Dem Feuer zu nah
seufzend mit den Schultern. „Ich habe Eistee gemacht.”
„Ich würde sehr gern ein Glas trinken.”
Als Regan wenig später an ihrem zweiten Glas Eistee nippte, ging sie bereits durchs Wohnzimmer und blieb dort vor einem von Savannahs Bildern stehen. Es zeigte eine dramatische Landschaft, zerklüftete Felsen und farbenprächtiges Herbstlaub.
„Das hier”, entschied Regan. „Das muss dorthin, wo jetzt dieses grässliche Stillleben mit den weißen Orchideen hängt.”
„Und ich dachte, gerade das gefällt Ihnen.” Als Regan sich mit empörtem Blick umdrehte, lächelte Savannah. „Okay, ich habe mich in Ihnen getäuscht, ich gebe es zu.”
„Grün und Malventöne”, verkündete Regan. „Ein sattes Grün. Und die Stühle in der Besucherecke im Sekretariat müssen weg. Mir schweben da zwei schwere Sessel vor, bequem, mit hohen Lehnen, aus Leder. Und statt des grauen Teppichbodens Parkett mit rustikalen Läufern.”
Natürlich. Savannah sah die neue Einrichtung schon vor sich. Regan MacKade war offenbar eine Frau, die wusste, was sie wollte. „Hören Sie, Regan, mir gefallen meine Bilder, aber glauben Sie, dass sie Ihrem Geschmack entsprechen? Oder Jareds?”
„Ja, das glaube ich. Und ich bin sogar überzeugt, dass wir beide ausgezeichnet zusammenarbeiten werden.” Regan streckte die Hand aus. „Also, wollen wir Jared aus seinem Mausoleum erlösen?”
„Ja.” Savannah ergriff die zarte Hand, an der mehrere Ringe funkelten. „Warum zum Teufel nicht?”
Später, auf dem Weg in den Wald, dachte Savannah über ihr Verhalten nach. Sie hatte etwas getan, das sie anderen stets vorgeworfen hatte. Sie hatte einen Menschen nach Äußerlichkeiten beurteilt. Alles, was sie an Regan MacKade gesehen hatte, was sie vielleicht hatte sehen wollen, war Eleganz, Privilegien und Klasse gewesen. Aber wie hatte sie ahnen können, was für eine tapfere Frau sich hinter der luxuriösen Fassade verbarg?
Sie hätte es ahnen müssen.
Und dann sah sie Jared auf einem Felsbrocken sitzen und gelassen ein Zigarillo rauchen. Eigentlich hätte es sie nicht überraschen dürfen.
Er sagte nichts, als sie sich zu ihm setzte und ihm das Zigarillo aus der Hand nahm. Die Stille war herrlich. Zu hören waren nur die Vögel und der sanfte Wind in den Baumkronen.
„Ich muss mich bei dir entschuldigen.” Sie gab ihm das Zigarillo zurück. „Ich war … Du hast einen schlechten Zeitpunkt erwischt.”
„Habe ich das?”
„Mach es mir nur nicht leicht, MacKade.”
„Keine Sorge.”
„Ich war dir gegenüber nicht ganz ehrlich. Es gibt vieles, wovor ich nicht zurückschrecke, aber Lügen liegt mir nicht. Ich wollte den Auftrag. Ich kann ihn gut gebrauchen. Aber ich war … eingeschüchtert.”
„Eingeschüchtert?” Das war das Letzte, womit er gerechnet hätte. „Wovon?”
„Von deiner Schwägerin, zum Beispiel.”
„Von Regan?”, fragte er ungläubig. „Das ist nicht dein Ernst.”
Sein verblüfftes Lachen reizte Savannah zur Weißglut. Sie sprang vom Felsbrocken und baute sich vor Jared auf. „Ich kann mich einschüchtern lassen, von wem oder was ich will. Ich habe ein Recht, mich so zu fühlen, wie ich mich fühle. Hör auf, mich auszulachen.”
„Entschuldigung.” Jared räusperte sich, bevor er sie ansah. „Warum sollte Regan dich einschüchtern?”
„Weil sie … so elegant und hübsch und klug und erfolgreich ist. Sie ist alles, was ich nicht bin. Ich bin durchaus mit dem zufrieden, wer ich bin und was ich bin, aber wenn ich Regan sehe, erinnert es mich an all das, was ich nie sein und nie haben werde. Ich fühle mich ungern ungebildet oder unterlegen.” Savannah steckte die Hände in die Taschen. „Außerdem habe ich nicht erwartet, dass ich sie mögen würde. Sie kam vorhin bei mir vorbei.”
„Das dachte ich mir. Regan ist noch keinem Problem ausgewichen.” Nachdenklich betrachtete er die Zigarillospitze. „Frag sie einmal nach dem Abend, an dem sie in einem hautengen, roten Minirock in Duff’s Tavern auftauchte und Rafe sein Billardqueue zu Zahnstochern zerbrach.”
Savannah unterdrückte ein Lächeln. „Jared, ich würde sehr gern die künstlerische Gestaltung deiner Kanzlei übernehmen, falls du noch interessiert bist.”
„Ich bin interessiert.” Er bot ihr das Zigarillo an. Als sie den Kopf schüttelte, nahm er noch einen Zug und drückte es sorgfältig aus.
„Ich war auch in anderer Hinsicht nicht ganz ehrlich.” Die Situation war neu für Savannah, und sie wusste nicht genau,
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