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Dem Pharao versprochen

Dem Pharao versprochen

Titel: Dem Pharao versprochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marliese Arold
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vorüber war. Die Götter würden ihr schon bei allem beistehen! Oder zürnten sie ihr noch für das, was ihre Eltern getan hatten?
    Ach, sie war doch noch so jung, sie wollte ihr Leben erst leben!
    Ratlos fuhren ihre Finger über ihren flachen Bauch und kreisten auf der Haut. Wuchs in ihrem Leib tatsächlich ein neuer Mensch heran? Zweifel plagten sie. Dann hatte sie plötzlich Sorge, dass mit dem Kind etwas nicht in Ordnung sein könnte.
    »Also, du machst dich wirklich verrückt«, meinte Selket kopfschüttelnd. »Ein Kind zu bekommen ist die natürlichste Sache der Welt. Ich werde meine Mutter fragen. Sie kennt sich mit Kräutern aus und weiß sicherlich, was bei innerer Unruhe hilft. So kann es nicht weitergehen, Anchi! Ich mache mir wirklich Gedanken um dich!«

 Papyrus 5 
    Merkwürdig. Tut ist erst ein paar Tage weg – und es kommt mir vor, als seien schon Monate vergangen, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben. Er ist mir so fremd, so fern … Ich weiß nie, was gerade in seinem Kopf vorgeht und was er fühlt. Und doch bin ich mit ihm verheiratet, gehöre ihm.
    Manchmal wache ich morgens auf und fühle mich wieder wie ein junges Mädchen. Frei und ungebunden, ohne Verpflichtungen. Wenn ich dann aus dem Bett springen will, fällt mir alles ein – und sofort liegt eine so schwere Last auf mir, dass ich mich kaum noch bewegen kann. Ich bin eine Gefangene im Palast. Ich bin die Große Königliche Gemahlin eines Mannes, den ich kaum kenne. Und vielleicht trage ich ja schon sein Kind unter meinem Herzen, das Kind eines Fremden.
    Und das Schlimmste – mein Herz sehnt sich nach einem anderen! Es war ein Fehler, mich Selket anzuvertrauen, aber mit wem hätte ich sonst darüber reden können? Ich hätte besser geschwiegen …
    Aber diese unerfüllte Liebe macht mich verrückt. Ich weiß, dass es nicht sein darf – und je mehr es mir bewusst wird, desto heißer lodert die Flamme in mir. Würde Duamutef zu mir kommen und mich auffordern, mit ihm zu fliehen – ich würde keinen Moment zögern. Es würde mir nichts ausmachen, mit ihm in einem kleinen Zelt in der Wüste zu wohnen und von dem zu leben, was die Natur uns schenkt. Wir würden als arme Nomaden umherziehen, ohne ein festes Zuhause und ohne große Besitztümer.
    Wozu brauche ich einen Palast, wozu Prunk und Gold, wenn mir das gehört, wonach ich mich am meisten sehne – Duamutefs Liebe?
    Meine Gedanken sind wirr, sie flattern umher wie eine Schar Vögel, und es gelingt mir nicht, sie zur Ruhe zu bringen. Ich weiß selbst nicht, was mit mir los ist. So habe ich mich noch nie gefühlt. Ich bin hektisch, unzufrieden, möchte ständig etwas tun und weiß doch nicht, was.
    Vielleicht wäre es klüger gewesen, Tut nach Memphis zu begleiten, anstatt hier in Waset zu bleiben. Wenn ich im Palastgarten spazieren gehe, halte ich Ausschau nach Duamutef. Ich ergreife jeden Vorwand, um mich bei den Pferdeställen herumzudrücken. Fast jeden Tag sehe ich nach, ob der Bau meines Wagens Fortschritte macht – obwohl mich der Wagen im Grund überhaupt nicht interessiert. Aber die Werkstatt liegt in der Nähe der Stallungen – und es könnte doch sein, dass Duamutef zufällig über den Hof geht … Aber bisher habe ich ihn nicht gesehen. Es laufen andere Männer herum. Einer sieht ihm aus der Ferne ein wenig ähnlich, und dann zucke ich zusammen und das Herz schlägt mir bis zum Hals. Verrückt!
    Abends kehre ich enttäuscht in meine Gemächer zurück. Ob Duamutef sich absichtlich von mir fernhält? Langsam kommt es mir so vor. Sicher hat es sich herumgesprochen, dass die Große Königliche Gemahlin fast täglich in die Werkstatt kommt und ein paar Worte mit dem Wagenbauer wechselt.
    Ich lasse mir alles erklären, die Achse, die Räder, und wie man den Wagen auseinandernehmen und transportieren kann. Ich höre aufmerksam zu, nicke und stelle einige Fragen, während ich den Hof nicht aus den Augen lasse.
    Warum sehe ich Duamutef nicht? Warum versteckt er sich vor mir? Wenn es so weitergeht, werde ich ihm eine Nachricht schicken, obwohl ich Selket hoch und heilig versprochen habe, nichts zu unternehmen.
    Aber wird er mich überhaupt treffen wollen, wenn er erfährt, dass ich Tuts Kind unter meinem Herzen trage?
    Noch sind es vage Vermutungen. Meine Brüste spannen und schmerzen; es kommt mir auch so vor, als seien sie größer geworden. Und diese lästige Übelkeit …
    Ich warte auf den roten Fluss. Wenn er kommt, soll ich dann froh sein oder traurig? Ich

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