Dem Feuer ergeben
ihr übers Gesicht, das Atmen fiel ihr schwer. Sie schnappte nach Luft, doch das Gefühl zu ersticken wurde stärker.
Hyperventilierend sprang sie auf und flüchtete sich ins Badezimmer. Mit zittrigen Händen drehte sie den Wasserhahn auf und ließ das Waschbecken volllaufen. Dann tauchte sie ihr Gesicht in das Wasser ein. Dieses Ritual half ihr, sich wieder zu entspannen und die Geschehnisse kurz zu vergessen.
Als sie den Kopf wieder aus dem kühlen Nass hob und sich mit einem Handtuch abtrocknete, waren die Gefühle hinter einer Mauer der Belanglosigkeit verschwunden. Lilia atmete mehrmals tief ein und aus, doch als sie zum ersten Mal seit langer Zeit wieder in den Spiegel blickte, stieg die Panik erneut in ihr hoch.
Sie blickte in ein fremdes Gesicht. Blasse Narben gaben Hinweise auf das schreckliche Feuer, das ihren Körper um ein Haar verzehrt hätte. Zwar heilte die Haut von Vampiren schneller, als die von Menschen, doch starke Verletzungen hinterließen auch bei ihnen Spuren.
Die Tatsache, dass ihre sonst dunkelblauen Augen nun bernsteinfarben leuchteten und ihre Haare nicht mehr asch-, sondern kupferblond waren, ließ sie jedoch vorerst vor ihrem eigenen Spiegelbild zurückweichen.
>Das bin doch nicht ich.
Sie berührte ihre Haare, schnupperte daran und pikste sich dann ins Auge, nur um sicher zu gehen, dass ihr nicht jemand einen bösen Streich gespielt hatte und sie in Wahrheit farbige Kontaktlinsen trug. Diese Prozedur wiederholte sie mehrmals, bis sie wirklich hundertprozentig davon überzeugt war, dass das Feuer diese seltsame Verwandlung bei ihr bewirkt haben musste. Doch nun zog auch noch etwas anderes die Aufmerksamkeit auf sich. Bei der gründlichen Inspektion war ihr das Symbol auf ihrem Rücken nicht entgangen. Wie ein Tattoo prangte es auf ihrem Schulterblatt:
Lilia kannte dieses Zeichen, es stand für das Element Feuer. Man hatte sie mit ihrem fürchterlichen Schicksal gebrandmarkt. Empört versuchte sie es mit einer Nagelbürste abzuschrubben. Doch damit bewirkte sie nur, dass ihre Haut sich aufgrund des Drucks mit den rauen Borsten rötete. Das Symbol wurde nicht blasser. Ein verzweifelter Schrei entrang sich Lilias Kehle. Das durfte doch nicht wahr sein. Frustriert warf sie die Nagelbürste ins Waschbecken, das daraufhin einen kleinen Sprung bekam. Doch das war ihr gar nicht aufgefallen. Lilia stieg zurück ins Bett und rollte sich wie eine Zimtschnecke unter der warmen Daunendecke zusammen. Sie weinte bis die Erschöpfung sie übermannte und einschlafen ließ.
Im Traum war alles in Ordnung, da konnte keiner sie verletzen und niemand erwartete etwas von ihr. Aber diese Zeit ging immer viel zu schnell vorüber. So sehr sie sich auch anstrengte in dieser Welt zu bleiben, sie schaffte es einfach nicht.
Unzufrieden schlug sie die Decke zurück. Sie konnte sich nicht weiter in ihrem Zimmer verkriechen. Egal, wie groß der Wunsch danach auch war. Da sie nicht wusste wohin, entschied sie sich das Zimmer ihres Cousins aufzusuchen. Er hatte ihr zwar erklärt, wo es sich befand und dass sie ihn jederzeit – wirklich egal, wann – besuchen könnte, doch in ihrem Kummer gefangen hatte sie ihm nicht zugehört. Lilia wusste nur, dass es sich im Hauptquartier des Ordens befand.
Allein das Testosteron, das in der Luft lag, machte ihr klar, dass sich in diesem Gebäude erbarmungslose Krieger aufhielten. Es war seltsam zu wissen, dass der Orden noch existierte. Und genauso komisch fühlte es sich an, sich hier als Gast aufzuhalten.
Nach einer kurzen Dusche trat sie zum ersten Mal seit ihrer misslungenen Flucht wieder auf den Flur. Nervös blickte sie sich um. Sie wollte um alles in der Welt vermeiden, einem der Krieger zu begegnen. Sie wusste, dass sie sich vor ihr ekelten, oder vielmehr – sie verabscheuten. Sie selbst konnte die Magie riechen, die ihrer Haut anhaftete. Die Vampire in diesem Quartier waren darauf trainiert, den leisesten Hauch von Magie zu spüren und die Ursache dafür zu beseitigen. Eilig lief sie den Flur herunter. Ihre volle Konzentration war darauf gerichtet, Richards Präsenz wahrzunehmen.
Lilia hatte die Augen geschlossen und so bemerkte sie den muskelösen Vampir erst, als sie gegen seine durchtrainierte Brust stieß. Erschrocken stammelte sie eine Entschuldigung in seine Richtung. Mit einem tiefroten Kopf ging sie um ihn herum, um ihre Suche –mit offenen Augen- fortzusetzen.
Der Vampir wollte Lilia nicht so einfach davonkommen lassen. Er stellte
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