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Dem Himmel entgegen

Dem Himmel entgegen

Titel: Dem Himmel entgegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Monroe
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Tier fühlte sich offenbar wohl bei ihm.
    Harris nickte ihm zu und trat ein paar Schritte zurück, damit der Falkner genug Platz zum Arbeiten hatte.
    “Fliegen ist eine lustige Angelegenheit”, sagte er zu Brady. Die Aufmerksamkeit des Jungen war ihm jetzt sicher. “Fast alle Vögel können fliegen. Aber ein Greifvogel fliegt nicht nur. Er gleitet, schwebt und kreist in der Luft. Und Greifvögel sind schnell. Falken, wie der, der auf deiner Faust sitzt, sind die schnellsten von allen. Man hat gemessen, dass sie im Sturzflug eine Geschwindigkeit von bis zu 240 Kilometer pro Stunde erreichen. Er peilt seine Beute aus Schwindel erregender Höhe an, krümmt die Klauen ein, legt die Flügel an und stößt hinab. Wenn er seine Beute schlägt, trifft er sie mit voller Wucht. Hart. Sie hat keine Chance.”
    Er sah Brady fest in die Augen und betrachtete das Veilchen – Brady ahnte, dass Harris über den Kampf an der Schule Bescheid wusste. Und dass er seine Schlüsse über ihn zog …
    “Ich schätze, sie fliegen, wenn sie auf einer konstanten Höhe sind, mit einer Geschwindigkeit von 60 bis 80 Kilometern pro Stunde. Das ist nicht zu verachten.” Er betrachtete den Falken mit unverhohlener Bewunderung. Was er auch über die Tiere erzählte, alles spiegelte seine Liebe zu diesen Geschöpfen wider. “Nur wenige Kreaturen können sich mit der Eleganz und Perfektion eines Wanderfalken in der Luft messen.”
    Harris deutete auf Bradys Handgelenk. “Achte auf deine Faust!”
    Brady war so vertieft in Harris’ Erläuterungen gewesen, dass er unbewusst seinen Arm nach innen gedreht hatte und der Vogel nun in einer ungünstigen Position Halt suchte.
    “Du darfst nie vergessen, vorsichtig zu sein, wenn du einen Vogel in deiner Obhut hast”, sagte er mit scharfem Unterton in der Stimme.
    “Ja, Sir.” Brady versuchte hastig, seinen Fehler zu korrigieren.
    An Bradys ernster Miene konnte Harris ablesen, was der Junge fühlte. Im Vorfeld hatte er sich Sorgen gemacht, dass Brady im Training überheblich, frech oder wütend reagieren könnte. Die meisten Jungen in seinem Alter schätzten es nicht, wenn sie korrigiert oder kritisiert wurden, vor allem nicht, wenn sie mit harter Hand und rauem Ton erzogen worden waren – wie Brady. Dieser junge Mann jedoch hatte Herz, genau wie der Falke auf seiner Faust. Harris erkannte das nun. Sie beide taten, was man von ihnen verlangte, solange man sie mit Respekt behandelte.
    “Es gab eine Zeit, in der nur Lords und Könige Wanderfalken fliegen lassen durften”, erzählte er Brady. “Der Vogel war damals ein Statussymbol. Und eine große Verantwortung, nicht nur für den Vogel, sondern auch für den Besitzer. Wenn du deinen Vogel fliegen lässt, Brady, fliegt ein Teil von dir mit. Die Zeit und die Kraft, die man in die gemeinsame Arbeit investiert hat, sind wie ein Band, das stärker ist als alles, was man bisher kannte. Wenn dein Tier Fortschritte macht und gut fliegt, platzt du vor Stolz. Und wenn er scheitert, was auch manchmal passieren kann, muss man es akzeptieren und versuchen, es für sich zu verarbeiten. Nicht Trübsal blasen oder Schuldgefühle. Der Falke vertraut auf dich und braucht deine
stetige
Kraft und Weisheit. Wenn du dich diesen Regeln nicht verpflichten kannst, wenn du dich nicht verpflichten kannst, die Hochs und Tiefs durchzustehen, mit der Würde eines Königs, dann solltest du mir den Vogel zurückgeben und nicht länger versuchen, mit den Tieren zu fliegen.” Er schwieg einen Moment, dann sagte er voller Überzeugung: “Aber wenn du das kannst, liegt es in deiner Verantwortung, diesen Falken zu trainieren.”
    Er bemerkte befriedigt, wie Brady die Schultern straffte und tief einatmete.
    Harris’ Augen funkelten, und er nickte. “Sehr gut”, sagte er und drehte sein Gesicht dem Wind zu. “Lass uns beginnen.”
    Einige Tage später hörte Ella Harris draußen rufen.
    “Ella! Marion, kommt schnell her!”
    Ella ließ alles stehen und liegen und rannte mit Marion an der Hand aus dem Haus. Ihr Pferdeschwanz wehte hin und her, als sie mit dem Mädchen über den Rasen Harris und Lijah entgegenlief, die am Rande des Weihers standen. Völlig außer Atem kamen sie bei den beiden Männer an, die übers ganze Gesicht strahlten.
    “Schaut!” rief Harris aus und deutete auf den Auswilderungskäfig, der an der anderen Seite des Teichufers stand. “Ich wette, das habt ihr noch nie gesehen.”
    “Was ist es denn, Daddy?” fragte Marion, als er sich zu ihr

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