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Dem Himmel entgegen

Dem Himmel entgegen

Titel: Dem Himmel entgegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Monroe
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Kopf. “Tja, für mich ist nichts weiter zu tun gewesen, als hinter ihnen herzuräumen.
Darin
bin ich gut. Putzen. Ich kenne mehr nützliche Haushaltstipps als jede Großmutter. Außerdem bin ich ein Organisationstalent. Schon als kleines Mädchen habe ich die Verantwortung für die Speisekammer übernommen, und – unter uns gesagt – im Krankenhaus hatte ich die Zügel fest im Griff.” Sie schaute sich nachdenklich im Zimmer um. “Und ich sehe, dass meine Hilfe hier benötigt wird.”
    “Aber, Sie wissen doch, wie man kocht?” Die Sorgenfalten auf seiner Stirn wurden immer tiefer.
    “Ach, ein bisschen”, lenkte sie ein. “Schließlich habe ich für einige Jahre allein gewohnt.” Sie verkniff sich die Bemerkung, dass sie sich außerhalb der Krankenhauskantine nur von Tiefkühlkost oder den Carepaketen ihrer Tanten ernährt hatte. “Meine Tanten haben mir die Grundlagen beigebracht. Ich meine, ich kann Wasser kochen, und ich weiß, was
backen
und
braten
bedeutet. Wie schwierig kann es schon sein, wenn ich ein gutes Kochbuch zur Hilfe habe?”
    Harris schluckte schwer und sah auf den geronnenen, zu kurz und zu heiß gebratenen Speck auf seinem Teller.
    “Dieser Lijah”, fragte Ella, die begierig war, auf das ursprüngliche Thema zurückzukommen. “Arbeitet er hier?”
    “Er ist der Mann, von dem ich Ihnen schon erzählt habe. Derjenige, der mit dem Adler auf dem Arm in die Klinik kam, erinnern Sie sich? Das muss er gewesen sein, der da aus der Holzhütte kam, dieser zugeknöpfte alte Kauz”, fügte er hinzu, doch die Zuneigung, die in seinem Blick lag, widersprach dem ärgerlichen Tonfall seiner Stimme.
    “Sie wussten nicht, dass er da war?”
    Harris schüttelte den Kopf. “Er ist ein seltsamer Mensch, bescheiden und arbeitsam, aber dies ist eine besondere Situation. Normalerweise lebt er in St. Helena, ist jedoch seinem Adler zu dessen Nistplatz gefolgt. Die beiden verbindet eine ganz besondere … Beziehung, so kann man das vielleicht nennen.” Er schwieg und rief sich die Nacht ins Gedächtnis, in der er Lijah an Santees Käfig stehen sah. Der alte Mann hatte das Tier sorgenvoll betrachtet. “So etwas Außergewöhnliches erlebt man nur selten. Er erzählte mir, er wolle nur so lange wie sein Adler bleiben. Ich bezweifle, dass er damit gerechnet hat, wie lange das sein würde. Ich habe das so akzeptiert und ihn in Ruhe gelassen. Er gehört zur Gemeinschaft der Gullah.”
    Ella schüttelte den Kopf. Sie verstand nicht, was das bedeutete.
    Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und streckte seine langen Beine unter dem Tisch aus. “Unter Gullah versteht man sowohl eine hier verbreitete Kultur als auch eine Sprache, die sich aus der Sprache der afrikanischen Sklaven und dem Englischen entwickelt hat. Man kann sagen, dass diese Art der Verständigung ein Vermächtnis des Sklavenhandels ist, die ihre Blütezeit auf den Plantagen erlebte und bis heute, zum Beispiel auf den Sea Islands, überlebt hat. Man findet überall in South Carolina Spuren dieser Kultur. Die geflochtenen Weidenkörbe, hoppin’ John, Musik …” Harris war in Gedanken versunken, ein Lächeln umspielte seinen Mund. “Manchmal höre ich, wie Lijah plötzlich Gullah spricht, wenn er sich mit den Vögeln unterhält – vor allem, wenn er mit ‘seinem’ Adler redet. Ich verstehe bei weitem nicht alles von dem, was er sagt, aber ich will verdammt sein, wenn die Vögel es nicht tun.” Er schüttelte den Kopf und schmunzelte bei dem Gedanken daran. “Die Tiere sitzen da, wenn er spricht, und hören zu wie Kinder, denen man eine Gutenachtgeschichte vorliest.”
    “Kommt er oft vorbei?”
    “Seit er den verletzten Adler bei uns vorbeigebracht hat, ist er fast jeden Tag in der Klinik, um zu helfen. Er erledigt Gelegenheitsarbeiten – bessert Käfige aus, hält die Gebäude instand. Es scheint nichts zu geben, was er nicht bauen oder reparieren kann. Wir können uns wirklich glücklich schätzen, dass er da ist.” Er runzelte die Stirn, als er auf seinen Teller sah. “Aber ich kann nicht zulassen, dass er in der alten Holzhütte übernachtet.”
    “Warum nicht? Dort kann man offenbar gut wohnen.”
    “Sicher. Im Sommer. Aber jetzt ist es viel zu kalt ohne Heizung.”
    “Könnten wir ihm nicht einen Ofen hineinstellen?”
    “Vielleicht”, lenkte er ein. “Aber das ist nicht das eigentliche Problem. Die Hütte ist nur für gutes Wetter gebaut worden. Oft haben wir im Sommer Studenten oder junge Tiermediziner zu Gast, die wir

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