Dem Killer auf der Fährte
vergammelt, aber ansonsten sicher in Ordnung. Du glaubst doch nicht, daß es jemand vergiftet hat, oder?«
»Nein. Eigentlich nicht. Aber ich will trotzdem nicht, daß er es frißt. Du weißt doch, es gibt schließlich ein paar Verrückte, die sich hier herum treiben und Hunde vergiften.«
»Du übertreibst.«
»Tue ich nicht. Solche Sachen passieren wirklich. Zum Beispiel neulich auf dieser Hundeschau irgendwo im Mittleren Westen. Es war ein Malamute. Er ist während dieser Schau vergiftet worden. Sein Name war Luke. Er war einer der meistdekorierten Malamutes in diesem Land, und jemand hat ihn vergiftet. Er ist daran gestorben.«
»Das ist ja schrecklich.«
»Natürlich ist es schrecklich. Ich habe geweint, als ich davon hörte. Und ich habe einen Scheck für die Spendenkasse geschickt, weil eine Belohnung für Hinweise auf den Täter ausgesetzt worden war. Du siehst also, daß so etwas durchaus vorkommt. Und es könnte auch hier passieren.«
Rita blieb skeptisch. »Das ist doch keine Hundeschau.«
»Die ganze Welt ist eine Hundeschau.«
»Und alle Männer und Frauen sind bloß Terrier, Malamutes, Dackel...«
»Okay, das reicht jetzt«, lachte ich. »Aber sag’ mal: Kannst du mir noch eines sagen? Als du mit Donna Zalewski gesprochen hast, hat sie da Hunde erwähnt?«
Aber Rita schüttelte nur den Kopf und gab mir damit zu verstehen, daß sie es nicht sagen wollte.
»Wieviel hat sie über Hunde gewußt? Hätte sie Kimi von der Leine gelassen? Hätte Kimi in Schwierigkeiten geraten können?«
Aber Rita blieb stumm.
»Na gut, dann eben nicht. Es ist nur, weil Kimi nicht gerade der Hund mit den besten Manieren ist. Sie ist jung, fast noch ein Welpe. Ich frage mich, ob sie nicht vielleicht etwas angestellt hat, das jemanden, der keinen Sinn für Hunde hat, sehr wütend gemacht hat. Ich denke an jemanden, der einen pathologischen Haß gegen sie hatte. Okay, okay, ich weiß schon, das muß ich wohl selbst herausfinden.«
Als wir wieder zu Hause waren und Rita in ihrer Küche Kaffee für uns kochte, blieb ich im Wohnzimmer und sah in ihrem Kalender nach, der auf dem Schreibtisch neben dem Telefon lag. Ich wußte, daß sie darin neben den Telefonnummern ihrer Freunde auch die ihrer Patienten notiert hatte, für den Fall, daß sie erkrankte oder ein Schneesturm wütete, und sie eine Sitzung absagen müßte. Und es stellte sich heraus, daß sie nicht nur die Telefonnummern aufgeschrieben hatte, sondern auch die jeweiligen Adressen dazu. Donna Zalewski hatte in der Lakeview Avenue gewohnt. Rita vergib mir, ich mußte es einfach wissen.
Am nächsten Morgen legte ich Kimi ein Metallhalsband und eine starke Leine aus geflochtenem Leder an, und ging mit ihr zu ihrem ehemaligen Zuhause. Das obere Ende der Lakeview Avenue liegt in einer Gegend, in der hauptsächlich ältere Professoren mit ererbtem Vermögen und jugendliche Schickeria, Arzte, Rechtsanwälte und Geschäftsleute mit intellektuellen Ambitionen wohnen. Die meisten Häuser waren im ausladenden Kolonialstil oder im noch ausladenderen viktorianischen Stil erbaut worden, mit bizarren Türmchen und Erkern und Laubengängen im Garten. Das untere Ende dieser Straße verläuft in der Gegend, in der ich lebe, und dort haben ursprünglich sicher die Haushaltsangestellten gewohnt, die bei den Herrschaften am oberen Ende der Straße arbeiteten, aber heutzutage gelten diese sehr viel bescheideneren »Dreidecker-Häuser als ebenso schick wie die Paläste am oberen Ende, nur daß sie außerdem noch politisch korrekt sind, und das sogar, nachdem man sie von einem Architekten hat renovieren lassen. Mit anderen Worten: Die Bewohner sind nicht nur Arzte, Rechtsanwälte, Professoren und Therapeuten, sondern ebenso Schriftsteller, Lehrer, Installateure, Elektriker und Polizisten.
Donna Zalewski hatte in einem nichtssagenden, mit braunen Schindeln verkleideten Haus gewohnt, das so- « Zusagen in der Übergangszone zwischen dem oberen und dem unteren Ende der Lakeview Avenue liegt. Das Haus hat einen Vorgarten oder das, was der Winter davon übriggelassen hatte, und eine Veranda mit drei Briefkästen, aber ohne Milchbehälter, jedenfalls konnte ich keinen sehen. Allerdings konnte auch einer an der Hintertür stehen, oder er war nach Donnas Tod entfernt worden. Kimi hob kurz ihr Bein an einem Ahornbaum vor dem Haus, aber ansonsten ließ nichts in ihrem Verhalten darauf schließen, daß sie die Gegend kannte.«
»Schöner Hund«, bemerkte ein stämmiger junger Mann,
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