Delta Operator (German Edition)
ausgestreckt zwischen zwei Stromtransformatoren, die die Landebahn mit Energie versorgten und beobachteten die großen Gebäude der Terminals, die sich grob geschätzt etwa einen knappen Kilometer entfernt befanden. Erste Nebelschwaden zogen vom Meer herauf und verhüllten teilweise den Blick auf die Reihe der geparkten Maschinen. Der leichte gefrierende Regen des Nachmittags hatte inzwischen aufgehört. Dobbs wusste nicht, was er vom Nebel halten sollte. Einerseits war er ein Segen, da sie sich so relativ sicher sehr nahe an ihr Ziel herantasten konnten. Andererseits war aber auch die Gefahr sehr groß, unerwartet mit Patrouillen zusammenzustoßen, da man sie einfach nicht früh genug sehen konnte. Positiv war wiederum, dass Geräusche durch die feuchte, neblige Luft besser gedämpft wurden. Doch bis heute Nacht war noch kein einziges Mal Nebel aufgezogen, deshalb hatte Dobbs ihn auch nicht in seine Planungen miteinbezogen. Abwarten, dachte er sich, abwarten und improvisieren. Bis jetzt hielt sich der Nebel jedoch in Grenzen.
„Die Beleuchtung ist genauso schlecht, wie sonst auch“ flüste rte Lavinski und sagte genau das, was Dobbs auch gerade gedacht hatte. Anscheinend sahen die Italiener keinen großen Sinn darin, das Flugfeld besser auszuleuchten, nur weil eine Boeing der Air Force hier parkte. Selbst wenn es sich dabei um das Flugzeug des US-Präsidenten handelte.
„O.K., los geht’ s“ befahl Dobbs leise und richtete sich vorsichtig auf. Kniend warteten sie noch einige Augenblicke, dann liefen sie zusammen im Schutz der Dunkelheit los. Alle zwei oder drei Minuten mussten sie sich ins abgestorbene graue Gras werfen, da wieder ein Flugzeug landete und die Landebahnbeleuchtung auf volle Stärke geschaltet wurde. Auf diese Weise, immer zwei Minuten laufend, dann wieder zwei Minuten liegend, brauchten sie beinahe zwanzig Minuten, bis sie schließlich schwer atmend im Schatten eines der großen Hangars verschwanden. Dobbs spähte fast augenblicklich wieder um die Kante der Wellblechfassade und beobachtete das Flugfeld. Dann sah er zuerst die beiden Polizisten und fast gleichzeitig den deutschen Schäferhund, den sie an der Leine führten. Zu allem Überfluss bewegte sich die Streife auch noch genau auf Dobbs zu.
„ Verflucht“, flüsterte er nur, um dann fieberhaft zu überlegen, was er jetzt tun sollte.
01:32 Uhr
Dobbs sah sich hektisch um. Sein Herz klopfte und er begann zu schwitzen. Mit dem Rücken lehnte er an einem der großen Hangars, in dem Wartungs- und Reparaturarbeiten an verschiedensten Linienmaschinen durchgeführt wurden. Vor sich, in der nebligen, feuchten Dunkelheit konnte er in ein paar hundert Metern Entfernung das schwache Glimmen einiger Laternen erkennen, die die Straße außerhalb des Zaunes erhellten. In dieser Richtung würden sie niemals entkommen können. Es blieb nur der Weg entlang des Hangars. Dann müssten er und Lavinski abwarten, wohin die Streife sich wandte.
Er tippte Lavinski auf die Schulter und bedeutete, ihm schnell zu folgen. Ihre Stiefel knirschten leise auf dem feuc hten, teilweise trotz des Streusalzes eisigen Asphalt, als sie sich entlang der dunklen Blechfassade davon stahlen. Die Nachtsichtgeräte waren hier, im Schatten des Hangars voll funktionstüchtig und erhellten Dobbs Blickfeld in einem flimmernden Grünton. Warme Objekte, wie Menschen oder laufende Maschinen würden durch den zusätzlich aktivierten Infrarotscanner als gelbe, orange oder rote Flecken erscheinen, je nachdem, wie warm das Ziel war. Der schwere Rucksack auf Dobbs Schultern machte sich langsam bemerkbar, als er sich schwer atmend der Gebäudekante näherte. Mittlerweile mussten die beiden Polizisten eigentlich das andere Ende der Halle erreicht haben, schätzte Dobbs, als er sich umsah und angespannt in die Richtung spähte, aus der er gerade gekommen war. Doch er konnte das andere Ende des Hangars bereits nicht mehr erkennen, der Nebel war dichter geworden. Er hatte also keine Ahnung, wie nahe die Streife ihm schon war und ob der Hund bereits irgendetwas gewittert hatte. Hastig bremste er kurz vor dem Mauereck ab und schob den Kopf langsam um die Kante. Eine nur durch spärliches Restlicht der riesigen, jenseits der Halle stehenden und in die andere Richtung scheinenden Flutlichtanlagen erhellte Fläche, die teilweise mit recht hohem, abgestorbenen Gras bewachsen war, trennte einige dunkle, kleine Schuppen von dem etwa vier Meter breiten Asphaltstreifen, der entlang der
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