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Dem Pharao versprochen

Dem Pharao versprochen

Titel: Dem Pharao versprochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marliese Arold
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gegangen …
    »Hab ich dir weh getan?«, fragte er.
    Sie schüttelte den Kopf. Der kurze körperliche Schmerz war zu ertragen gewesen. Tut nahm ihre Hand, ein schwacher Trost. Schweigend gingen sie in den Palast zurück. Anchesenamun fiel auf, dass Tut leicht hinkte.
    »Stimmt etwas nicht mit deinem Bein?«, fragte sie zaghaft.
    »Alles in Ordnung, ich war heute nur zu lange auf diesem Wagen«, antwortete er.
    Im Palast angekommen, trennten sie sich. Eine Dienerin kümmerte sich um Anchesenamun, bereitete ihr ein Bad, brachte ihr frische Kleider und reichte ihr einen Becher gewürzten Wein. Trotzdem war Anchesenamun noch immer innerlich wie erstarrt. Nach einer Weile wirkte der Wein, Wärme breitete sich in ihrem Körper aus. Sie sehnte sich danach, mit Selket zu reden und von ihr umsorgt zu werden. Die fremde Dienerin machte ihre Sache zwar nicht schlecht, aber sie war sehr schweigsam, und Anchesenamun verspürte nicht die geringste Lust, mit ihr ein Gespräch anzufangen. Schließlich führte die Dienerin Anchesenamun in ihr Schlafgemach.
    Es war ein großer schöner Raum mit einem prächtigen Bett in der Mitte. Ein durchsichtiger Vorhang hing herab, den man vollständig schließen konnte, um nachts die Mücken fernzuhalten. Zwei Öllichter brannten an den Wänden und tauchten den Raum in ein sanftes Licht. Neben dem Bett stand ein großer Strauß Lilien, ihr Duft erfüllte die Luft.
    Anchesenamun glitt zwischen die Laken. Die Matratze war angenehm weich, die Kopfstütze mit kunstvollen Schnitzereien verziert. Ein wahrhaft königliches Bett.
    »Habt Ihr noch einen Wunsch?«, fragte die Dienerin, die neben dem Bett stehen geblieben war.
    »Nein, danke, ich bin zufrieden«, sagte Anchesenamun. Ihre Stimme kam ihr fremd vor. »Du kannst dich zurückziehen.«
    Die Dienerin verneigte sich stumm und verließ auf leisen Sohlen den Raum. Anchesenamun suchte eine bequeme Lage und dachte über das nach, was im Garten geschehen war. War es möglicherweise alles nur eine große Lüge, was man sich von Liebe und Leidenschaft erzählte?
    Ein Geräusch ließ Anchesenamun zusammenzucken. Als sie zur Seite sah, bemerkte sie, dass Tutanchamun den Raum betreten hatte. Er trug nur einen Lendenschurz.
    »Störe ich dich?«, fragte er mit leiser Stimme, die weich war wie Seide. »Hast du schon geschlafen?«
    »Nein.« Anchesenamun setzte sich aufrecht im Bett auf.
    »Erlaubst du, dass ich noch ein wenig zu dir komme?«
    Sie nickte. Er schlug den Vorhang zurück und setzte sich auf die Bettkante. Anchesenamun wich seinem Blick aus. Sie schaffte es jetzt einfach nicht, ihn anzusehen.
    »Ich hoffe, dir gefällt der Armreif.«
    »O ja, doch, bestimmt, er ist wunderschön, das habe ich ja schon gesagt«, haspelte sie.
    Tut griff wieder nach ihrem Handgelenk, das jetzt nackt war. Der Armreif lag auf einem kleinen Tischchen neben dem Bett. Tuts Finger wanderten zärtlich ihren Arm entlang, streichelten sie ganz sanft. Sie bekam eine Gänsehaut und erschauderte. Er lachte leise, dann wurde er ernst.
    »Sieh mich an, Anchi.«
    Sie versuchte es. Seine Augen waren jetzt ganz dunkel, fast schwarz.
    »Es tut mir leid, wenn ich vorhin etwas … zu stürmisch war.«
    Sie schluckte und schwieg.
    »Es soll auch für dich schön sein.« Er schlug das Laken zurück und legte sich neben sie.
    Anchesenamun versteifte sich.
    »Keine Angst, meine Liebste.« Er zeichnete sacht mit seinem Zeigefinger ihre Gesichtszüge nach. Dann küsste er sie zärtlich auf die Schläfe, ließ seine Lippen zu ihrem Ohrläppchen wandern.
    Sie musste kichern, weil es kitzelte.
    »Wir gehören zusammen, für immer«, murmelte er und küsste ihren Hals. Seine Hand war in ihr Gewand geschlüpft, ohne dass sie es bemerkt hatte. Jetzt liebkosten seine Finger ihre Brüste.
    Sie hielt unwillkürlich den Atem an. Aber als sie merkte, dass er sich Zeit ließ, entspannte sie sich.
    Als er sie das zweite Mal liebte, war sie vorbereitet. Tut war ein erfahrener Liebhaber und wusste, was er tun musste, damit es ihr gefiel. Während Tut zärtliche Worte in ihr Ohr stammelte, schloss Anchesenamun die Augen und stellte sich vor, in den Armen von Duamutef zu liegen. So eine Phantasie war falsch und außerdem ein Verrat, das wusste sie, aber in diesem Moment war es ihr egal.
     
    Hell schien die Sonne, als Anchesenamun am nächsten Morgen erwachte. Der Platz neben ihr war leer, Tut musste mitten in der Nacht in sein eigenes Gemach zurückgekehrt sein, ohne dass sie gemerkt hatte, wie er sie

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