Dem Leben entrissen: Aktuelle authentische Kriminalfälle (German Edition)
Lange. Um 3:30 Uhr, das lässt sich später rekonstruieren, wird Frederiks Computer hochgefahren.
Können Andreas und Frederik in jener Nacht schlafen? Angeblich will Frederiks Mutter die beiden gegen 4:30 Uhr im Bett liegen gesehen haben – zusammen.
Am nächsten Morgen – es ist Karfreitag, der Tag, an dem die katholische Kirche des Todes Jesu Christi gedenkt – kommen die Mörder zurück zu Andreas’ Wohnhaus. Vorher haben sie noch gemütlich mit Frederiks Eltern gefrühstückt.
Um 10:42 Uhr geht der Notruf ein. Mit weinerlicher Stimme stammelt Andreas ins Telefon, dass er seine Familie tot aufgefunden hat. Dann rennt er auf die Straße, schreit: »Tot! Oh Gott. Sie sind alle tot!«
Nach der Show fahren die beiden mit Frederiks Eltern zu ihm nach Hause. Im Auto beten sie.
Freitag, 17. April 200 9
Eine Woche nach dem Fund der vier getöteten Familienangehörigen geben die Staatsanwaltschaft Ulm und die Polizeidirektion Göppingen eine Pressekonferenz. Vier Männer sitzen an schlichten Tischen, hinter ihnen eine Leinwand. Links sitzt der Leiter der Polizeidirektion, daneben der Leiter der SoKo »Familie«, dann folgt der Leiter der Staatsanwaltschaft Ulm und zuletzt ein Polizeisprecher.
Einer der beiden Tatverdächtigen hat inzwischen gestanden und jetzt geben Polizei und Staatsanwaltschaft Informationen bekannt. Beweise werden präsentiert, der Polizeisprecher hält zwei großformatige Fotos der beiden Tatwaffen – eine Ruger Sportpistole und eine Haemmerli – in die Kameras. Die Kleinkaliberpistolen waren, verpackt in einen Müllsack, in einem Erdloch gefunden worden, zusammen mit den Patronenhülsen, den Schalldämpfern und Kleidung. Die beiden Kleinkaliberpistolen stammen aus dem Einbruch im Schützenheim, die restlichen Waffen finden die Ermittler in einem Versteck auf einem Dachboden.
Der geständige Täter ist Frederik B. Er hat die Morde zugegeben und Tatdetails offenbart.
Andreas H. schweigt dagegen noch immer. Stattdessen stellt er über seinen Anwalt einen Antrag auf Haftprüfung. So ein Antrag bewirkt eine gerichtliche Überprüfung, ob der Haftbefehl aufzuheben oder dessen Vollzug auszusetzen ist. Außerdem will Andreas H. an der Beisetzung seiner Familie am darauffolgenden Tag teilnehmen. Die Haftrichterin untersagt dies. Die Aufhebung des Haftbefehls wird das Gericht erst in einer mündlichen Verhandlung in der darauffolgenden Woche ablehnen.
Der Leiter der Sonderkommission »Familie« erklärt der Presse den Tathergang. In einer erste Phase bis Mitternacht wurden die 22 und 24 Jahre alten Töchter in ihrem Elternhaus erschossen, während die Eltern in einer Gaststätte sind, in der zweiten Phase in der Nacht auf Karfreitag dann die Eltern.
Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft Ulm
vom 17. April 2009
Mutmaßliche Tatwaffen aufgefunden – Geständnis eines Beschuldigten – Tatverdacht verdichtet sich weiter […]
Im Fall des Eislinger Vierfachmordes teilen die Staatsanwaltschaft Ulm und die Kriminalpolizei der Polizeidirektion Göppingen mit, dass die mutmaßlichen Tatwaffen sichergestellt sind. Der 19-jährige Freund des Sohnes der getöteten Familie räumte die gemeinschaftliche Tatbegehung über seinen Verteidiger ein.
Noch am Mittwoch Abend dieser Woche gab er über seinen Verteidiger den Hinweis zum Versteck der mutmaßlichen Tatwaffen. In einem Waldstück am Stadtrand von Eislingen schlug ein Sprengstoffspürhund im Rahmen einer noch am späten Abend des selben Tages durchgeführten Suchaktion an einem Erdloch an. In diesem befanden sich neben der mutmaßlich bei der Tatausführung getragenen Kleidung die von ihm als Tatwaffen bezeichneten Kleinkaliberpistolen der Marken Hämmerli und Ruger. Ebenfalls konnte die Polizei in diesem Versteck abgeschossene Munitionshülsen des gleichen Kalibers – Kaliber 22 – sicherstellen, die in ihrer Anzahl nahezu mit der Anzahl der bei den Obduktionen der vier Opfer festgestellten Schussverletzungen übereinstimmen. Am Tatort selbst lagen keine Hülsen.
Der 19-jährige Heranwachsende gab auch einen Hinweis auf das Versteck der übrigen im Oktober des vergangenen Jahres bei der Schützengilde Eislingen gestohlenen Schusswaffen, welche gleichfalls am Mittwoch sichergestellt werden konnten.
In einer Stellungnahme, die er wiederum über seinen Verteidiger den Ermittlungsbehörden übergeben ließ, räumte der 19 Jahre alte Beschuldigte am gestrigen Donnerstag Nachmittag die mit dem 18-jährigen Sohn der getöteten Familie gemeinsam
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