Delta Operator (German Edition)
war nicht besonders groß, verfügte jedoch über eine Körperhaltung und eine Präsenz, die ihn automatisch größer und einschüchternder wirken ließ. Ganz konnte er jedoch seine leichte Unsicherheit nicht verbergen.
Er war sein Leben lang ein Infanterist gewesen und noch nie, weder in den beiden Golfkriegen gegen den Irak, in Som alia, in Afghanistan, oder zuletzt im Iran war er gerne geflogen, hatte es so gut es ging vermieden oder seine Furcht mit viel schauspielerischem Talent verborgen. Zum Fallschirmjäger hätte er nicht getaugt, doch das interessierte jetzt niemanden mehr. Durch verbissene Arbeit und allerletzten Einsatz für sein Land an allen Fronten seit den frühen Achtzigern des vorigen Jahrhunderts hatte er es die Karriereleiter hinauf bis an die Spitze der Vereinigten Stabschefs gebracht. Diesen Posten hatte er nun sein etwas mehr als eineinhalb Jahren inne und es würde sein letztes Kommando sein. Danach würde der wohlverdiente Ruhestand auf ihn und seine Frau Helen warten.
Nina, die nur verhältnismäßig wenig über diesen alten I nfanteristen wusste, lächelte ihn freundlich an, sie verstand ihn, voll und ganz. Nicht jeder flog gerne, manche hassten es geradezu. Außerdem machte ihr der Wodka, von dem sie wieder einmal zu viel vernichtet hatte, selbst einigermaßen zu schafften.
„Mir geht´s da genauso, Sir“, sagte sie und erntete einen dankbaren Blick des hohen Offiziers.
„Ich bin mir aber sicher“, ergänzte sie rasch, „dass wir´s überleben werden.“
„Ja“, brummte Arnold in Richtung Williams, „das will ich hoffen.“
Mit zunehmender Beunruhigung hatte er inzwischen bemerkt, dass die Turbinen der Maschine an Leistung zugenommen hatte und sich die Boeing nun in Bewegung setzte. Wieder sah er Williams an.
„Tun Sie mir einen Gefallen?“
„Natürlich, Sir.“
„Erzählen Sie mir was, bis wir oben sind. Ganz egal was, das entspannt mich.“
Arnold sah sie ernst an, als er seine Bitte vortrug.
„Natürlich, Sir“. Nina konnte nicht anders, als den höc hsten Mann in Uniform im Dienste der Vereinigten Staaten trotz ihres brummenden Schädels und des flauen Gefühls in ihrem Magen irgendwie sehr sympathisch zu finden.
„Interessieren Sie sich für die Angriffstaktik der israel ischen Marine?“, fragte sie freundlich.
Arnolds Mundwinkel verzogen sich zu einem schwachen Lächeln, während seine Hände sich um den zugezogenen Gurt verkrampften.
„Brennend“, antwortete er.
„Okay, da ist sie. Frisch poliert und pünktlich auf die Minute.“ Sergeant Bruce Dobbs sah die riesige 747 langsam auf ihre Startposition rollen. Er checkte den Runway und die Zufahrtsstraßen zum Flughafen, auf die er Einsicht hatte. Nichts außergewöhnliches, fand er, alles lief nach Plan.
„Verbindungsaufnahme zum Empfänger, Marv“, befahl er. Corporal Lavinski hatte die schwarze Sendeeinheit hoc hgefahren und die Routineüberprüfungen abgeschlossen.
„Alles klar, Sarge. Verbindung steht. Kontakt verifiziert und gesichert. Von mir aus kann´s losgehen.“
„Countdown auf vier Stunden einstellen“, befahl Dobbs.
„Bestätigt. Null- Vier Stunden, Null Minuten. Countdown eingegeben und gesetzt. Bestätigung vom Empfänger erhalten“, ratterte Lavinski herunter.
„Waffe scharf machen“, flüsterte Dobbs.
„Bestätige. Waffe ist scharf. Rattenscharf, Sarge.“
„Start des Countdowns auf mein Zeichen hin.“
Dobbs spähte durch das Fernglas und beobachtete die Air Force One, die umgedreht und am Ende der Startbahn Aufstellung genommen hatte. Es war sein ausdrücklicher Befehl, die Bombe erst dann zu aktivieren, wenn das Flugzeug abgehoben hatte. Nur so konnte der minutiös errechnete Countdown die Bombe genau über der tiefsten Stelle des Atlantiks zur Detonation bringen. Vorausgesetzt, die Maschine folgte ihrem Flugplan. Doch ein Abweichen war sehr unwahrscheinlich und in den letzten Jahren praktisch nie vorgekommen. Außerdem hatte Dobbs erst vor etwas mehr als einer halben Stunde die letzte Bestätigung von General Garrett erhalten, dass alles wie geplant ablief. Und das genügte ihm.
„Bereitmachen“, flüsterte Dobbs, als er das Anschwellen der schweren Triebwerke der Maschine hörte. Einige A ugenblicke schien die Boeing wie festgenagelt, doch dann setzte sie sich langsam und majestätisch in Bewegung. Das Triebwerksgeräusch hatte sich mittlerweile zu einem ohrenbetäubenden Donnern gesteigert, dass noch einmal viel lauter sein sollte, wenn die Maschine
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