Dem Feuer ergeben
Fänge strichen über die pulsierende Ader und noch nie hatte Lilia etwas Erotischeres gespürt.
Jahrelang hatte sie sich gefragt, wie es wäre, sich einen vampirischen Gefährten zu nehmen. Jetzt bekam sie eine ungefähre Vorstellung davon. Sie wünschte sich, dass er die Haut mit seinen Zähnen durchstieß, um von ihr zu trinken. Sie wollte zu ihm gehören. Seine Gefährtin. Ihre Lippen öffneten sich in einem entzückten Stöhnen, als er ihr leicht in den Hals biss. Es war nicht fest genug, dass es blutete, doch eine Verheißung darauf, was kommen würde.
>Tu es, flehte sie ihn an. Trink von mir.
>Ich kann nicht
Sein Herz schlug wie wild. Es protestierte gegen die Entscheidung, die er getroffen hatte. Sein Verstand sagte ihm, dass er das einzig Richtige getan hatte, doch sein Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Er wollte zurück zu ihr. Christian sehnte sich nach dieser Frau. Er wollte sie wieder küssen. Ihre Haut schmeckte so süß nach Karamell. Ob ihr Blut auch danach schmeckte? Doch das würde er niemals erfahren.
Für Ordenskämpfer war es verboten, sich eine Gefährtin zu nehmen. Sie bedeuteten zu viel Ablenkung und dem konnte er ausnahmslos zustimmen. Wenn es nach ihm ginge, würde er am liebsten jede Minute mit diesem wunderschönen Engel verbringen. Er war so kurz davor, sie sich einfach zu nehmen.
Dabei wollte Lilia das nicht wirklich. Er hätte es sich nur zu seinem eigenen Vorteil gemacht, dass er ihrer großen Liebe ähnlich sah. Lilia wollte nicht wirklich ihn, sie wollte Martin zurück.
Richard hatte ihm alles erzählt. Er hatte es zwar niemals geschafft, Lilias Ehemann zu treffen, aber Lilia hatte ihrem Cousin Briefe geschrieben. Schon mit sechzehn Jahren hatte sie Martin kennengelernt und nur wenig später geheiratet. Irgendwann hatte das Schwein sie dann betrogen und es war aus.
Wäre dieser Martin nicht schon vor langer Zeit gestorben, hätte Christian ihn für seinen Betrug eigenhändig umgebracht. Wie konnte dieser Hund es nur wagen, Lilia zu verletzen? Er hatte dieser wundervollen Frau so viel Leid zugefügt.
Wütend zerschmetterte Christian einen Stuhl in seinem Zimmer. Das Holz zersplitterte in viele kleine Teile, doch es half nicht. Er spürte immer noch diese Wut und auch Begehren in ihm wüten.
Es fiel ihm so unendlich schwer, nicht zu ihr zurück zu gehen. In seinem Kopf formten sich Bilder, wie er die Tür aufstieß und Lilia zu sich zog, um sie zu küssen. Dann hob er sie auf seine Arme, um seinen Engel in sein Zimmer zu bringen. Er wollte sie in seinem Bett haben, ihr die unnötigen Klamotten ausziehen und … nein. Nein, nein, nein! Das durfte er sich nicht einmal vorstellen. Wütend biss er die Zähne zusammen.
Seine Fangzähne verlangten schmerzlich nach Nahrung. Ordenskrieger benötigten nicht viel Blut, eigentlich hatte er sich erst vor fünf Tagen genährt, aber der Hunger in ihm tobte schrecklich. Er verlangte, gestillt zu werden.
Christian verließ sein Zimmer. Er wollte in das Dorf, das fünfzig Kilometer von dem Anwesen entfernt lag. Normalerweise brachten Memorias die Menschen zum Quartier.
Memorias waren Vampire, die das menschliche Gedächtnis manipulieren konnten. Gewöhnliche Vampire konnten die Erinnerung dieser Spezies nur löschen. Es war aber deutlich unauffälliger das Gedächtnis nur zu verändern. Schließlich wäre es schon sehr seltsam, wenn mehr als zehn Menschen keine Erinnerungen an den vorherigen Abend hatten. Wenn man ihnen jedoch weismachte, dass sie auf einer Party gewesen waren, stellte keiner Fragen.
Christian war schon lange nicht mehr unter Menschen gewesen und am Tag war die Jagd auch etwas schwieriger. Es war leichter, sich von einem Menschen zu nähren, der bereits von Alkohol benebelt war. Auch wenn der Fusel das Blut verunreinigte und einen faden Beigeschmack verlieh.
Es dauerte etwas, bis Christian auf eine junge Frau aufmerksam wurde, die gerade den Supermarkt verließ. Sie war völlig allein und zu seinem Glück bog sie auch noch in eine kleine Gasse ein, anstatt an der befahrenen Hauptstraße zu bleiben. Er folgte ihr und das kluge Mädchen erkannte die Gefahr.
Christian hörte, wie ihr Herzschlag sich beschleunigte. Mit einem mentalen Befehl brachte er den Henkel der schwerbeladenen Einkaufstüte zum Reißen. Einige Lebensmittel verteilten sich zu ihren Füßen.
>Scheiße
Christian hatte mühelos den Abstand zu seinem Opfer verringert und kniete sich hin, um ihr die Lebensmittel aufzuheben.
>Lassen Sie mich Ihnen
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