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Dem Himmel entgegen

Dem Himmel entgegen

Titel: Dem Himmel entgegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Monroe
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Vormittag verlief friedlich. Marion hatte jedes einzelne Küchenutensil in die Hand genommen und untersucht. Dann stand sie auf einem Stuhl neben dem Waschbecken, das Ella halb mit Seifenwasser gefüllt hatte. Aus dem Hahn tröpfelte ein kleines Rinnsal Wasser. Wahrscheinlich kann man in der Zeit, in der das Waschbecken voll läuft, sämtliche Schränke auswaschen, dachte Ella.
    Anschließend brachte sie eine triefnasse Marion in ihr Zimmer, um ihr trockene Kleidung und einen dicken Pullover anzuziehen. Danach bündelten sie die feuchten Kleider und brachten sie zusammen mit der restlichen Schmutzwäsche zum Waschen. Ella hatte die Waschmaschine bis jetzt noch nicht benutzt und musste Marion fragen, wo sich die Maschine und der Trockner befanden.
    “Bist du sicher, Süße?” fragte sie unsicher, als sie Marion durch den Garten zu einer Holzhütte folgte.
    “Jaaa. Sie sind hier drin”, sagte sie und zeigte auf die Hütte.
    Der kühle Wind zerrte an ihren Haaren, als sie über den Hof liefen. Ella stellte den Korb mit der Wäsche auf den kalten Boden. Die Holzhütte neigte sich bedenklich zur Seite, und es schien, als könne ein kräftiger Windstoß die ganze Sache beenden. Vorsichtig hob sie den behelfsmäßigen Riegel und stieß die Tür auf. Sie wich zurück, als die Tür knarrend aufsprang. Als sie sicher war, dass ihr nichts entgegenspringen würde, riskierte sie einen Blick ins Innere der Hütte.
    Staubkörner tanzten im Sonnenlicht. Die Waschmaschine und der Trockner standen an der einen, eine Tiefkühltruhe an der anderen Wand. Der restliche zur Verfügung stehende Platz war voll gestellt mit zahllosen rostigen Dosen und verstaubten Flaschen. Spinnenweben hingen wie Vorhänge vor den kleinen Fensterscheiben, und drei riesige schwarze Müllsäcke nahmen den größten Teil des Fußbodens ein. Ella bahnte sich ihren Weg durch den Raum und trat an einen der schwarzen Säcke heran. Mit spitzen Fingern öffnete sie ihn, um hineinzusehen. Ein beißender Gestank schoss ihr in die Nase und im Inneren des Beutels fand sie Handtücher aller Farben und Größen, die alle vor Vogeldreck starrten. Schnell machte sie den Sack wieder zu und verschloss ihn fest.
    “Hier werden die Tücher für die Klinik gewaschen?” fragte sie.
    Marion nickte.
    “Und ihr wascht eure Kleider hier auch?”
    Wieder nickte Marion.
    “Der Himmel steh mir bei”, murmelte sie, als sich ihre schlimmsten Vorahnungen bestätigten. Sie öffnete die verrostete Waschmaschine. Die Tür quietschte und gab den Blick auf eine Ladung feuchter Handtücher frei, die darauf warteten, getrocknet zu werden. Im Trockner fand Ella noch weitere vergammelte Tücher.
    Sie wich zurück, verschränkte die Arme und dachte nach. Dies war also die Waschküche. Federn flogen umher, und der Boden war mit einer feinen weißen pudrigen Substanz überzogen, von der sie annahm, dass es sich um Hautschuppen und Kot handelte.
    Ella schüttelte den Kopf, gluckste vor Lachen und griff nach Besen und Kehrblech. “Eigentlich habe ich geschworen, mich nicht in die Angelegenheiten und Aufgaben der Klinik einzumischen, aber ich denke, wir könnten ein paar Handtücher zusammenlegen, oder?”
    Marion lehnte sich gegen den Türrahmen. “Ich weiß nicht, wie das geht.”
    “Du weißt nicht, wie man Handtücher faltet? Das ist ganz leicht. Denk einfach, es sei ein neues Spiel. Ich werde es dir beibringen.”
    Der Gesang ließ ihn aufhorchen. Harris war gerade auf dem Weg zum Haus, um etwas zu essen, als er an der Holzhütte vorbeikam und von drinnen zwei weibliche Stimmen den Refrain von “Old MacDonald” schmettern hörte. Marions glockenhelles
e-i-e-i-o
, das von heftigen Kicheranfällen unterbrochen war, klang in seinen Ohren wie die süßeste Melodie, die er seit langem gehört hatte. Er drehte um, ging zur Hütte und beobachtete die Szene vorsichtig durch die weit geöffnete Tür, ohne die beiden stören zu wollen. Er sah in den winzigen, frisch geschrubbten Raum und auf die Waschutensilien, die fein säuberlich in den Regalen verstaut worden waren. Ein Stapel gefalteter Handtücher lag auf der Gefriertruhe. Daneben stand Ella, die gerade ein großes Tuch zusammenlegte und dabei Marion betrachtete, die mit einem kleineren kämpfte. Das Kind rollte den Stoff mit seinen kleinen, pummeligen Fingerchen auf und legte ihn sorgfältig auf den Stapel, der sich bedenklich zur Seite neigte. Marions Handtücher würden alle noch einmal gefaltet werden müssen, aber das wusste sie nicht.

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