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Dem Himmel entgegen

Dem Himmel entgegen

Titel: Dem Himmel entgegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Monroe
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sich schnell ins Wasser gleiten ließ. Nur ein kurzes
Platsch
war noch zu hören, und die Schildkröte war verschwunden.
    “
Daddy!”
weinte Marion enttäuscht.
    Harris stemmte die Hände in die Hüften.
    Keiner von beiden bemerkte Lijah, der bei seiner Hütte stand und eine Pfeife rauchte. Ein Lächeln umspielte seinen Mund.
    Einige Tage später stand Marion mit Lijah im Krähen-Käfig. Sie sah zu ihm hoch und verzog zweifelnd ihr Gesicht.
    “Bist du sicher, dass die Krähe sprechen kann?”
    “Im Moment noch nicht, kleines Fräulein, aber sie kann es. Wenn du es ihr beibringst.”
    Lijah hatte sich auf den Boden gekniet, und Marion lehnte an seiner Schulter, während sie ihm aufmerksam zuhörte. Fast jeden Morgen sah Lijah Marion, die sich bei den Krähen-Käfigen aufhielt, hineinblickte und mit ihnen plapperte. Vor allem Little Crow liebte sie, denn sie hatte ihn aufwachsen sehen. Lijah vermutete, dass Marion in der kleinen Krähe so etwas wie ein anderes Kind sah, mit dem sie spielen konnte.
    Sie wiegte den Kopf von links nach rechts. “Ich habe noch nie von einem Vogel gehört, der sprechen konnte.”
    “Es gibt eine Menge Vögel, die sprechen können. Papageien, Beos, sogar Wellensittiche.” Er zeigte mit seinem schlanken Finger auf Big Crow und Little Crow, die auf einer Sitzstange nicht weit von ihnen in ihrem Käfig hockten. “Die Krähe ist der cleverste aller Vögel. Wusstest du, dass wenn Krähen zusammenhocken, Wachen auf einen der höchsten Äste geschickt werden? Die Späher sitzen still dort und halten die Augen offen. Wenn sie etwas Bedrohliches sehen, warnen sie die anderen mit dem typischen
krah-krah
, und alle Krähen – Papa-Krähen, Mama-Krähen und die kleinen Baby-Krähen – haben Zeit, sich in Sicherheit zu bringen. Du kennst doch den Schrei der Krähen, über den ich rede?” Er legte die Hände um seinen Mund, atmete tief ein und ahmte perfekt den Ruf der Krähen nach.
    Die beiden Vögel flatterten mit den Flügeln und sprangen aufgeregt von einer Sitzstange zur anderen. In ihren glänzenden schwarzen Augen spiegelte sich die Neugier wider. Marion kicherte und hielt sich die Hand vor den Mund.
    “Es hört sich an, als wenn jemand ein Alarmsignal gibt, oder?” sagte Lijah und grinste wissend. “Wenn die Schwärme in den Süden ziehen und hoch in die Lüfte steigen, sind sie zu Tausenden, vielleicht sogar mehr.” Er schüttelte den Kopf und lächelte breit. “Das muss man einfach sehen.”
    “Aber wie kann ich ihm beibringen zu sprechen?” wollte Marion wissen.
    “Das ist nicht schwer, aber man braucht viel Geduld. Bist du geduldig, mein Kind?”
    Sie nickte mit der typischen Überzeugung einer Fünfjährigen.
    “Okay”, sagte er und blickte sie ernst an. “So machen wir es. Komme jeden Tag vorbei und besuche Little Crow. Er ist jung und hat das richtige Temperament. Übereile nur nichts. Sei geduldig, bis sich zwischen dir und Little Crow eine Art Freundschaft entwickelt hat und er dir vertraut. Dann, wenn du ganz sicher bist, dass du seine volle Aufmerksamkeit hast, sag Hallo zu ihm.”
    Marion rannte wie der Wind zum Käfig, stürzte auf die kleine Krähe zu und schrie: “Hallo, Krähe!”
    Little Crow krächzte und geriet völlig aus der Fassung, breitete die Flügel aus und setzte sich zu der alten Krähe auf der anderen Sitzstange. Beide Tiere blickten Marion ängstlich an, während sie nervös auf den Stangen hin und her hüpften.
    “Sie mögen mich einfach nicht”, weinte Marion.
    Lijah winkte sie zu sich herüber. Sie kam mit hängenden Schultern und hängenden Mundwinkeln zu ihm zurück.
    “Sie mögen nur die Art nicht, wie du sie erschreckt hast, das ist schon alles.”
    “Das wollte ich doch nicht.”
    “Das weiß ich, kleines Fräulein, aber das ändert nichts daran, dass es passiert ist. Jetzt musst du erst einmal deinen Mund halten und mir zuhören, denn ich erzähle dir, was du tun musst. Hast du jemals das Kaninchen auf dem freien Feld gesehen?”
    “Mein Daddy hat mir eines gezeigt.”
    “Dann weißt du, wie es ist. Der Daddy vom Kaninchen hat ihm gesagt, dass es nicht plappern oder die ganze Zeit hoppeln soll, wenn es Freunde finden will. Er hat dem Kaninchen erzählt, dass es auf leisen Sohlen kommen soll, wenn es seine Freunde nicht erschrecken will. Das Kaninchen hat auf seinen Daddy gehört und saß ganz ruhig da, seine Löffel waren so still wie das Gras.”
    “Aber wie kann es denn spielen, wenn es einfach nur so dasitzt?”
    “Das ist

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