Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dem Himmel entgegen

Dem Himmel entgegen

Titel: Dem Himmel entgegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Monroe
Vom Netzwerk:
wie er ihn ansah – die Feindseligkeit, die sonst in Harris’ Blick lag, schien verschwunden.
    “Lijah hat mir erzählt, dass du ziemlich fasziniert von den Trainingsflügen warst”, sagte Harris.
    “Ja, war ganz okay.”
    “Willst du mehr darüber erfahren?”
    Bradys Gesicht verlor für einen Augenblick die übliche Passivität, als seine Augen zu leuchten begannen. “Sicher.”
    “Wie du ja weißt, haben wir zu wenig freiwillige Helfer. Maggie könnte Hilfe bei der Versorgung unserer Dauerbewohner gebrauchen. Sie müssen gefüttert und ihre Käfige gereinigt werden. Aber sie brauchen auch Flugpraxis.” Er hielt inne und überlegte. “Dazu müsstest du natürlich noch eine Menge lernen.”
    Brady konnte nicht fassen, was er da hörte. “Fragen Sie mich gerade, ob ich mit den Vögeln arbeiten will?”
    Harris zögerte. “Zuerst einmal geht der Unterricht von deiner Freizeit ab – das zählt nicht zu den gemeinnützigen Stunden, die du hier ableistest. Du wirst dann ein ganz normaler Freiwilliger, doch bei Lijah arbeitest du immer noch deine Strafe ab. Das heißt, dass du weiter die Ställe sauber und instand hältst.”
    “Klar. Okay, ist mir recht.”
    “Du musst dann zusätzlich noch einen Tag in der Woche kommen, also drei Mal.”
    “Ja, gut”, sagte er, und seine Stimme zeugte von unverhohlenem Enthusiasmus. “Das ist mir egal. Ich hätte mich schon längst als Freiwilliger melden wollen, aber ich hätte nicht gedacht, dass Sie das zulassen.”
    Harris musste ein Lächeln unterdrücken. Erst als er Lijah das Gesicht zugewandt hatte, ließ er es erblühen. “Ich denke, Sie hatten Recht, was diesen Jungen betraf.”
    “Ja, Sir. Ich habe immer Recht.”
    Harris lachte und sah Brady an. “Lijah hier meint, du hättest das Zeug, ein guter Falkner zu werden.
Das
ist ein riesiges Kompliment. Ich habe mich mein ganzes Leben mit Greifvögeln befasst und bin der Meinung, dass nicht jeder einfach so lernen kann, mit den Tieren umzugehen. Entweder ist man schlicht und einfach mit der Gabe geboren – wie Lijah –, oder man kann es sich in einem harten, langen Prozess erarbeiten.” Er betrachtete Lijah. “Man braucht dazu Hingabe und Verständnis. In jedem Fall muss sich ein guter Falkner aber mehr um andere Menschen und Tiere sorgen als um sich selbst.”
    Brady blickte Lijah fragend an.
    “Du bist auf dem Land groß geworden und kennst dich dort aus. Das ist auch wichtig.”
    “Ich weiß nur, dass es mir Spaß macht, mit den Vögeln zusammen zu sein. Ich fühle mich wohl bei ihnen. Als würde ich irgendwie zu ihnen gehören.”
    Harris nickte. “Das ist ein guter Anfang.”
    Brady grinste erleichtert. “Also, kann ich anfangen?”
    Harris musterte ihn, und Brady fühlte sich, als würde Harris Blick ihn wie Röntgenstrahlen durchleuchten.
    “Ja, ich denke, du kannst anfangen.”
    “Was machst du denn da immer mit deinen Händen?” fragte Clarice.
    Brady sah verwirrt von dem Stück Leine hoch, das an seiner Büchertasche baumelte. Sogar wenn er nicht hinschaute, war seine rechte Hand unablässig damit beschäftigt, das Stück Schnur zu einem Knoten zu binden. Er wusste, dass er angab, aber das war ihm egal, wenn es nur auf Clarice wirkte.
    “Ich übe meinen Falkner-Knoten”, sagte er und war ein kleines bisschen stolz, dass er so etwas überhaupt sagen konnte. Er hatte bei Maggie und Harris in den letzten drei Wochen unglaublich viel gelernt.
    “Harris sagt, ich muss diesen Knoten mit nur einer Hand binden können. Der Falke sitzt ja meistens auf der linken Faust. So”, erklärte er und hielt dabei eine Flasche Coke in seiner linken Hand. “Jetzt pass auf!”
    Er wühlte in seiner Büchertasche und zog einen Falknerhandschuh heraus, der ihm ganz allein gehörte und den er wie eine Trophäe behandelte. Er fand ihn wunderschön. Gefertigt aus cremefarbenem Leder, das bis fast hinauf zum Ellbogen reichte, war er etwas Besonderes für ihn. Selbst hätte er sich nie so einen wertvollen Handschuh leisten können, aber Harris überraschte ihn mit diesem Stück, das Brady wie angegossen passte. Allein durch das Anziehen des Handschuhs fühlte er sich schon fast wie ein Profi. Bradys Finger bewegten sich so gewandt wie die eines Magiers, während er das Seil durch den Metallring an seiner Tasche zog und einen Knoten formte.
    “Ich kann das schon ziemlich gut, findest du nicht?” Er zeigte ihr einen perfekt gebundenen Knoten.
    “Mmmmm … mmmm, sieh dich nur an”, sagte sie. “Du bist genauso

Weitere Kostenlose Bücher