in der sich alles entschied, ob sie befördert und eventuell ein eigenes Ko mmando auf See zugesprochen bekam, jetzt lag sie hier in dieser weißen, sündteuren Badewanne und ließ die kleinen Luftbläschen des Badesalzes ihre glatten Oberschenkel entlang und schließlich den Rücken empor kribbeln.
Es fühlte sich irgendwie wunderschön und gleichzeitig vö llig falsch an. Sie sollte jetzt nicht hier sein und ein heißes Schaumbad genießen. Nein, sie sollte jetzt die kalten, winterlichen Gewässer des Mittelmeeres durchkreuzen und die israelische Manövertaktik studieren. Es war ganz einfach verkehrt, und damit hatte es sich auch schon.
Nina atmete gerade entspannt aus, als ihr aus heiterem Himmel wieder jene Szene vor ihrem Abflug am Weihnacht sabend am Dulles Airport in den Sinn kam. Sie ärgerte sich, dass ihr Captain Peters und seine Frau, General Sarah mit ihrem verdammten unbeschreiblichen Glück nicht aus dem Sinn gingen. Wieder sah sie das Lächeln der beiden Menschen, die sich nach langer Trennung endlich wieder begegnet waren. Und wieder war der Stich, der ihre entspannten Gefühle vertrieb, gemein und unerwartet. Wie konnte sie nach all der Zeit immer noch so unvorbereitet auf diese plötzlichen Gefühlsschwankungen reagieren, fragte sie sich nicht das erste Mal.
Sie verfluchte Captain Peters und seine schöne Frau. Wie konnten die beiden ihr das nur antun? Sie war ganz alleine, schon viel zu lange, hatte alles verloren, was ihr wichtig war. Und dann das! Alles Glück dieser Erde direkt vor ihren Augen. Es war wie eine Ohrfeige gewesen, ein schallender Schlag ins Gesicht, der sie umgehauen hatte und den sie immer noch si edend heiß spürte.
Wenn er doch bloß nicht den verdammten Hubschrauber genommen hätte. Dann wäre ihm nichts passiert. Vielleicht hätte er alles anders gemacht, wenn sie nicht auch an Bord gewesen wäre, vielleicht wäre gar nichts passiert, wenn sie nicht in seiner Nähe gewesen wäre. Sicherlich hatte sie seine Geda nken verwirrt, wahrscheinlich hätte er anders reagiert, wenn sie…
Tränen sickerten aus ihren Augen, als sie leise zu weinen begann. Die Erinnerungen türmten sich zusammen mit einem unbeschreiblichen Schuldgefühl wie bedrohlich hohe Wellen neben ihr auf und schlugen dann mit aller Macht wie eisige Brecher über ihr zusammen. Trotz der Wärme des Wassers, zitterte sie bald am ganzen Körper. Sie schüttelte sich heftig in einem unkontrollierten Weinkrampf, der ihr alle Energie, die ihr das warme Bad vielleicht verliehen hatte, grausam wieder entriss. Das Glas mit dem roten Wodka, das am Rand des Whirlpools stand, zersprang in tausend Scherben, als es ihre Hand hinwegfegte. Nur mühsam gelang es ihr, sich nach einer ihr unbekannten Zeitspanne wieder einigermaßen unter Kon trolle zu bringen. Ob es nur einige Sekunden oder gar mehrere Minuten gewesen waren, die der Rückfall gedauert hatte, sie wusste es nicht. Das Schluchzen verging langsam wieder, doch das schwarze Loch, dort wo ihr Herz hätte sein müssen, das blieb.
Leonardo da Vinci Flughafen - Fiumicino, Rom
08. Jänner 2017
00:56 Uhr MEZ
Das erste Hindernis hatten sie relativ problemlos hinter sich gebracht. Der Maschendrahtzaun hatte sich als ausgesprochen stabil erwiesen und sogar Sergeant Dobbs mit seinem schweren Rucksack war ohne Probleme darüber geklettert. Ein Loch im Zaun hätte man womöglich entdeckt und anschließend wäre hier wohl die Hölle los gewesen. Deshalb hatten sich die be iden Männer dazu entschlossen, die paar Minuten länger zu investieren und den Zaun auf die herkömmliche Methode zu überwinden.
Jetzt befanden sie sich mehrere hundert Meter entfernt von der Stelle, wo sie in das Gelände eingedrungen waren und kauerten sich auf den kalten, beinahe gefrorenen Boden nieder. Das grelle Blinken der Positionsleuchten neben der Landebahn war sehr unangenehm und reduzierte die Leistungsfähigkeit der Nachtsichtgeräte erheblich. Dieses Problem hatten die beiden Marines bei ihrer Planung für den Einsatz offensichtlich nicht berücksichtigt. Das ärgerte Dobbs, doch er versuchte jetzt, das Beste daraus zu machen.
Die beiden schwarzen Gestalten lagen
Weitere Kostenlose Bücher