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Dem Killer auf der Fährte

Dem Killer auf der Fährte

Titel: Dem Killer auf der Fährte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Conant
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auf der Seite in einem Käfig. Den massiven, schönen Kopf hatte sie auf die ausgestreckten Beine gebettet, als ob sie nicht mehr die Kraft hätte, ihn zu heben. Dunkles Wolfsgrau und Weiß ist die offizielle Zuchtbezeichnung für Kimis Färbung. Das bedeutet einen fast schwarzen, äußeren Mantel mit silbrigen und schneeweißen Einsprengseln über einer dichten Unterwolle. Zusammen ergibt dies eine komplexe Farbstudie, die zeigt, was mit Schwarz, Weiß und Grau passiert, wenn sie lebendig werden. An einem Malamute wie Kimi wirken die dunkelbraunen Augen und die leicht erdfarbenen Schattierungen in ihrem Fell unerwartet und wie etwas Wunderbares, so, als hätte man aus einem Schwarzweißfilm Farbabzüge entwickelt. Als sie meine Stimme hörte, öffnete sie diese dunklen, mandelförmigen Augen und blickte mich ein wenig leidend, aber glücklich an.
    Ich öffnete die Käfigtür, streichelte ihren Kopf und kraulte das weiche Fell um ihre Ohren. »Na, du hast es also geschafft, hm? Ich darf dich also doch behalten.«
    Vince, unser Cheftrainer im Cambridge Dog Training Club, hat einmal zu mir gesagt: »Holly, wenn ich mir einen Hund anschaffe, und plötzlich fallen diesem Hund alle vier Beine aus, ist er immer noch mein Hund.« Ich wußte, was er damit meinte. Die Religion, in der mich meine Eltern, Buck und Marissa, erzogen hatten, erkennt eine Scheidung nicht an. Mein Hund ist mein Hund, bis daß der Tod uns scheidet. Kimi hatte schon fast mir gehört von dem Moment an, als ich sie bei Elaine sah und mir einen Hund wie sie wünschte. Und doch war Rowdy mehr mein Hund gewesen als Kimi - bis jetzt, wo sie fast gestorben wäre.
    Man sollte niemals Angst davor haben, seinem Hund die ganze Wahrheit zu sagen. Wenn man vermeiden will, daß ein Mensch dabei zuhört, weil man fürchtet, es könnte albern, melodramatisch, sentimental oder schwachsinnig klingen, braucht man bloß zu flüstern. Hunde können besser hören als Menschen, und sie haben auch keine Angst vor elementaren Wahrheiten. Ich machte mir aber gar nicht die Mühe, meine Stimme zu senken, denn der einzige menschliche Zuhörer in diesem Raum war Steve. Und so sagte ich ihr laut und deutlich: »Ich liebe dich, du alter Wolf.«
    Steve schloß die Käfigtür und führte mich zurück ins Wartezimmer, wo wir uns auf eine Bank setzten.
    »Himmel noch mal«, sagte ich, »Ich hätte nie gedacht, daß sie auf den Kühlschrank klettern würden. Rowdy hat das noch nie gemacht. Ich hab dort schon oft Lebensmittel abgestellt, und Rowdy hat sie sich noch nie geholt.«
    »Es gibt Hunde, die können über Zäune und auf Leitern klettern«, meinte Steve.
    »Ich weiß das mit der Schokolade, ich hab ja in meinen Artikeln die Leute extra noch davor gewarnt. Wie konnte ich nur so dumm sein?«
    Er schüttelte sanft den Kopf. »Vergiß die Schokolade! Ich weiß selbst nicht, was es war. Ich hab die Reste und den Inhalt ihres Magens untersucht.« Er zuckte ratlos die Schultern. »Es ist ja nicht so, als hätten sie eine ganze Schachtel Süßigkeiten gefressen. In den Büchern steht, daß ungefähr acht Schokoladenriegel zu je hundert Gramm einen Hund von dreißig Pfund durch Herzstillstand töten können.«
    »Ich glaube, Kimi hat das meiste erwischt. Sie muß diejenige gewesen sein, die auf die Anrichte gestiegen ist und es sich geholt hat, denn das ist bestimmt nicht einer von Rowdys Tricks. Und ich hab mich zuerst um ihn gekümmert und ihn gezwungen, das, was er noch im Maul hatte, fallen zu lassen. Dann hab ich dasselbe bei Kimi versucht, aber sie hatte bereits viel mehr geschluckt als Rowdy.«
    »Aber nicht genug für eine Schokoladenvergiftung. Und bei ihm wirkt es ja auch. Sie konnten einfach unmöglich soviel gefressen haben, daß es eine solche Wirkung hat. Und außerdem stimmen die Symptome nicht. Auf eine Überdosis Schokolade reagieren die Hunde nämlich mit Nervosität und Unruhe.«
    »Und die beiden sind dagegen nur schläfrig.«
    »Ja, also genau das Gegenteil. Theobromin ist ein Stimulanzstoff für das zentrale Nervensystem, ähnlich wie Koffein. Vielleicht würde eine große Menge davon einen Hund umhauen, aber...«
    Plötzlich hörte ich wieder Kellys Stimme, wie sie sagte: »Ich habe das für Sie im Kühlschrank gehabt.«
    Kelly? Kelly hat mich vier von diesen Dingern essen sehen. Nicht, daß ich grundsätzlich ein gieriger Mensch wäre, es ist nur so, daß ich von kleinen Portionen bloß noch mehr Hunger kriege. Nachdem ich bei ihr also vier Croissants

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