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Dem Feuer zu nah

Dem Feuer zu nah

Titel: Dem Feuer zu nah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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fangen.”
    „Ach ja?” Sie rannte los und verfolgte ihn den Hügel hinauf. Er blieb stehen und lachte triumphierend. Das war ein Fehler. Sie machte einen Satz, warf ihn um und fiel mit ihm ins Gras.
    „So, wer ist hier alt, du Angeber?”
    „Du.” Er kreischte laut, als sie ihn kitzelte. „Du bist fast dreißig.”
    „Bin ich nicht. Nimm das sofort zurück.” Sie nahm ihn in den Schwitzkasten. „Nimm das zurück und rechne, Einstein. Wie viel ist dreißig weniger sechsundzwanzig?”
    „Nichts”, rief er. „Null.” Und dann, weil er Angst hatte, sich vor Lachen in die Hose zu machen, wenn sie ihn weiterkitzelte, gab er endlich auf. „Vier, okay! Vier.”
    „Denk daran, ja? Und vergiss nicht, wer von uns stärker ist.” Sie zog ihn an sich und umarmte ihn so heftig, dass er nach Luft schnappte. „Ich liebe dich, Bryan. Ich liebe dich so sehr.”
    „Mensch, Mom.” Er entwand sich ihren Armen. „Das weiß ich.”
    „Tut mir leid, dass ich dich angeschnauzt habe.”
    Er verdrehte die Augen, aber ihr entging nicht, dass sie feucht wurden. „Ich schätze, mir tut es auch leid.”
    „Du und Connor könnt am nächsten Wochenende zusammen übernachten, bei ihm oder bei uns. Versprochen.”
    „Okay, das ist cool.” Als sie ihn nicht losließ, runzelte er die Stirn. Aber eigentlich machte es nichts, dass seine Mom ihn festhielt, schließlich sah es keiner. Sie duftete gut, und ihre Arme waren so weich. Eine vage Erinnerung daran, wie sie ihn früher gewiegt und getröstet hatte, stieg in ihm auf.
    Er war einfach noch zu jung, um dies alles nicht für selbstverständlich zu halten. Seine Mutter war immer da gewesen. Sie würde immer da sein.
    „Könnten wir vielleicht nachher etwas grillen?”, fragte er.
    „Natürlich. Möchtest du Superburger?”
    „Oh, ja. Und Pommes.”
    „Was wäre ein Superburger ohne Pommes?”, flüsterte sie und seufzte. „Bryan, hat Con dir etwas über seinen Vater erzählt?” Sie spürte, wie ihr Sohn erstarrte, und küsste ihn liebevoll aufs Haar. „Ist es ein Geheimnis?”
    „So ungefähr.”
    „Ich will nicht, dass du dein Wort brichst. Aber ich habe heute erfahren, dass Connors Vater früher seine Mutter geschlagen hat. Ich dachte, wenn Connor mit dir darüber gesprochen hat, möchtest du vielleicht mit mir darüber reden.”
    Das wollte er, seit Connor es ihm erzählt hatte. Aber Connor hatte geweint. Bryan hatte natürlich so getan, als würde er es nicht merken. Und so etwas erzählte ein Junge seiner Mutter natürlich nicht.
    „Con meinte, dass er im Gefängnis sitzt, weil er sie geschlagen hat. Con meinte, dass er ihr richtig wehgetan hat … und dass er viel getrunken und ihr blaue Flecken verpasst hat und all das. Sie lassen sich scheiden.”
    „Ich verstehe.” Savannah war in ihrem Leben vielen Männern wie Joe Dolin begegnet, und sie konnte sie nur verachten. „Hat er Con auch geschlagen? Und Emma?”
    „Emma nicht.” Auch das war etwas, worüber Bryan eigentlich nicht sprechen wollte. Aber bevor er es zurückhalten konnte, sprudelte es wie von selbst aus ihm heraus. „Aber er hat Con verprügelt. Nicht, wenn seine Mom da war. Er beschimpfte ihn und schubste ihn herum. Er meinte, dass Con ein Waschlappen sei, weil er gern Bücher liest und Geschichten schreibt. Con ist kein Waschlappen.”
    „Natürlich ist er das nicht.”
    „Er ist einfach nur echt klug. Er muss kaum lernen, um in der Schule die richtigen Antworten zu geben. Und er braucht sich gar nicht zu melden, weil die Lehrerin ihn auch so aufruft.” Bryan starrte vor sich hin, und sein Gesicht verfinsterte sich. „Einige der Kids ärgern ihn immer. Mit seinem Vater und weil er der Liebling der Lehrerin ist und weil er den Baseball nicht sehr weit werfen kann. Aber wenn ich bei ihm bin, lassen sie ihn in Ruhe.”
    Savannah schloss die Augen und legte die Wange an seinen Kopf. „Du bist ein guter Junge.”
    „Bin ich nicht.” Hastig verbesserte er sich. „Wer andere einschüchtert, ist meistens selbst ein Feigling, habe ich recht?”
    „Das hast du.” Wieder seufzte sie. „Bryan, ich muss mit dir reden. Weißt du noch, als du nach Hause kamst und Mr. MacKade da war?”
    „Klar.”
    „Er ist Rechtsanwalt und war beruflich da.”
    „Haben wir Ärger?”
    „Nein.” Sie drehte ihn zu sich, um ihm ins Gesicht schauen zu können. „Wir haben keinen Ärger. Uns geht es gut. Er kam wegen … Mein Vater ist gestorben, Bryan.”
    „Oh.” Er empfand nichts als ein mildes Erstaunen. Er

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