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Dem Pharao versprochen

Dem Pharao versprochen

Titel: Dem Pharao versprochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marliese Arold
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genießen. In seinen Augen glomm ein Feuer, das ich sonst noch nicht bei ihm gesehen hatte.
    »Macht es dir auch Spaß?«, rief er immer wieder.
    Ich nickte, obwohl ich mir wünschte, er würde endlich anhalten oder die Fahrt wenigstens etwas mäßigen. Es war der reinste Albtraum, aber ich sagte mir, dass es die Strafe dafür war, weil ich im Pferdestall zu feige gewesen war, ein gutes Wort für Duamutef einzulegen. Ich war überzeugt, dass sich gleich ein Rad lösen oder die Achse brechen würde, doch nichts davon geschah. Die Pferde waren schaumbedeckt, so sehr schwitzten sie in der mörderischen Hitze, aber Tut kannte kein Erbarmen. Er bremste erst ab, als er selbst genug hatte. Noch ein wenig länger, und die Pferde wären tot zusammengebrochen!
    Ein anderer Streitwagen mit zwei Leibwächtern folgte uns. Sie hatten Proviant dabei, so dass es uns, als wir in der Wüste rasteten, an nichts mangelte. Wir lagerten im Schatten eines Felsens auf einer Decke, die der Leibwächter ausgebreitet hatte, und Tut fütterte mich mit Weintrauben und Granatapfelkernen. Bier stillte unseren Durst. Dann legte Tut seinen Kopf auf meinen Schoß und schlief. Ich beobachtete einen wilden Falken in der Luft, der mich wiederum genauso beobachtete. Alles war ruhig und friedlich. Die beiden anderen Männer hielten sich abseits und kümmerten sich um die Pferde.
    Ich betrachtete Tuts Gesicht, seine ebenmäßigen Züge, die jetzt ganz entspannt waren. Ich fragte mich, ob er wirklich ein Gott war. So will es die Tradition, auch mein Vater Echnaton war ein Gott gewesen, bevor er in Ungnade gefallen war. Er hatte sich als Sohn Atons bezeichnet. Aton war der einzige Gott, dem Echnaton gedient hatte; ihm zu Ehren hatte er die Stadt Achetaton bauen lassen, die inzwischen anfing zu verfallen. Die Hauptstadt Ägyptens war jetzt Memphis, so hatte es Tut zusammen mit Eje und dem Feldherrn Haremhab bestimmt. Memphis lag strategisch günstig in Unterägypten, in der Nähe der großen Pyramiden. Waset war weiterhin der Königssitz …
    Der Falke hatte sich auf dem Felsen niedergelassen, ich sah seine schwarze Silhouette. Ob er irgendwo ein Nest mit Jungen hatte? Früher hätte ich mich wahrscheinlich mit Duamutef aufgemacht, dieses geheime Versteck zu finden.
    Während Tut friedlich ruhte, kam mir der Gedanke, was geschehen würde, wenn plötzlich Wegelagerer auftauchen und dem Pharao die Kehle durchschneiden würden. Mich würden sie in die Wüste verschleppen … Würden sie mich am Leben lassen? Würde ich fliehen können und wohin? Und wer würde Tuts Nachfolge als Pharao antreten, wenn er keinen Thronfolger hinterließ?
    Eje, schoss es mir sofort durch den Kopf. Ich hielt den alten Mann durchaus für fähig, dass er es schaffen würde, sich selbst auf Ägyptens Thron zu setzen. Er war machtgierig und genoss es bestimmt, dass Tut abhängig von ihm war und seinen Rat brauchte. In all den Jahren hatte er den jungen Pharao beeinflusst und ihn seine Sichtweise gelehrt. Eje war mit Tij verheiratet, und dieser Frau traute ich auch nicht über den Weg, obwohl sie die Amme meiner Mutter gewesen war. Durch ihr schwarzes Haar zogen sich schon die ersten grauen Fäden, und sie neigte schon viel länger als Eje zur Leibesfülle. Sie hatte Zugang zu allem und bewegte sich im Palast, als würde er ihr gehören. Sie tauchte überall dort auf, wo man sie nicht vermutete, und genau wie Eje schien ihr nichts zu entgehen. Ich konnte mir gut vorstellen, dass sie nachts ihrem Gatten im Bett zuflüsterte: »Sieh zu, dass du der nächste Pharao wirst!«
    Solche Gedanken kamen mir während unserer Rast in der Wüste … Ich hatte schon immer eine lebhafte Phantasie gehabt.
    Endlich erwachte Tut, und wir fuhren zurück. Ein Stück des Wegs durfte ich steuern, und Tut lobte mich, weil ich noch genau wusste, was ich machen musste.
    »Du hast Talent«, sagte er. »Ich wette, du wirst eine gute Fahrerin. Ich lasse dir einen besonders leichten und kleinen Wagen bauen, der wendig ist und mit dem du überall hinfahren kannst. Schon morgen werde ich mit meinem Wagenbauer sprechen.«
    »Du bist zu gütig«, erwiderte ich.
    Er lachte. »Ich sehe, das Fahren macht dir allmählich Spaß!«
    So war es nicht, aber ich strengte mich an, alles richtig zu machen. Denn so lange ich die Zügel hielt, rasten die Pferde wenigstens nicht mit voller Geschwindigkeit den Weg entlang. So eine halsbrecherische Fahrt musste ich nicht noch einmal erleben!

4. Kapitel Die Zeit der Hoffnung
    »Hast

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