Dem Feuer zu nah
Savannah lächelnd und nickte Emma zu, als die Fünfjährige die Hand schützend um ihr Eis legte. Die Kleine ist still, dachte sie, aber sie weiß, was ihr gehört. „Lass es dir ruhig schmecken, Honey. Ich wette, du kannst die Jungs unter den Tisch essen.”
„Ich mag Eiscreme”, erwiderte Emma mit einem scheuen Lächeln.
„Ich auch.” Mit einem Grinsen schob Savannah sich den nächsten Bissen in den Mund. „Und Schokolade ist am besten, nicht?”
„Ja, und die Schlagsahne. Miss Ed gibt einem immer ganz viel davon.” Vorsichtig legte Emma den Löffel ab. „Ich darf jetzt zu Regan gehen, meine Mama hat es erlaubt.”
„Wer ist Regan?”, fragte Bryan.
„Sie ist mit meiner Mom befreundet”, erklärte Connor. „Sie hat ein Geschäft ganz in der Nähe. Da gibt es viele tolle Sachen.”
„Wollen wir uns die ansehen?”, schlug Bryan vor.
Bevor er aufspringen konnte, legte Savannah ihm eine Hand auf den Arm. „Bryan.”
Er brauchte eine Minute. „Ach ja. Danke, Mr. MacKade. Das Eis war toll. Komm schon, Con.”
„Danke, Mr. MacKade.” Da Emma schon seine Hand hielt und daran zog, glitt Connor von der Sitzbank. Mit gerunzelter Stirn sah er seine Schwester an.
„Danke”, sagte sie, ohne ihren Bruder loszulassen.
„Gern geschehen. Grüß Regan von mir.”
„Machen wir, Mama”, rief Connor, „wir gehen jetzt zu Regan.”
„Aber fasst nichts an”, warnte Cassie, während sie einen Teller servierte und zwei weitere auf dem Arm balancierte. „Und kommt sofort wieder, falls sie beschäftigt ist.” „Ja.”
Bryan war schon draußen. Connor folgte ihm, so schnell seine kleine Schwester es zuließ.
„Ich würde sagen, Ihre Einladung war ein Volltreffer”, sagte Savannah und legte einen Arm auf die Rückenlehne.
„Sie haben auch einen gelandet. Emma ist richtig aufgetaut.”
„Es muss hart sein, wenn man so scheu ist. Sie sieht aus wie ein Engel. Ganz wie ihre Mutter.”
Wie Engel, die schon durch die Hölle gegangen sind, dachte Jared. „Cassie ist großartig. Sie muss die beiden allein erziehen. Sie wissen doch, wie schwer das ist.”
„Ja, das weiß ich.” Savannah sah zu Cassie hinüber, die gerade einen Tisch abwischte. „Sie und Cassie … stehen Sie einander nah?”
„Ich kenne sie fast mein ganzes Leben, aber nein, nicht so, wie Sie meinen. Sie ist eine gute Freundin.” Er war erfreut darüber, dass es sie interessierte. „Und eine Mandantin. Alles, was über eine gute Freundschaft hinausginge, wäre nicht ethisch, wenn ich sie anwaltlich vertrete.”
„Und Sie nehmen Ihren Beruf sehr ernst, nicht wahr, Anwalt MacKade?”
„Das stimmt. Wissen Sie, Sie haben noch nicht erwähnt, was Sie tun.”
„In welcher Hinsicht?”, fragte sie.
„Womit verdienen Sie Ihren Lebensunterhalt?”
„Ich habe alles Mögliche getan.” Savannah zuckte mit den Schultern. „Im Augenblick illustriere ich vor allem Kinderbücher.” Sie lachte, ehe sie fortfuhr. „Passt nicht so ganz zu meinem Image, was?”
„Ich weiß nicht. Um das zu beantworten, müsste ich erst einmal ein paar Ihrer Illustrationen sehen.” Er hatte jemanden entdeckt, denn er lächelte über ihre Schulter hinweg. „Hallo, Dev.”
Savannah drehte sich zur Tür um, durch die gerade ein Mann hereingekommen war. Sein Gesicht war so markant wie das von Jared. Er war genauso groß und athletisch gebaut wie Jared, und seine Ausstrahlung war ebenso selbstsicher. Nur die grünen Augen hatten einen anderen Ausdruck.
Sie kannte die Art, wie der Mann sich im Raum umsah und jedes Detail in sich aufnahm, wie er wachsam, aufmerksam seine Umgebung beobachtete. Instinktiv spannten sich ihre Muskeln an. Sie brauchte den Stern an seiner Brust nicht zu sehen, um zu wissen, dass er der Sheriff war. Polizisten erkannte sie aus einer halben Meile Entfernung. Und sie roch sie, wenn sie noch zwanzig Schritte entfernt waren.
„Ich habe deinen Wagen gesehen.” Devin nickte Cassie kurz zu und setzte sich neben seinen Bruder.
„Savannah Morningstar, Devin MacKade.”
„Freue mich, Sie kennenzulernen.” Eine hübsche Frau, dachte Devin zunächst, doch dann spürte er die Kälte und fragte sich, warum sie so abweisend war. „Sie haben das Blockhaus gekauft? Das vom Doktor?”
„Ja. Es gehört jetzt mir.”
Das war nicht nur Kälte. Es wurde immer eisiger. „Das Kind, dem ich draußen auf der Farm begegnet bin, muss Ihres sein. Bryan, nicht wahr?”
„Ja, Bryan ist mein Sohn. Er ist wohlgenährt, er geht zur Schule und
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