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Dem Himmel entgegen

Dem Himmel entgegen

Titel: Dem Himmel entgegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Monroe
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diesem Tier weiß ich nicht so recht. Die Röntgenaufnahmen, die ich heute Nachmittag gemacht habe, zeigen große verhärtete Stellen um den Knochenbruch herum. Und der herabhängende Flügel deutet darauf hin, dass die Nerven möglicherweise beschädigt sind. Es sieht nicht gut aus.”
    Die Eule sah niedlich und liebenswert aus. Die letzten Daunen, die auf dem Kopf und im Nacken wuchsen, zeigten Ella, dass es sich bei dem Tier um eine etwa ein Jahr alte Eule handelte. Sie hätte es sonst für einen erwachsenen Vogel gehalten. Es war schwer zu akzeptieren, dass dieser wundervolle Vogel vielleicht eingeschläfert werden musste, wenn er nicht wieder vollständig gesundete.
    “Ich hoffe, sie schafft es”, sagte sie und blickte in seine unergründlichen Augen. “Wo wir gerade davon sprechen … wie geht es Santee?”
    Harris runzelte die Stirn und lief zu Voliere 3. Ella folgte ihm, um auch den Star des Centers zu besuchen. Jeder hier liebte diesen Vogel. Sie war ein majestätisches Adlerweibchen, groß und kraftvoll und wohlgesittet. Sie tolerierte ihre Anwesenheit – wenn sie ihr nicht zu nahe kamen. Außer Lijah natürlich. Harris hatte eingewilligt, dass nur Lijah sie füttern, ihren Stall säubern und sie zur Behandlung bringen durfte. Ella sah das Tier mit geschultem Blick an und erkannte die leicht hängenden Flügel und die Art, wie sich Santee vor allem unter der Wärmelampe aufhielt. Es war offensichtlich, dass es ihr nicht gut ging.
    “Sie macht gerade eine schwere Zeit durch. Unglücklicherweise ist sie an Aspergillose erkrankt, eine für Greifvögel typische Atemwegserkrankung. Ich habe ihr ein Antipilzmittel verabreicht und ihr ätherische Dämpfe zum Einatmen verabreicht, um die Lungen zu beruhigen. Die Wärmelampe wird auch helfen, vor allem, weil es diese Woche wieder nass und kalt wird.” Er schlüpfte in den Käfig und schaltete die Wärmelampe aus, damit in der Nacht kein Brand entstehen konnte. Santee beobachtete jede seiner Bewegungen, rührte sich aber nicht von ihrer Sitzstange. Als er die Voliere verließ, betrachtete er seinen Patienten noch einmal mit besorgter Miene.
    “Wir müssen sie trocken und warm halten und dafür sorgen, dass ihr Lager immer sauber ist”, sagte er. “Mehr können wir im Augenblick nicht tun.”
    “Wie kommt Lijah mit dieser Situation zurecht? Ich habe ihn heute noch gar nicht gesehen.”
    “Er nimmt es schwer. Sie hätten sein Gesicht sehen sollen. Den ganzen Tag lief er mit einer Grabesmiene herum. Wissen Sie, bevor man ahnt, dass ein Tier an dieser Krankheit leidet, hört man die typischen Atemgeräusche, die so genannte Stenoseatmung. Doch Lijah wusste es schon vorher – er wusste, dass etwas mit ihr nicht stimmt.”
    Er fuhr sich mit der Hand übers Gesicht und massierte kurz seine Nasenwurzel.
    “Sie sehen erschöpft aus”, sagte sie mitfühlend.
    “Ich bin tatsächlich sehr müde”, erwiderte Harris und ließ die Hand sinken. Er sah sie an und ließ seinen Blick über ihr Gesicht gleiten. “Aber Sie wirken auch nicht gerade fit. Sie arbeiten ja täglich genauso lange wie ich, wenn nicht sogar länger.” Seine Miene veränderte sich, und seine Augen begannen zu strahlen.
    “Was?” fragte sie ihn, als ahnte sie, dass er etwas auf dem Herzen hatte.
    “Ich habe nur gedacht … Tatsächlich hat mir in letzter Zeit jemand gesagt, dass wir uns mehr Zeit für uns selbst nehmen sollten. Was denken Sie?”
    Sie lehnte sich gegen den Holzrahmen der Voliere und lächelte nachdenklich. “Ja, ein Tag frei wäre wundervoll. Wir haben in meinem Vorstellungsgespräch nicht über freie Tage oder Urlaub gesprochen.”
    “Nein, und ich habe ganz sicher meinen Vorteil aus diesem Versäumnis gezogen.”
    “Ja”, erwiderte sie mit unbewegter Miene. “Ich sollte mich beschweren. Ganz sicher gibt es da draußen irgendwo eine Kindermädchen-Gewerkschaft oder etwas Ähnliches.”
    Er schob seine Hände in seine Hosentaschen. Plötzlich fühlte sie, wie sich die Luft zwischen ihnen mit Spannung füllte.
    “Ich habe mir den Plan angesehen, und morgen wäre ein guter Tag, denn es ist nicht so viel zu tun. Außerdem ist Maggie den ganzen Tag über da. Es ist immer eine gute Idee, die Gelegenheit beim Schopfe zu packen.”
    “Da haben Sie Recht.”
    “Und es soll morgen schön werden. Der Regen soll endlich aufhören.”
    “Das wurde aber auch Zeit.”
    Er räusperte sich. Gespannt hielt sie den Atem an.
    “Wollen Sie vielleicht angeln gehen?”
    Mit einem Mal war

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