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Dem Himmel entgegen

Dem Himmel entgegen

Titel: Dem Himmel entgegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Monroe
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eitel wie der Hahn da drüben.”
    Er senkte den Kopf, musste aber doch lachen. “Vielleicht bin ich das. Der Gockel und ich fühlen uns gut und wissen, was wir können, habe ich Recht, mein alter Freund?”
    Er sah zu dem weißen Hahn, der direkt über dem “Durchfahrt verboten”-Schild hockte, das an der Umzäunung des Coastal Carolina Center für Greifvögel hing. Der Hahn starrte sie unentwegt an – reglos, wie immer.
    “Siehst du? Er ist meiner Meinung. So ist es eigentlich meistens, weißt du.”
    Brady streckte die Beine aus und lehnte sich entspannt auf der alten Decke zurück. Auf seine Ellbogen gestützt lag er neben Clarice unter der alten Sumpfkiefer, in deren Schatten sie in den letzten Monaten so viele Nachmittage verbracht hatten. Die Sonne schien, und es herrschten warme 26 Grad; der Frühling stand in voller Blüte. Die Schüler der High Schools an der Südküste konnten die Magnolien riechen und wussten, dass die Sommerferien in greifbare Nähe gerückt waren.
    An der Lincoln Highschool fand an diesem Nachmittag kein Unterricht statt, und so hatten sich Brady und Clarice überlegt, gemeinsam Mittag zu essen, bevor sie zur Nachmittagsschicht ins Center gingen. Die Idee war gut, aber die Wirklichkeit gestaltete sich ein bisschen anders … Zahllose Mücken umschwirrten ihre Köpfe, und die Feuchtigkeit des Bodens kroch langsam durch die alte Decke. Trotzdem war es ein milder, angenehmer Tag, und Brady dachte bei sich, wie schön es doch war, dass die Sonne ihm ins Gesicht schien und Clarice neben ihm hockte und erzählte.
    “Also haben Maggie und Harris dich nun bei unseren Dauergästen eingeplant, was? Ich dachte, wir würden versuchen, dich in der Klinik einzusetzen?”
    “Keine Chance. Ich interessiere mich für das Flugtraining, und ich glaube, ich bin gut darin. Es liegt mir einfach. Und das sage ich nicht nur so, Clarice. Vielleicht war einer meiner Vorfahren ein Falkner. Ich bin mir fast sicher, denn es fühlt sich so natürlich, so richtig an.” Er blickte sie über die Decke hinweg an. Sie lachte ihn nicht aus, wenn er so etwas sagte. Seine Mutter hingegen tat es und nannte ihn immer einen hoffnungslosen Narren.
    “Für mich ändert sich gerade alles, und ich glaube, zum Besseren, verstehst du?”
    Clarice lächelte ihn an, während sie anmutig ihren Erdbeerjoghurt löffelte. “Du bist es selbst, der die Dinge ins Rollen bringt, Brady. Ich habe gemerkt, wie viel Mühe du dir hier gibst. Es scheint, als würdest du alles tun und überall sein.”
    “Nein, ich bin doch nur drei Mal die Woche da. Nicht, dass ich nicht öfter kommen würde, wenn ich die Zeit dazu hätte.”
    “Aber das
geht
nicht – du
kannst
nicht noch öfter kommen”, sagte sie, und es klang beinahe, als würde sie ihn ausschimpfen. “Du darfst nicht einmal darüber nachdenken. Du musst lernen. Ich habe mir so viel Mühe gegeben, dir Nachhilfeunterricht zu geben, und wenn du morgen nicht mit Glanz und Gloria die Prüfungen bestehst, bist du mir eine Erklärung schuldig.”
    “Du träumst, wenn du glaubst, ich könnte gut abschneiden.” Als er sah, wie sie die Augen verengte, lachte er. Er liebte es, Clarice zu ärgern. Es war aber auch so einfach. “Schon gut, schon gut”, sagte er. “Ich gebe mir Mühe und werde es schaffen. Okay? Bist du nun zufrieden?”
    “Ich bin erst zufrieden, wenn du bei den Tests mindestens 1100 Punkte erreichst. Alles darüber ist auch okay. Wie lief deine Geschichtsprüfung gestern?”
    “Ziemlich gut. Habe zweiundachtzig Prozent gemacht.”
    “Hey, das ist wirklich nicht schlecht! Ziemlich gut sogar.”
    Ihre Anerkennung klang in seinen Ohren wie eine süße Melodie. Er hatte wirklich hart für die Prüfung gelernt. Er musste das auch. Wenn er nicht mindestens die Hälfte der Fragen richtig beantwortete, würde er durchfallen. Nur Clarice wusste bisher von seiner Entscheidung, vielleicht doch aufs College zu gehen. Sie war mit ihm zum Studienberater der High School gegangen, und Brady wusste nun, dass er mit einem besseren Notendurchschnitt eventuell auf finanzielle Unterstützung hoffen konnte. Und auch, wenn er kein vollständiges Stipendium bekommen sollte, so gab es noch die Möglichkeit, erst mal zu einem städtischen College zu gehen, bis er sich etwas anderes, etwas Besseres, leisten konnte.
    “Bist du bereit für die Tests?”
    “Ich bin so bereit, wie es eben geht.”
    “Du musst auf jeden Fall gut frühstücken, weißt du? Du musst Fleisch essen, damit du Proteine

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