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Dem Himmel entgegen

Dem Himmel entgegen

Titel: Dem Himmel entgegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Monroe
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Heute Morgen war sie ungeheuer stolz auf ihre Kochkünste. Der Speck war gleichmäßig gebraten und kross. Gespannt hielt sie den Atem an und wartete.
    Lijah nahm einen Bissen und nickte anerkennend. “Das ist
wirklich
gut!”
    Ella lächelte, lief erleichtert zur Treppe und rief: “Marion! Komm runter, das Frühstück ist fertig.”
    Sie hörte Tumult im oberen Stockwerk. “Ich komme!”
    “Was macht Harris gerade?” fragte Lijah.
    “Er ist vor etwa einer halben Stunde gegangen. Er wollte sich um einen Fischadler kümmern, der diesen Morgen eingeliefert worden ist.
    Lijah schlang hastig ein paar Löffel der Körner hinunter, aß einen Streifen Speck, wischte sich den Mund mit einer Serviette ab und stand auf. “Vielen Dank, Ella. Ich gehe jetzt besser rüber, um zu helfen. Es gibt viel zu tun. Clarice ist die einzige Helferin heute, und Brady kommt erst um drei. Miss Sherry ist ja nicht da, wie Sie vielleicht wissen.”
    “Ja, ich weiß. Ich werde wohl in die Klinik kommen, um etwas auszuhelfen. Jedenfalls will ich es versuchen.”
    Er hob überrascht die Augenbrauen.
    “Warum sind Sie so erstaunt?”
    “Ich habe nicht gewusst, dass Sie sich für Vögel interessieren.”
    “Eigentlich tue ich das auch nicht. Harris hat mich darum gebeten. Aber ich habe ihn im Gegenzug ebenso eingespannt, also sind wir sozusagen quitt.” Sie drehte unsicher das Geschirrtuch in ihren Händen. “Ich hoffe, Sie erzählen es niemandem, aber ich habe ein bisschen Angst vor den Vögeln.”
    “Sie haben Angst?” Er schüttelte ungläubig den Kopf. “Das hätte ich bei Ihnen gar nicht erwartet.”
    “Nun ja … Die Vögel sind so groß und sehen wild und angriffslustig aus. Ich weiß nicht wieso, aber auf mich wirken sie so. Ich habe von Maggie gehört, dass Sie Ihre eigene Art haben, mit den Tieren umzugehen. Dass Sie ganz nah an die Vögel herantreten können, ohne dass sie kreischen oder wild flattern. Ich kann mich nicht einmal einem Stall nähern, ohne dass die Tiere aufgeregt mit den Flügeln schlagen. Ich mache mir Sorgen, dass sie sich verletzen könnten, wenn ich näher komme. Gibt es da etwas, das ich anders machen könnte?”
    Er rieb sich gedankenverloren die Wange. “Es scheint so, als ob die Tiere Ihre Furcht aufnehmen. Natürlich nicht wörtlich. Sie spüren Sie, mit all Ihren Ängsten und Ihren Empfindungen. Und Sie müssen lernen, sie genauso zu spüren. Sie müssen lernen, die Signale zu deuten.”
    “Was für Signale?” fragte sie und hatte nicht die geringste Ahnung, wovon er sprach.
    “Greifvögel sind mächtige Raubtiere. Vergessen Sie das nie! Sie sind wild. Sie müssen vorsichtig sein. Und Respekt haben. Vor allem, wenn Sie sich ihnen nähern wollen, denn sie sind sehr eigen mit ihrem Revier. Sie dürfen niemals einfach so in ihren Bereich eindringen, sich über sie beugen oder sich zu schnell bewegen. Das macht sie unberechenbar und nervös. Glauben Sie mir, sie werden es Ihnen schon bedeuten, wenn Sie nicht näher kommen sollen. Einige strecken ihre Schwingen aus, plustern ihre Federn auf und beginnen zu kreischen, um größer und angsteinflößender zu wirken. Andere drücken sich auf den Boden und machen sich ganz klein, wenn sie sich in die Enge getrieben fühlen. Wenn sie das machen, müssen Sie ganz still stehen und ihnen eine Möglichkeit geben, sich zu beruhigen.
    “Und blicken Sie sie nicht direkt an. Es ist verlockend, sie genau zu betrachten, aber die Tiere fühlen sich dann bedroht und reagieren entsprechend.” Er verengte die Augen, um seine Ausführungen zu unterstreichen. “Wenn sie denken, dass Sie böse sind, hegen sie einen Groll gegen Sie – schlimmer als jeder Exgeliebte, der Sie im Zorn verlassen hat.”
    “Du lieber Himmel, ich muss noch eine Menge lernen.”
    “Eigentlich ist es ganz leicht. Mit Vögeln zu sprechen und mit ihnen umzugehen ist nicht anders als mit anderen Lebewesen. Sie müssen nur Ihr Herz öffnen und die Wärme und Liebe aus Ihrem Inneren nach außen strömen lassen.”
    Er schlurfte zur Tür, doch bevor er verschwand, drehte er sich noch einmal um. Das Lächeln auf seinem Gesicht war voller Trost und Zuspruch. “Machen Sie sich keine Sorgen, Miss Ella. Ich kann Ihr Herz sehen. Sie werden es schaffen.” Bradys Herz war voller Zorn und Ablehnung, als er die Spitzhacke in den sandigen Boden schlug. Er hatte bestimmt schon hundert Mal in die Erde gehackt, doch das reichte immer noch nicht, um die Wut zu beruhigen, die er in seiner Brust verspürte. Er

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