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Dem Feuer zu nah

Dem Feuer zu nah

Titel: Dem Feuer zu nah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Direktorat einer Schule oder vor dem Schalter im Arbeitsamt, noch nie hatte sie eine Behörde erlebt, in der die Besucher sich willkommen fühlen konnten. Trotzdem hatte sie nicht erwartet, dass Jared MacKade seine Anwaltskanzlei so kalt und unpersönlich einrichten würde.
    Die Sekretärin hinter dem eleganten Empfangstresen war jung, dynamisch und, da war Savannah sicher, schrecklich fleißig. Das kurze Lächeln, mit dem sie begrüßt worden war, verriet keinerlei Neugier und war nicht zu kühl und nicht zu warm.
    Savannah konnte nicht wissen, dass Sissy vor Neid fast erblasste.
    „Ja, Mr. Brill, ich werde dafür sorgen, dass er Ihre Nachricht er hält. Gern geschehen. Auf Wiederhören.” Während Sissy auflegte und sich ihr professionellstes Lächeln abrang, fragte sie sich, woher die rätselhafte Besucherin diese todschicke Jacke mit dem lockeren Schnitt und den verwegenen Farben haben mochte. „Guten Tag. Kann ich Ihnen helfen?”
    „Ich möchte Mr. MacKade sprechen.”
    „Haben Sie einen Termin?” Sissy wusste natürlich, dass die Frau keinen hatte. Jareds Terminkalender war in ihrem Gedächtnis gleich neben ihrem eigenen abgespeichert.
    „Nein, ich …” Oh, wie Savannah das hier hasste. „Ich war in der Stadt und da dachte ich mir, ich versuche es einfach mal.”
    „Ich fürchte, Mr. MacKade ist in einer Besprechung, Miss …”
    „Morningstar.” Natürlich ist er in einer Besprechung, dachte Savannah. Ein Anwalt war entweder auf dem Golfplatz oder in einer Besprechung. „Dann möchte ich eine Nachricht hinterlassen.”
    Der Name Morningstar ließ in Sissys Kopf alle möglichen Sirenen ertönen. Sie hatte ihn am Vormittag oft genug schreiben müssen, während Jared mit finsterem Gesicht einen betont förmlichen Brief diktierte.
    „Aber gern. Falls es persönlich ist, können Sie es aufschreiben, und ich werde … Oh.” Sissy strahlte ihr Telefon an. „Mr. MacKade hat gerade seine Konferenzschaltung beendet, wie ich sehe. Ich frage nach, ob er Sie außer der Reihe empfangen kann.”
    „Gut.” Savannah drehte sich um und ging vor dem Tresen rastlos auf und ab.
    Sissy fand sich damit ab, dass sie mindestens zehn Zentimeter wachsen und an den richtigen Stellen rundlicher werden müsste, wenn sie sich einen so beeindruckenden Gang zulegen wollte.
    „Mr. MacKade, hier ist eine Miss Morningstar, die Sie sprechen möchte, falls Sie einen Moment erübrigen könnten … Ja, Sir, sie ist hier bei mir … Ja, Sir.” Ohne die Lippen auch nur zur Andeutung eines Lächelns zu verziehen, legte Sissy auf. „Er wird Sie jetzt empfangen, Miss Morningstar. Dort die Treppe hinauf und dann nach links. Die erste Tür.”
    „Danke.” Savannah ging zur Treppe, legte eine Hand auf das makellos weiße Geländer und stieg die schmalen Stufen hinauf.
    Bestimmt ist das hier einmal ein Stadthaus gewesen, dachte sie.
    Oder eine Wohnung über zwei Etagen. Es war zwar nicht gemütlich, aber Savannah musste zugeben, dass es eine gewisse Klasse besaß – vorausgesetzt, man mochte diesen snobistischen, nichtssagenden Stil.
    Am Ende der Treppe begann ein kurzer Korridor, in dem ein Bild hing. Es war ein Druck und zeigte weiße Orchideen in einer weißen Vase. Savannah fand es langweilig und ausdruckslos, geradezu eine Beleidigung für ihren Künstlerblick. Zwei Türen lagen einander gegenüber. Sie entschied sich für die linke, klopfte kurz an und trat ein.
    Natürlich, sie hätte sich denken können, dass grauer Flanell ihm stand. Jedenfalls besser als das in verschiedenen Weißtönen gehaltene Büro, in dem er residierte. Irgendjemand sollte ihm sagen, dass die Arbeit in einer farbenfrohen und lebendigen Umgebung viel mehr Spaß machte.
    Irgendjemand. Sie nicht.
    Er stand auf, sehr elegant im dreiteiligen Anzug mit sorgfältig geknoteter Krawatte. Eine Krawatte, die er bestimmt gerade eben noch zugezogen und glatt gestrichen hatte. Er sieht mehr denn je aus wie ein Anwalt, dachte sie.
    „Miss Morningstar.” Er neigte den Kopf. Ihr Auftritt in seinem Büro kam ihm vor wie der Einschlag eines Blitzes in einen stillen Teich. „Nehmen Sie doch bitte Platz.”
    „Es wird nicht lange dauern.” Sie blieb stehen. „Danke, dass Sie sich Zeit für mich nehmen.”
    „Sehr gern sogar.” Um seine Worte zu unterstreichen, schob er eine Akte zur Seite und setzte sich. „Was kann ich für Sie tun?”
    Sie holte Papiere aus der Handtasche und warf sie auf den Schreibtisch. „Ich habe sie unterschrieben, in dreifacher

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