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Dem Pharao versprochen

Dem Pharao versprochen

Titel: Dem Pharao versprochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marliese Arold
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du schon eine Entscheidung getroffen, meine Liebste? Kommst du mit nach Memphis oder nicht?« Tutanchamun sah Anchesenamun fragend an. »Ich hätte dich gern an meiner Seite.«
    Sie dachte an die weite Reise in den Norden und daran, dass sie in der Hauptstadt so gut wie niemanden kennen würde. Hier in Waset war ihr Zuhause, die Stadt war ihr seit Jahren vertraut, nachdem ihre Familie Achetaton verlassen musste. Und seit Selket ihre Dienerin war, war es fast wie früher; die beiden Freundinnen konnten viel Zeit miteinander verbringen. »Wenn es dir nichts ausmacht, möchte ich lieber hierbleiben«, antwortete Anchesenamun. »Du hast doch gesagt, dass du sowieso nicht viel Zeit haben wirst, weil du bald wieder mit Haremhab aufbrichst.«
    »Das stimmt allerdings.« Tutanchamun trat auf die Terrasse und blickte geistesabwesend in den Palastgarten. »Wir müssen die Grenzgebiete im Osten sichern. Es gibt Gerüchte, dass sich von dort Feinde nähern, die unser Land erobern wollen. Es ist wichtig, dass ich mit den Soldaten ziehe. Ich will ihr Vorbild sein, ihnen Mut machen … Sie kämpfen besser, wenn der Pharao dabei ist.«
    Anchesenamun interessierte sich nicht sonderlich für Kriegsgeschichten. In dieser Hinsicht schlug sie ihrem Vater Echnaton nach, dem die Feinde ringsum egal gewesen waren und der auch kein Heer ausgerüstet hatte, wenn ein befreundetes Volk ihn um Hilfe gebeten hatte. Der Ruf von dem friedfertigen Pharao war natürlich auch ins Ausland gedrungen, und das hatten manche Völker ausgenutzt, um Grenzgebiete zurückzuerobern. Haremhab hatte jedenfalls alle Hände voll zu tun, die Grenzen zu sichern und dort genügend Soldaten zu postieren.
    Tutanchamun war ganz anders als Echnaton, er empfand die Kriege mit den verfeindeten Nachbarvölkern als Herausforderung. Sein großes Vorbild war in dieser Hinsicht Thutmosis der Erste, unter dessen Regentschaft Ägypten die größte Ausdehnung aller Zeiten erlangt hatte. Thutmosis war ein erstklassiger Stratege gewesen, davon berichteten auch die Tontafeln im großen Tempel von Karnak, die praktisch sein Kriegstagebuch darstellten. Tutanchamun kannte die Tafeln mittlerweile auswendig, und Anchesenamun war schnell gelangweilt, wenn er stundenlang davon erzählte und von Thutmosis’ Heldentaten schwärmte.
    »Ich fürchte, ich werde in Memphis schreckliches Heimweh bekommen«, sagte sie jetzt. »So weit im Norden war ich noch nie.«
    Tutanchamun verschränkte die Arme. »Nun gut, dann werde ich die Reise ohne dich antreten. Ich hoffe, dass ich in einigen Monaten heil zurückkomme und dir von unserem Sieg berichten kann.«
    Anchesenamun sog unwillkürlich die Luft ein. Sie mochte gar nicht daran denken, dass sich Tutanchamun bald wieder ins Schlachtengetümmel stürzen würde. Wie leicht konnte er dabei getötet werden! Aber der Pharao kannte keine Furcht, ihm schien der Sinn für Gefahr völlig zu fehlen. Er war überzeugt, dass die Götter ihn begleiten und beschützen würden, wie sie es bisher getan hatten und wie sie auch Thutmosis seinerzeit geschützt hatten. Der junge Pharao verschwendete keinen Gedanken daran, dass er von den Feinden gefangen genommen und gefoltert werden könnte. Seine Zuversicht in diesen Dingen grenzte an Leichtsinn. Anchesenamun hatte es aufgegeben, ihn umstimmen zu wollen, denn Tutanchamun stellte sich sofort taub, wenn sie damit anfing. Genauso taub war er, wenn sie ihn bat, ein bisschen vorsichtiger mit dem Streitwagen zu fahren.
    Die Wagen waren sehr leicht gebaut, man konnte sie mit wenigen Handgriffen auseinandernehmen, was bei Kriegszügen sehr praktisch war. Aber Anchesenamun hatte Angst, dass die Streitwagen nicht stabil genug waren, vor allem, wenn sie mit so hohem Tempo gefahren wurden, wie Tutanchamun es immer tat. Erst vor wenigen Tagen hatten sie deswegen einen heftigen Streit gehabt.
    »Bitte fahr doch nicht immer wie ein Verrückter mit dem Gespann durch die Gegend!«, hatte Anchesenamun gesagt, als der Pharao völlig verschwitzt von einer langen Fahrt zurückgekommen war. Sie hatte mit dem Abendessen auf ihn gewartet und sich schon große Sorgen gemacht.
    »Ich habe keine Angst, und ich fahre sicher!«, hatte Tut knapp geantwortet. Mit jeder Geste machte er ihr klar, dass er es nicht leiden konnte, wenn sie ihm Vorschriften machte.
    »Aber die Pferde könnten dir durchgehen.«
    »Das tun sie dann nur ein einziges Mal. Ich verlange von den Pferden bedingungslosen Gehorsam – genau wie von meinen Untergebenen!«
    »Und

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