Dem Feuer zu nah
Sie …”
„Es ist nicht meine Art, Kinder zu erschrecken”, fauchte Savannah. „Was immer Spießer wie Sie von mir halten mögen, ich bin eine gute Mutter. Bryan hat es nie an Liebe gefehlt. Er hat alles bekommen, was ich ihm geben konnte, und …” Sie schloss die Augen und wehrte sich gegen die ohnmächtige Wut, die in ihr aufstieg. Jared hatte das Gefühl, einem Vulkan zuzusehen, der seinen Krater verschloss.
„Lassen Sie meinen Arm los”, sagte sie ruhig. „Ich möchte meinen Sohn nach Hause bringen.”
Jared betrachtete ihr Gesicht, sah das Temperament, das sich hinter dem scheinbar ruhigen Blick der braunen Augen verbarg. Er ließ sie los und schaute ihr nach, als sie zu Regans Laden ging. Dort blieb sie kurz stehen, atmete dann noch einmal tief ein und verschwand schließlich durch die Tür.
Devin kam aus dem Restaurant, blieb neben Jared stehen und kratzte sich den Kopf. „Das war ein recht interessanter Auftritt.”
„Ich habe das Gefühl, das war erst der Auftakt.” Jared schob die Hände in die Taschen. „Die Frau hält noch einige Überraschungen bereit.”
„Eine solche Frau kann einen Mann dazu bringen, seinen eigenen Namen zu vergessen.” Devin lächelte seinen Bruder an. „Kennst du deinen noch?”
„Ja, ich kann mich schwach erinnern. Ich glaube, du hattest recht mit deinem Verdacht, dass sie mit dem Gesetz in Konflikt geraten ist”.
Devin kniff die Augen zusammen. Er war für diese Stadt und ihre Bewohner verantwortlich. Und dafür, dass sie sich an die Gesetze hielten. „Ich könnte sie überprüfen lassen.”
„Nein, tu das nicht. Genau damit rechnet sie.” Nachdenklich ging Jared zu seinem Wagen. „Ich würde die Frau lieber überraschen. Dann werden wir ja sehen, was passiert.”
„Wie du meinst”, knurrte Devin, als sein Bruder einstieg. Ich werde mich nicht einmischen, dachte er. Solange die Lady mir keinen Ärger macht.
Bryan starrte aus dem Wagenfenster und zeigte seiner Mutter die kalte Schulter. Er sah nicht ein, warum Connor nicht bei ihm übernachten durfte. Heute war Samstag, und bis am Montagmorgen die dämliche Schulglocke läutete, war es noch lang.
Was sollte ein Junge ohne seinen besten Freund mit all der freien Zeit anfangen? Hausarbeit, dachte er, und verdrehte die Augen. Schulaufgaben. Ebenso gut könnte er im Gefängnis sitzen.
„Ich könnte ebenso gut im Gefängnis sitzen”, sagte er laut und sah seine Mutter herausfordernd an.
„Ja, hinter Gittern spielen sie oft Baseball und essen jede Menge Eiscreme.”
„Aber zu Hause ist es so langweilig”, beschwerte sich der Neunjährige.
„Ich werde dich schon beschäftigen”, entgegnete sie und ärgerte sich über ihre mürrische Antwort. „Tut mir leid, Bry. Mir geht im Moment viel im Kopf herum. Connor kann doch ein anderes Mal bei uns übernachten.”
„Ich hätte bei Con bleiben können. Seine Mutter hätte bestimmt nichts dagegen.”
Volltreffer, dachte sie grimmig, als sie in ihre Einfahrt einbog. „Aber deine hat etwas dagegen, mein Freund, und eine andere hast du nun einmal nicht. Als Erstes kannst du den Müll hinausbringen, den du heute Morgen vergessen hast. Danach kannst du das Chaos in deinem Zimmer beseitigen, und außerdem solltest du dich mit deinem Mathematikbuch befassen, wenn du die Ferien nicht in der Sommerschule verbringen willst.”
„Toll.” Kaum hielt der Wagen, stieg er aus und knallte die Tür hinter sich zu. Das Seitenfenster war offen, und so konnte Savannah ihn etwas davon murmeln hören, dass es zu Hause sogar noch schlimmer sei als im Gefängnis.
„Bryan Morningstar!”
Als er sich umdrehte, starrten sie einander an, sie wütend, er trotzig, beide mit geröteten Gesichtern. „Warum zum Teufel bist du mir so ähnlich?”, fragte sie schließlich und warf einen Hilfe suchenden Blick zum Himmel hinauf. „Ich hätte ein nettes, ruhiges, wohlerzogenes kleines Mädchen haben können, wenn ich mir richtig Mühe gegeben hätte. Aber nein, ich musste ja unbedingt einen frechen, übel gelaunten Jungen mit großen Füßen bekommen!”
Seine Mundwinkel zuckten. „Sei froh, sonst müsstest du den Müll nämlich selbst hinausbringen. Ein Mädchen würde wahrscheinlich jammern, dass es sich dabei schmutzig macht.”
„Ich kann den Mülleimer selbst hinaustragen”, sagte sie. „Ich glaube, das werde ich sogar tun, aber erst, nachdem ich dich hineingesteckt habe.” Sie wollte ihn packen, doch er wich ihr lachend aus.
„Du bist zu alt, um mich zu
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