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Dem Feuer zu nah

Dem Feuer zu nah

Titel: Dem Feuer zu nah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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hatte seinen Großvater nie kennengelernt und wusste nur, dass Jim Morningstar ein Rodeo-Reiter und daher viel unterwegs gewesen war. Das haue seine Mutter ihm irgendwann einmal erzählt. „Er war wohl ziemlich alt, was?”
    „Ja.” Fünfzig? Sechzig? Savannah hatte keine Ahnung. „Ich habe dir das mit ihm nie richtig erklärt. Dein Großvater und ich haben uns vor langer Zeit einmal sehr gestritten, und da bin ich von zu Hause weggegangen.” Wie konnte sie diesem Kind, ihrem über alles geliebten Kind, erzählen, dass es die Ursache gewesen war? Nein, das würde sie nicht. Sie würde es niemals tun. „Jedenfalls bin ich weggegangen und wir haben irgendwie den Kontakt zueinander verloren.”
    „Woher wusste Mr. MacKade denn, dass er tot ist? Hat er ihn gekannt?”, fragte Bryan.
    „Nein, das wusste er nur, weil er Rechtsanwalt ist. Dein Großvater hat sich verletzt, und das hat ihn vermutlich nachdenklich gestimmt. Er beauftragte einen Anwalt in Oklahoma damit, uns zu suchen, und der Anwalt rief Mr. MacKade an. Das alles dauerte eine Weile, aber dann kam Mr. MacKade sofort her und erzählte es mir. Und dass dein Großvater etwas Geld hinterlassen hat.”
    „Wow, wirklich?”
    „Es sind mehr als siebentausend …”
    „Dollar?”, unterbrach Bryan sie mit großen Augen. Siebentausend Dollar waren ein Vermögen. Genug für ein neues Fahrrad, einen neuen Baseball-Handschuh und die Sammelkarte von Cal Ripkin, die er sich schon so lange wünschte. „Und wir dürfen das Geld behalten? Einfach so?”
    „Ich muss erst einige Papiere unterschreiben.”
    Das dicke Bündel Banknoten verschwand lange genug aus seiner Vorstellung, um den Gesichtsausdruck seiner Mutter richtig deuten zu können. „Warum willst du das Geld nicht?”
    „Ich … Oh, Bryan.” Verzweifelt zog sie die Knie an. „Ich weiß nicht, wie ich es dir erklären soll. Ich war all die Jahre lang so böse auf ihn. Und jetzt bin ich wütend, weil er gewartet hat, bis er tot ist.
    Bryan überlegte. „Ist das so, als würde er damit sagen, dass ihm alles leidtut? Und wenn du das Geld annimmst, sagst du, dass es dir auch leidtut?”
    Er ließ es so einfach klingen, dass sie lachen musste. „Warum bin ich nicht selbst darauf gekommen?” Müde sah sie ihren Sohn an.
    „Du findest, wir sollten es annehmen, nicht wahr?”
    „Wir brauchen es wahrscheinlich nicht unbedingt. Ich meine, du hast deinen Job, und wir haben ja jetzt ein eigenes Haus.”
    „Nein”, flüsterte Savannah. „Wir brauchen es nicht unbedingt.” Sie spürte, wie ihr eine Last von den Schultern genommen wurde. Sie brauchten es nicht zu nehmen, und genau deshalb konnten sie es nehmen. „Gleich am Montag werde ich zu Mr. MacKade gehen und ihm sagen, dass er uns das Geld überweisen soll.”
    „Cool.” Bryan sprang auf. „Ich muss Con anrufen und ihm erzählen, dass wir jetzt reich sind.”
    „Nein.”
    Er blieb so abrupt stehen, dass er fast gestolpert wäre. „Aber, Mom …”
    „Nein. Mit seinem Geld zu prahlen ist sehr uncool. Und eins sollte ich dir jetzt gleich sagen, mein Freund. Das Geld macht uns nicht reich, und ich werde es für deine College-Ausbildung festlegen.”
    Mit offenem Mund starrte er sie an. „College? Das kommt doch erst in hundert Jahren. Vielleicht gehe ich auch gar nicht hin.”
    „Das liegt ganz bei dir, aber wenn du dich dazu entschließt, werden wir es bezahlen können.”
    „Oh, Mann.” Bryan war erst neun und erlebte gerade, wie es war, ein Vermögen zu gewinnen und sofort wieder zu verlieren. „Das ganze Geld?”
    „Das ganze.” Sein zutiefst betrübtes Gesicht stimmte sie um. „Bis auf einen Teil. Du darfst dir etwas wünschen. Als würdest du ein Geschenk von deinem Großvater bekommen.”
    Voller Hoffnung strahlte er sie an. „Darf ich mir wünschen, was ich will?”
    „Nun ja, innerhalb gewisser Grenzen. Ein vergoldeter Sportwagen zum Beispiel ist nicht drin”, sagte sie lächelnd.
    Er stieß einen Jubelschrei aus und umarmte sie. „Ich muss sofort etwas in meinem Baseballkarten-Katalog nachsehen.”
    Sie schaute ihm nach, als er ins Haus rannte. So schnell hatte sie ihren Sohn noch nie laufen sehen.
    Während Savannah auf der Veranda die Hamburger grillte und Bryan sich in seinen Katalog vertiefte, saß Jared auf der anderen Seite des verwunschenen Waldes und dachte an sie.
    Er war versucht, sehr versucht sogar, durch den Wald zu eilen und den Streit beizulegen, den sie am Nachmittag auf dem Bürgersteig vor Ed’s begonnen

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