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Dem Himmel entgegen

Dem Himmel entgegen

Titel: Dem Himmel entgegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Monroe
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Erbsünde gehalten hatte, dass sie nicht an einen Gott glauben könne, der es zuließ, dass arme, kleine, ungetaufte Kinder ins Fegefeuer kämen. Also habe entweder der Pfarrer sich geirrt und Gott missverstanden, oder sie könne nicht mehr zur Kirche gehen. Sie war damals neun Jahre alt und erinnerte sich genau daran, wie sie dem Pastor mit dem Finger gedroht hatte, während sie sprach. Ihre Tante Eudora hatte sie mit ihren blassgrauen Augen hinter den Brillengläsern eher traurig als böse angeguckt und gesagt: “Kind, wann wirst du lernen, deine Zunge zu zügeln?” Ella hatte das nie gelernt, und dieser Charakterzug war sowohl ihre Stärke als auch ihr Fluch.
    “Wenn Sie Zeit haben, über den Haushaltsplan zu sprechen, stehe ich gern zur Verfügung”, sagte sie. “Oh, und Mr. Henderson …” rief sie, bevor er das Haus verließ.
    Er hatte schon eine Hand an der Tür, stoppte aber und sah sie unsicher an.
    Sie blickte auf den Teller mit Speck, den er nicht angerührt hatte, und versicherte ihm: “Ich versuche in Zukunft, es besser zu machen.”
    Sein Lächeln war am Anfang zurückhaltend, doch als es aufblühte, veränderte es sein Gesicht vollkommen, und seine hellen Augen erstrahlten wie ein sonniger blauer Himmel.
    “Miss Majors”, sagte er, offenbar berührt genug, um ihr ein kleines bisschen Vertrauen zu schenken.
    Ella sah ihn voller Erwartung an. Neugierig hing sie an seinen Lippen.
    “Ich
sorge
mich um meine Helfer. Sie sind gute Menschen, die sich besondere Mühe geben. Alles, was ich ihnen im Gegenzug für ihre Arbeit hier zurückgeben kann, ist, genauso hart oder noch härter zu arbeiten und die Gründe, warum sie hier sind, einfach zu akzeptieren. Wir mögen aus unterschiedlichen Welten stammen, aber die Liebe zu den Greifvögeln verbindet uns. Wir zählen aufeinander und brauchen uns gegenseitig.” Er öffnete die Tür, hielt inne und fügte schließlich hinzu: “Und jetzt gehe ich los, um herauszufinden, was mit Elijah Cooper los ist.”
    Harris fand Elijah, der über den Arbeitstisch gebeugt war, im Untersuchungsraum. Bis jetzt war ihm nie aufgefallen, wie oft er den alten Mann schon frühmorgens in diesem Raum arbeiten gesehen hatte. In dem Moment, als er in das gemütliche, warme Zimmer trat, wusste er den Grund. Es war ein schönes kleines Zimmer. Ordentlich hingen Reihen von Lederhandschuhen, mit denen man die Vögel greifen konnte, und Hauben an den Haken, daneben waren Schaubilder und eine Gewichtstabelle an der Wand angebracht, und ein paar zusätzliche Käfige standen herum. Ein langer Holztisch hatte seinen Platz unter einem großen Fenster gefunden, aus dem man einen schönen Blick über die Käfige der Vögel hatte, die für immer im Center lebten. In den Schubladen des Tisches befanden sich die Bellen, Drahlen, Geschühriemen und was sonst noch für den Falkner wichtig war. Es schien vollkommen nachvollziehbar, dass ein Mann, der die Raubvögel so liebte, wie er es tat, sich in dieser Umgebung wie zu Hause fühlen musste.
    Der alte Mann drehte sich um und blickte über seine Schulter, als Harris das Zimmer betrat. “Guten Morgen, Harris. Gut geschlafen?”
    “Ja, ganz gut.” Er schloss die Tür hinter sich. “Womit sind Sie gerade beschäftigt?”
    Lijah widmete sich wieder seiner Arbeit. “Oh, ich schneide nur Lederstreifen für die Fußfesseln zurecht. Ich dachte mir, heute lasse ich es mal langsam angehen, da ich beschlossen habe, später Kunstrasen auf den Ställen zu verlegen. Das ist ein harter Job, aber jemand muss es ja machen. Und so wie ich die Sache sehe, bin dieser Jemand wohl ich …” Sein leises, glucksendes Lachen schien tief aus seinem Brustkorb zu kommen.
    “Das weiß ich zu schätzen”, sagte Harris und kam näher. Er sah zu, wie Lijah einige Streifen des leichten, strapazierfähigen Leders zuschnitt, die den Raubvögeln später an die Beine gebunden werden konnten, um sie sicherer halten zu können. Die Bänder, die er gerade in Arbeit hatte, sahen von der Größe her aus, als passten sie für einen Wanderfalken.
    “Lassen Sie mich Ihnen zeigen, wie man diese so genannten Geschühriemen richtig zuschneidet”, sagte er und griff nach Leder und Messer. “Sie müssen darauf achten, das Leder nicht zu verletzen, wenn Sie die Streifen abtrennen”, erklärte er und demonstrierte ihm die richtige Technik. “Die Riemen sind nur gut, wenn sie sicher sind. Was nützen dem Falkner Drahlen, die einen Elefanten zurückhalten können, wenn die Geschühriemen

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