Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Delta Operator (German Edition)

Delta Operator (German Edition)

Titel: Delta Operator (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Gruber
Vom Netzwerk:
sich an seinen Assistenten, der ihn immer bei Auslandsreisen begleitete.
    „Ich kann mir gut vorstellen, dass wir heute keinen E rfolg haben werden, Pete.“
    Der etwa vierzigjährige, langjährige Spitzenbeamte des A ußenministeriums, der den Außenminister begleitete, teilte den Pessimismus seines Chefs.
    „Ja, Herr Minister. Es wird eine Herausforderung. Sogar für Sie“, sagte er diplomatisch. Ganz so, wie er es in jahr elanger Arbeit unter verschiedenen Ministern gelernt hatte. Was er wirklich von ihrer Mission hielt, behielt er natürlich für sich. Die verschiedenen Warlords, Glaubensführer und sonstigen selbst ernannten Volksvertreter an einen Tisch zu bekommen war schon äußerst schwierig gewesen und glich einer diplomatischen Meisterleistung. Und jetzt, in den wenigen Tagen, die er zur Verfügung gestellt bekommen hatte, den von Washington erwarteten Konsens über die zukünftige, provisorische Regierungsbildung im Iran zu erzielen, wozu man normalerweise Wochen und Monate benötigte, das war etwas, das ganz einfach unmöglich erschien. Und genau das hatte Minister Morales auch President James mitgeteilt, als er mit ihm in Rom telefoniert hatte. Doch die Anweisungen waren die gleichen geblieben.
    „Sie machen das für mich da unten, Victor“ hatte James g esagt. „Ich brauche dringend Ergebnisse, verstanden? Ich verlasse mich auf Sie.“
    Warum fühlte er sich dann trotzdem so verlassen, fragte sich Victor Morales und griff nach seiner Aktentasche.
     
     
    Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik
    Hohe Warte, Wien
    09. Jänner 2017
    08:17 Ortszeit
     
    Stirnrunzelnd betrachteten die beiden Meteorologen den 2 3-zölligen Flachbildschirm in dem abgedunkelten Raum. Julia Schlüter, die älteste und erfahrenste unter den Wettervorhersagern der Hohen Warte, stand neben ihrem jungen Kollegen, griff nach der Maus und zoomte den Ausschnitt des Satellitenfotos näher heran. Das, was ihr im großen Maßstab schon nicht gefallen hatte, sah aus der Nähe betrachtet auch nicht besser aus.
    „Die Temperaturen sind außergewöhnlich tief“, murme lte sie, als sie die Protokolle mit den gemessenen Tiefstwerten überflog. Dann zoomte sie wieder zurück und vermaß die Ausdehnungen des Tiefs, das sie schon seit Tagen beobachteten.
    „ Ja“, sagte sie nur, „das dürfte ein neuer Rekord sein.“ Die Größe des Tiefs, dessen Zentrum jetzt vom Golf von Genua ostwärts auf das Festland Norditaliens zuwanderte war außergewöhnlich.
    „Zeigen Sie mir die Computermodelle“, sagte sie zu i hrem jungen Kollegen, nahm ihre Brille ab und rieb sich die geröteten Augen. Die ganze Nacht hatte sie durchgemacht und an ihrem Buch gearbeitet. Es war ein Fachbuch, in dem sie ihre gesamte umfangreiche berufliche Erfahrung eingebracht hatte, und das jetzt, kurz vor ihrem Ruhestand veröffentlich werden sollte. Das hier, was sie jetzt vor sich auf dem Bildschirm sah, hatte genug Qualität für ein eigenes Kapitel, dachte sie.
    „Los geht`s“, hörte sie ihren jungen Kollegen unpassend gutgelaunt sagen, als dieser die virtuelle Simulation des we iteren Verlaufs des riesigen Tiefdruckgebietes startete. Mehrere Augenblicke folgte sie dem Geschehen auf dem Bildschirm, las die angezeigten Werte und die prognostizierten Parameter. Dann atmete sie hörbar aus.
    „Okay, Jürgen“, sagte sie ruhig, „bereite eine Wetterwa rnung für den Westen von Bregenz bis Salzburg vor. Sieht nach einem Haufen Neuschnee aus. Informationen an die Lawinenkommissionen und den Katastrophendienst. Das hier“, sagte sie und zeigte auf die weißen Wolkenfläche, die einen Großteil des südlichen Mitteleuropas verdeckte, „das hier wird uns noch einigen Ärger bescheren.“
     
     
    Leonardo da Vinci Flughafen - Fiumicino, Rom
    09. Jänner 2017
    09:28 Uhr Ortszeit
     
    Die Wagenkolonne preschte über den gesperrten Teilb ereich des Flughafens und bremste abrupt direkt vor der startbereiten Boeing des Präsidenten ab. Schwere Regentropfen prasselten auf den schwarzen, polierten Lack der gepanzerten Limousinen. Ein Kordon aus Secret Service Agenten schirmte eine einzige der Limousinen hermetisch gegen außen hin ab. Die Tür des Wagens öffnete sich und zwei weitere Agenten verließen den Wagen. Die hellgrauen Trenchcoats der Männer wurden in Sekundenschnelle vom Starkregen durchnässt. Sofort wurden mehrere Regenschirme aufgespannt, um den Präsidenten halbwegs trocken über die Gangway hinauf ins Innere der Boeing zu befördern.
    President

Weitere Kostenlose Bücher