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Dem Himmel entgegen

Dem Himmel entgegen

Titel: Dem Himmel entgegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Monroe
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können. Es war ungewohnt, Ella so entspannt und locker zu erleben.
    Das Mondlicht hatte auf ihr Gesicht geschienen, und sie hatte verträumt geblickt, als wäre sie eine Million Kilometer weit entfernt. Zum ersten Mal war ihm bewusst geworden, dass sie ein Leben hatte, von dem er nichts wusste, Erinnerungen, die vielleicht ihre Geliebten betrafen, und es hatte ihn verwundert, so von Ella zu denken. Er hatte stets versucht, solche privaten Gedanken zu verhindern. Schließlich lebten sie unter einem Dach.
    Heute Nacht sah er Ella als Frau, mit den Wünschen und Begierden einer Frau. Und seit dieser Gedanke sich in seinen Kopf geschlichen hatte, konnte er ihn nicht mehr loswerden.
    Harris schlummerte langsam ein, dachte an Ella, hörte ihre Worte in seinem Kopf nachhallen.
Sie sind nicht allein
.

10. KAPITEL
    F ischadler:
Die schneidigen Fischer. Fischadler sind große schwarz-weiße Greifvögel mit geschwungenen Flügeln und scharfen, gebogenen Krallen. Mit dem dunklen Gefieder um ihre Augen herum erinnern sie an Banditen. Wenn sie mutig mit den Krallen zuerst ins Wasser eintauchen, um Beute zu machen, sehen sie elegant aus. Sie verzehren ausschließlich Fisch und leben in Küstengebieten und an Seen
.
    Ella erwachte am nächsten Morgen und fühlte sich, als hätte sich ihre ganze Welt verändert. Sie hatte sich schlaflos hin- und hergewälzt. Unerwünschte Erinnerungen und Momente der Panik und des Bedauerns hatten sich abgewechselt. Als der Morgen graute und das erste Licht des Tages durch die Vorhänge fiel, waren ihre Augen verschwollen, und sie spürte das schwache Hämmern von Kopfschmerzen hinter ihrer Stirn.
    Der Tag würde aber nicht warten, bis sie bereit war, aufzustehen, und so quälte sie sich aus dem Bett, reckte und streckte sich ausgiebig und gähnte herzhaft. Im Haus war es noch still bis auf das Geräusch der Dusche, das ihr sagte, dass Harris schon wach war. Sie blinzelte durch die Vorhänge ihres Schlafzimmers. Draußen hing ein Nebelschleier über dem Weiher, der die Kiefern in geisterhaftes Licht hüllte. Sie konnte kaum die Firstlinie des Holzhäuschens ausmachen, in dem Lijah wohnte.
    Sie schlüpfte in ihren Morgenmantel und die Hausschuhe, hastete zum Ofen, um ein paar Scheite Holz nachzulegen und ging dann direkt in die Küche, um Kaffee zu kochen. Gerade goss sie zwei Becher ein, als Harris ins Zimmer trat. Er war frisch rasiert und trug eine Jeans und ein blaues Flanellhemd. Sein Haar war noch feucht von der Dusche und zurückgekämmt, was ihn schneidig und sexy aussehen ließ.
    Sie fühlte sich unsicher, weil sie noch nicht angezogen war, und wickelte ihren Morgenmantel fester um sich. Letzte Nacht waren sie sich näher gekommen, und an diesem Morgen behandelten sie einander mit der Unsicherheit von verlegenen Teenagern. Meine Hände müssen etwas tun, dachte Ella, griff nach dem Schwamm und wischte ein paar Krümel Kaffeepulver von der Anrichte.
    “Kühl heute Morgen”, sagte er und stellte sich neben sie.
    Sie konnte ihn förmlich spüren, konnte den schwachen Duft von Seife wahrnehmen, der den Geruch des frisch aufgebrühten Kaffees zu überlagern schien. “Der Kaffee ist fertig.”
    “Danke.” Er lehnte sich vor, um nach seiner Tasse zu greifen und ein paar Schlucke zu nehmen. “Mmmm. Gut.”
    “Jaaa …” erwiderte sie.
    Ein kleines Lächeln blitzte in seinen Augen auf.
    “Sie sind schon früh wach. Das Frühstück ist in einer Minute fertig.”
    “Keine Panik. Ich muss in die Klinik. Gestern Nacht habe ich noch einen Anruf bekommen. Heute bringen Leute aus Mount Pleasant einen Fischadler vorbei. Sie wollen ihn hier abliefern, bevor sie zur Arbeit müssen.”
    “Okay.” Sie goss Milch in ihre Tasse und hielt den Blick gesenkt.
    Sie standen einige Meter voneinander entfernt, er lehnte an der Küchenanrichte, sie stand am Waschbecken. Sie nippten beide an ihrem Kaffee, und das Schweigen hing so schwer und so undurchsichtig über ihnen wie der Nebel an diesem Morgen. Als sie einen heimlichen Seitenblick auf ihn warf, entdeckte sie, dass er sie direkt ansah, und errötete.
    “Also, ich gehe dann mal besser”, sagte er und stieß sich vom Schrank ab.
    “Werden Sie zum Essen zurück sein?”
    “Ich denke nicht. Es sind einige Sachen liegen geblieben.”
    “Wir werden Sie vermissen.” Ihr fiel auf, wie dieser Satz klingen musste. Erschrocken hob sie den Kopf und blickte ihn an. Ein schwaches Lächeln umspielte seinen Mund, und er sah aus, als hätte es ihm gefallen.
    Er

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