Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dem Himmel entgegen

Dem Himmel entgegen

Titel: Dem Himmel entgegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Monroe
Vom Netzwerk:
zu bauen, die groß genug ist, damit die Vögel fliegen können.”
    “Das ist eine gute Idee. Ich wäre glücklich, ihm dabei helfen zu dürfen. Santee muss das Fliegen nach der langen Pause auch erst wieder üben.”
    Er setzte den Becher an den Mund, schnupperte, schloss die Augen und trank geräuschvoll. Nachdem er geschluckt hatte, ließ er langsam die Tasse sinken und seufzte von Herzen, ja fast schon ehrfürchtig: “Ah!”
    Sie lächelte und genoss dieses allmorgendliche Ritual. “Ist der Kaffee heute okay?”
    “Seit meine Martha damals starb, habe ich keinen so guten Kaffee mehr getrunken. Sie machte den besten Kaffee.”
    Dies war das erste Mal, dass sie ihn über sein Privatleben sprechen hörte. Sie hatte sich schon immer gefragt, ob er verheiratet war, ob er Kinder hatte oder Familie. Sie wusste, dass er irgendwie mit der Gullah-Gemeinde verbunden war, die ihn hoch schätzte. Clarice hatte ihr erklärt, dass Elijah ein wandelndes Lexikon war, was die Gullah-Kultur betraf. Aber das war dann auch schon alles.
    Und doch war sie, wenn sie diesen alten, gebeugt gehenden Mann betrachtete, verwirrt, wie er, der so viel Wissen in sich trug und von der Gemeinde so hoch angesehen war, so frei und ungebunden von persönlichen Besitztümern oder Menschen sein konnte, dass er einfach gehen und einem Adler folgen konnte.
    Sie beugte sich vor. “War Martha Ihre Frau?”
    “Das war sie.”
    “Wann ist sie gestorben?”
    “Schon vor langer Zeit. Ich habe aufgehört, die Monate zu zählen.”
    “Sie müssen sie noch immer vermissen.”
    “Mein Herz leidet und wird es ewig tun. Obwohl sie nicht wirklich von mir gegangen ist.”
    “Wie bitte?”
    “Sie ist immer noch bei mir.”
    Sein Gesicht wurde ganz weich, und er sah Ella wehmütig an. “Ich kann ihre Stimme im Wind hören”, sagte er, mehr zu sich selbst als zu ihr. “Wenn ich an einem lauen Abend durch die Sümpfe gehe und hochblicke, sehe ich manchmal Dunst über dem Boden tanzen und frage mich, ob das wohl meine Martha ist. Oder wenn ich manchmal durch den tiefen Wald spaziere und die Sonne durch die Blätter bricht, die den Boden zum Blühen bringt, kommt Martha und geht ein Stück des Weges mit mir. Ja, dann ist es fast so wie früher.”
    Er seufzte und schwieg für einen Moment. Ella spürte, wie einsam sich der alte Mann fühlen musste. Während er weitersprach, blickte er Ella gütig an, aber seine Augen, in denen Tränen schimmerten, verrieten ihn.
    “Wenn der Körper geht, bleibt der Geist noch hier. Das ist sicher. Er ist da. Wir müssen nur wissen, wie wir mit ihm in Kontakt treten können.”
    Sie lehnte sich auf dem Stuhl zurück und versuchte, seiner klangvollen Stimme und den Bildern, die er schuf, so viel zu entlocken, wie sie nur konnte.
    “Und wie kommunizieren Sie mit den Geistern?”
    Er schürzte die Lippen. “Man muss nur freundlich sein. Sie finden ihren Weg, wenn die Tür offen ist. Singen ist gut. Es macht die Seele empfänglich.”
    “Ich habe Sie nachts singen gehört, als die Eulen schrieen. Haben Sie da zu Martha gesprochen?”
    Sein Gesicht verfinsterte sich, als er die Stirn runzelte. “Das ist nicht dasselbe. Wenn eine Eule nach Mitternacht, zur Geisterstunde, schreit, ist das ein schlechtes Vorzeichen. Das Singen beruhigt die Eule, und die bösen Kräfte werden abgewendet.”
    “Wirkt es denn?” fragt sie, überrascht von dieser Geschichte über die Eulen. Sie hatte die Gesänge dieser Tiere immer geheimnisvoll, aber bezaubernd gefunden.
    In seinen Augen blitzte der Schalk auf. “Ich habe eine nette, kleine Holzhütte, in der ich übernachten kann und jeden Morgen eine Tasse heißen Kaffee. Das hört sich alles nach Glück an.”
    Sie gluckste vor Vergnügen und verstand nun besser, warum die Menschen Lijah am Sonntag zum Essen einluden und sich auf seine Geschichten freuten, die so viel Optimismus verbreiten konnten.
    “Sind Sie sicher, dass ich Ihnen auch heute kein Frühstück machen soll? Es macht wirklich keine Umstände. Es sind nur Speck und geschrotete Körner.”
    “Geschrotete Körner, sagen Sie?” Er betrachtete vorsichtig die Schale.
    “Bis jetzt habe noch nichts verbrennen lassen.”
    Er grinste breit, ein Eingeständnis, warum er sich bis jetzt, so oft es ging, vor dem Essen gedrückt hatte. “Also, ich denke, ich bin so freundlich und probiere ein bisschen.”
    Sie lachte erneut und stellte ihm eine Schüssel für die Körner und einen Teller mit Speck auf den Tisch, während er Platz nahm.

Weitere Kostenlose Bücher