Dem Feuer ergeben
auf. Lilia fühlte sich frei. Sie hörte nicht die Stimme ihres Cousins, der ihr zuschrie, endlich aufzuhören. Sie war dem Wahnsinn verfallen. Ihr Körper glühte, einzelne Feuertropfen fielen zu Boden und verbrannten das Gras zu ihren Füßen. Immer wieder holte sie mit dem Schwert aus. Sie wollte Martin verletzen.
>Ich hasse dich
Lilia hatte vergessen, dass der Mann vor ihr nicht Martin war. Die unbändige Wut in ihr verlangte gestillt zu werden. Ihr ganzer Hass fokussierte sich auf diesen Mann. Die Angst stand Christian in seinen dunklen Augen geschrieben, als Lilia zum tödlichen Schlag ausholte. In diesem tiefen Schwarz spiegelte sich Lilia wider. Plötzlich hielt sie inne. Es war nicht nur ihr eigener Anblick, der sie zurückschrecken ließ. Martins Augen waren niemals schwarz gewesen. Grün, grasgrün müssten sie eigentlich sein. Mit einem dumpfen Schlag fiel das Schwert zu Boden.
>Nicht Martin
Sie hätte in ihrem Wahnsinn fast einen Unschuldigen getötet. Lilia blickte auf ihre Hände, die rote Funken versprühten. Was passierte mit ihr? Ihre Tränen verdunsteten, kaum dass sie auf ihre glühende Haut trafen. Richard schob mit seinem Fuß die Waffe ein Stückchen von Lilia weg und näherte sich ihr vorsichtig von der Seite.
>Lilia?
>Er ist nicht Martin. Er ist es nie gewesen.
Völlig verwirrt blickte Richard seine Cousine an. Ihr Blick ging zu Christian, der keuchend vor ihr stand.
>Martin?
>Er ist es nicht. Er ist nicht Martin.
Lilias Körper hörte auf zu glühen und die Tränen flossen an ihrer erkalteten Wange hinab. Sie konnte ihre Emotionen nicht länger hinter einem Schutzwall verbergen. Völlig losgelöst, fing sie an zu weinen. Ihr Körper bebte und ihre Finger vergruben sich in dem Gras. Als Richard sich sicher war, dass von ihr keine Gefahr mehr ausging, ging er in die Hocke und zog Lilia zu sich. Sie presste ihr Gesicht an seine Brust und weinte bitterlich. Mit einem Mal wurde ihr bewusst, was sie alles verloren hatte. Sie weinte, um das Leben, das sie nie hatte führen können und um ihren Mann, der wahrscheinlich schon vor langer Zeit gestorben war. Vor allem aber, weinte sie um die Familie, die sie verloren hatte.
Kapitel 5
Ihr Anblick ließ Christian vergessen, dass er noch vor wenigen Minuten um sein Leben gebangt hatte. Hilflos blickte er zu der am Boden knienden Lilia, die von Richard im Arm gehalten wurde. Er würde sie nicht für das verurteilen, was sie ihm beinahe angetan hätte. Außer der Verbrennung an seinem Oberarm, war schließlich nichts passiert. Er hatte den Hass gesehen, der in ihren Augen getobt hatte und der sich offensichtlich gegen ihn richtete oder vielmehr einer Person, die ihm ähnlich sah. Lilia hatte ihn Martin genannt.
Es kränkte Christian, dass sie seinen Namen nicht kannte. Das war doch verrückt, sie machte ihn verrückt. Er war sogar eifersüchtig auf seinen besten Freund, der nur seine Cousine tröstete. Christian musste ein Knurren unterdrücken. Er wollte neben ihr sitzen und Lilia an seine Brust drücken, ihr beruhigend über den Kopf streicheln und für sie da sein. Wütend presste er die Zähne aufeinander. War er noch ganz bei Verstand? Lilia hätte ihm fast den Kopf vom Körper getrennt und trotzdem wollte er sie beschützen und trösten. Dabei hatte sie gerade allen bewiesen, dass sie stark genug war, um es mit den besten Kriegern der Welt aufzunehmen.
Anscheinend hatte der Blaue Fluch nicht nur ihr Äußeres verändert. Sein Blick ging zu dem glühenden Schwert, das das Gras unter sich verbrannt hatte. Lilia konnte das Feuer beherrschen. Als Anführer und Taktiker wusste er, dass Lilia im Kampf gegen dieses Hexenpack den entscheidenden Vorteil bedeuten konnte. Aber etwas in ihm sträubte sich gegen die Vorstellung Lilia als Waffe zu benutzen. So sehr er sich auch bemühte diesen Teil zu verdrängen, er schaffte es nicht.
Als Lilia den Gang entlang ging, fühlte sie sich völlig ausgelaugt. Die Tortur der vergangenen Nacht saß ihr schwer in den Knochen. Sie wusste nicht, was genau mit ihr passiert war, doch sie wusste, dass sie das nicht wiederholen wollte. Sie hatte beinahe einen Vampir getötet. Es machte ihr Angst wie sehr sie die Kontrolle verloren hatte.
Wenn sie das Feuer in ihr noch einmal anwendete, dann nur für eine Spezies. Unwillkürlich trieb der Gedanke daran, wie eine Hexe durch ihre Hände verbrannte, ein Lächeln auf ihre Lippen. Sie wollte Rache und Lilia war bereit, dafür alles zu tun.
Heimlich schlich
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