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Dem Pharao versprochen

Dem Pharao versprochen

Titel: Dem Pharao versprochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marliese Arold
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Nilpferdjagd nichts abgewinnen konnte. Es war ein brutales und blutiges Geschäft, bei dem die Jäger oft verletzt oder sogar getötet wurden. Ein wütendes Nilpferd war angriffslustig und unberechenbar …
    »Komm mit, ich zeige dir meine Pferde«, forderte Tut sie nun auf. »Du musst mir sagen, welches Tier du am schönsten findest. Ich habe vor, für dich einen Wagen anfertigen zu lassen, damit du frei und unabhängig bist.«
    »Oh …« Anchesenamun war überrascht. »Aber ich kann doch gar keinen Wagen fahren, habe so etwas noch nie gemacht. Ich weiß gar nicht, wie man die Pferde lenkt.«
    »Das wirst du bald lernen, meine Liebste, es ist gar nicht schwer.« Tut lächelte sie wieder an und fasste sie am Arm. »Nun komm!«
    Eje hatte sich von hinten genähert. Er bewegte sich schwerfällig wegen seines dicken Bauches und hatte einen watschelnden Gang. Eje hatte gehört, was Tut zu Anchesenamun gesagt hatte und hatte prompt Einwände.
    »Sie ist nicht Nofretete«, sagte er zu Tut. »Und ich weiß nicht, ob es in der Öffentlichkeit so gut ankommt, wenn sie mit einem eigenen Wagen fährt.«
    Tuts Gesicht verfinsterte sich. »Was schert mich die Öffentlichkeit? Ich habe dir schon mal gesagt, Eje, dass ich mich nicht nach der Meinung anderer Leute richte. Ich habe Spaß daran, mit dem Streitwagen durch die Gegend zu fahren – und diesen Spaß soll meine Gemahlin mit mir teilen können.«
    Eje neigte scheinbar ehrfürchtig den Kopf, aber es war eine verlogene Geste. »Ich will dir auch gar keine Vorschriften machen, Herr. Ich will nur, dass du einiges bedenkst. Ein Pharao ist auf die Gunst seiner Untertanen angewiesen. Ich weiß, die Herzen fliegen dir zu, du bist jung und göttlich – aber manche Taten führen dazu, dass sich die Liebe des Volkes von seinem König abwendet. Erinnere dich bitte daran, wie Echnaton am Ende gehasst worden ist, obwohl auch er göttlichen Ursprungs war.«
    Tut machte eine wegwerfende Handbewegung. »Das kann man überhaupt nicht vergleichen, Eje. Echnaton hat dem Volk die vertrauten Götter weggenommen und verboten, ihnen zu huldigen. Er war ein Ketzer! Ich dagegen will Anchesenamun nur einen Wagen schenken …«
    »Es schickt sich nicht für eine Frau, einen Streitwagen zu lenken«, mahnte Eje. »Krieg ist Männersache.«
    »Die Zeiten ändern sich eben, Eje«, sagte Tut achselzuckend. Dann zog er Anchesenamun zu den Stallungen. »Komm zu den Pferden!«
    Anchesenamun befürchtete, dass Eje ihnen folgen würde. Im ersten Moment sah es auch so aus. Aber zum Glück überlegte es sich der alte Mann dann anders und schlurfte davon.
    Im Stall empfing sie ein durchdringender Geruch. Schon nach wenigen Augenblicken brannten Anchesenamuns Augen. Es war schwülwarm. Die Leiber der Tiere heizten den Stall auf, zusätzlich zur Hitze, die schon draußen herrschte. Unzählige Fliegen hielten sich im Stall auf, krochen an den Wänden entlang und plagten die Pferde, die unwirsch mit den Schweifen nach ihnen schlugen.
    Bisher hatte sich Anchesenamun wenig für Pferde interessiert. Die großen Tiere flößten ihr Respekt ein. Sie musste daran denken, dass Duamutef täglich mit ihnen umging und wusste, wie man sie am besten behandelte.
    Die Pferde gefielen ihr. Die meisten hatten sanfte Augen und schöne lange Mähnen. Ihr Fell war gepflegt und glänzte wie Seide. Einige schauten den Besuchern neugierig und erwartungsvoll entgegen.
    Ein weißer Hengst war unruhig und schlug immer wieder mit seinem Huf gegen die hölzerne Trennwand. Als der Pharao sich ihm näherte, bäumte sich das Tier auf und wieherte schrill, dass sich Anchesenamun die Ohren zuhielt.
    »Er hat einen Dämon im Leib.« Tut lachte und streckte die Hand aus, um das Pferd zwischen den Ohren zu kraulen. Doch der Hengst wich zurück, legte die Ohren an und verdrehte die Augen, bis man das Weiße sah. Er zog die Oberlippe hoch und bleckte die Zähne.
    »Er will nichts von mir wissen«, stellte Tut fest. »Aber er wird sich mir schon noch unterwerfen. Bisher hat mir noch jedes Pferd gehorcht.«
    »Wie heißt es?«, fragte Anchesenamun zaghaft, denn der Hengst schüchterte sie ein. »Haben die Tiere Namen?«
    »Nicht alle, aber einige«, antwortete Tut. »Der Bursche hier heißt Seth, und er ist genauso wild wie der Wüstengott. Irgendwie mag ich diesen ungestümen Kerl besonders – vielleicht, weil er mich noch nicht akzeptiert hat. Er fordert mich heraus.«
    Anchesenamuns Blick war schon weitergewandert, und sie hatte im hinteren

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