Delta Operator (German Edition)
Marvin James verließ den Wagen, spürte den R egen und die beißende Kälte des Windes und verzog angewidert das Gesicht. Er stülpte sich den Kragen seines Mantels hoch und folgte seinen Leibwächtern in Richtung des Flugzeugs. Direkt hinter ihm, ebenfalls eskortiert von zwei Secret Service Agenten, folgte Commander Nina Williams mit dem Football , der mit Handschellen an ihr Handgelenk gefesselt war. Sie hatte den gestrigen Tag der Staatsgespräche hinter sich gebracht und wollte nur mehr weg von hier. Weg aus dem Regen, weg von all den Politikern, zurück auf ihren Träger. Der sehr mürrische Gesichtsausdruck der Navy-Offizierin sagte zumindest etwas in der Art aus.
Auch der Wagen hinter dem Präsidenten wurde von me hreren Agenten belagert, als sich dessen Türen öffneten. Der Mann, der ausstieg, trug die Uniform der US Army. An seinen Schultern blinkten vier silberne Sterne. Der Vorsitzende General der vereinigten Stabschefs, General Will Arnold, trotzte dem Wetter und verzog keine Miene. Seinem grauen, kurz geschorenen Haar konnte der böige Wind nichts anhaben. Seine Schiffchenmütze mit den obligatorischen vier Sternen saß wie angeklammert auf seinem Kopf. Er wirkte wie der Fels in der Brandung, als er durch die Reihen der Agenten schritt und dem Präsidenten in die Maschine folgte. Schließlich hatte der gesamte Tross die Wagen verlassen und war im Inneren der Air Force One verschwunden. Ein letztes Mal checkten die Agenten die Umgebung, dann bestiegen auch sie das Flugzeug.
Etwa drei Kilometer entfernt fror Corporal Marvin Lavinski erbärmlich, als ihm das kalte Regenwasser in den Kragen sickerte und seine Wirbelsäule entlang lief. Neben ihm kauerte Sergeant Bruce Dobbs im tiefen Morast des Abhangs und versuchte, seine Ausrüstung halbwegs trocken zu halten. Das war angesichts des starken Regens, der so gegen vier Uhr morgens eingesetzt und seitdem nichts von seiner Intensität verloren hatte, alles andere als leicht. Die beiden Marines hatten sich fachmännisch im Dickicht eines kleinen Hügels außerhalb des Flughafens eingegraben und dabei darauf geachtet, freie Sicht auf die Startbahn zu haben. Die Regenablaufgräben, die die beiden angelegt hatten, konnten die niederprasselnden Wassermassen nur zum Teil davon abhalten, den Unterschlupf vollständig zu überschwemmen.
Seit Mitternacht saßen sie nun hier in ihrer Stellung und warteten. Und jetzt, so erkannte Dobbs, als er durch sein Fer nglas hinunter auf die Rollbahn spähte, trat der zweite Teil ihrer Operation in seine entscheidende Phase.
„Mach di ch bereit Marv“, sagte er leise, „es geht los.“
Commander Nina Williams ließ sich in den weichen, warmen Sessel fallen, der ihr von einem der Secret Service Agenten zugewiesen worden war. Kurz hatte man sie von dem Koffer befreit, der an ihr Handgelenk gekettet war, damit sie sich ihren dicken Mantel ausziehen konnte, den sie im angenehm temperierten Inneren der Air Force One nicht brauchen würde. Nun stand der Football vor ihr am mit teurem Teppich ausgelegten Boden und schien sie anzustarren. Nina erwiderte den „Blick“ des Koffers und schüttelte dann kaum merkbar den Kopf.
„Unglaublich“, murmelte sie und fragte sich nicht das erste Mal, warum zum Teufel sie das hier alles mitmachen musste. Zumindest hatte sie Kopfschmerzen. Das war doch mal was, mit dem man einen weiteren beschissenen Tag beginnen konnte.
„Commander“, hörte sie die dunkle, raue Stimme Gen eral Will Arnolds neben sich und machte sich daran, aufzustehen, so wie sich das gegenüber einem so hochrangigen Offizier auch gehörte. Doch der Viersternegeneral hob abwehrend die linke Hand und bedeutete ihr, sitzen zu bleiben. Stattdessen war die Andeutung eines Lächelns auf seinem Gesicht zu erkennen.
„Ist hier noch frei?“, fragte er ruhig.
„Natürlich, Sir“, antwortete Nina und war überrascht, dass sie gefragt worden war. Der General nickte zufrieden und drückte einem der Agenten seine Mütze und seinen nassen Mantel in die Hand. Er setzte sich hin, schnallte sich an und wandte sich dann wieder an Williams.
„Glauben Sie´s mir oder nicht“, begann er, „aber ich ha sse das Fliegen.“ Er sah wirklich nicht so aus, als fühle er sich ausgezeichnet fand Nina, die ihn kurz betrachtete.
Die kurzen grauen Haare, der ebenfalls kurze getrimmte, dichte Oberlippenbart und das überraschend freundliche Glä nzen in seinen grauen Augen verlieh ihm eine beinahe großväterliche Ausstrahlung. Er
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