Dem Pharao versprochen
um Selket. Normalerweise war sie nie krank, die Götter hatten ihr eine robuste Natur geschenkt.
Schließlich unternahm ich mit Meritamun einen Spaziergang im Palastgarten – natürlich ohne ihr zu erzählen, was mich gerade bewegte. Die Kleine ließ sich jetzt öfter in meiner Nähe sehen; sie war ganz tüchtig und wusste, wie man zupackte. Ich glaube, es war ihr Wunsch, sich nach der Geburt um meinen Sohn zu kümmern. Jedenfalls hatte sie ein paarmal entsprechende Andeutungen gemacht, ohne ihr Verlangen jedoch ganz deutlich auszusprechen. Nun, wir werden sehen …
Beim Spazierengehen fiel es Meritamun plötzlich ein, dass sie vergessen hatte, etwas zu erledigen. Sie war deswegen ganz geknickt und fürchtete die Strafe Tijs. Ich schickte sie fort, damit sie das Versäumte nachholen konnte. An diesem Tag fühlte ich mich sehr wohl, und ich konnte den Spaziergang ebenso gut allein fortsetzen.
Ich weiß nicht, was mich dazu trieb, jedenfalls bewegten sich meine Beine ganz von allein in Richtung Pferdeställe. Ich hatte schon ewig lang nicht mehr nach meinem Wagen gefragt. Er musste inzwischen längst fertig sein. Ich gestehe, der Wagen interessierte mich nicht besonders. Solange ich schwanger war, wollte ich ohnehin jegliche Erschütterungen vermeiden.
Und doch nahm ich an diesem Tag den Wagen als Vorwand, um in Duamutefs Nähe zu gelangen.
Und ich hatte Glück! Er kam gerade mit einer Karre Pferdefutter über den Hof. Als er mich erblickte, blieb er stehen, unschlüssig, was er tun sollte. Ich ging auf ihn zu und versuchte, mich so normal wie möglich zu benehmen, obwohl mir das Herz bis zum Halse schlug.
»Duamutef!«
Er sah mich an, errötete und senkte dann höflich den Kopf. »Seid gegrüßt, Große Königliche Gemahlin!«, begrüßte er mich.
Ich war irritiert. »Was soll das, Duamutef? Warum redest du mich so förmlich an?«
»Weil es sich nicht anders geziemt«, lautete seine Antwort.
Ich schüttelte den Kopf. »Unsinn. Du bist doch kein Fremder für mich! Zwischen uns hat sich nichts geändert.«
Er hob den Kopf und blickte mir direkt in die Augen. Meine Knie wurden weich. Bei Amun, ich hatte ganz vergessen, welche Wirkung er auf mich hatte!
»Ich finde, dass schon eine ganze Menge zwischen uns anders geworden ist«, sagte er. »Wir sind keine Kinder mehr, die unbeschwert in den Tag hinein leben können. Jeder von uns hat seine Pflichten – du als Königin und ich als Bediensteter des Pharaos.«
Meine Hand wanderte unbemerkt zu meinem Bauch.
»Und du trägst Tuts Kind«, fügte Duamutef leise hinzu.
Wir sahen uns an. Mir war, als könnte ich in diesem Moment seine Gedanken lesen.
Warum ist es nicht mein Kind?
Ich biss mir auf die Lippe. In meinem Kopf tauchte ein Bild auf: er, ich und ein kleines Mädchen, das auf dem Boden der Hütte spielte, in der wir wohnten. Alles war schlicht und einfach gehalten, ein bescheidenes, aber glückliches Leben. Bei Amun, warum konnte es nicht so sein? Warum war ich mit königlichem Blut in den Adern geboren worden und warum hatte ich nicht selbst entscheiden können, wen ich zum Gemahl nehme?
»Ja, es stimmt, ich erwarte ein Kind, und vor einiger Zeit ist mir prophezeit worden, dass es ein Junge ist«, plapperte ich drauflos, um meine Verlegenheit und meine seelischen Nöte zu überspielen. »Er soll ein großer Pharao werden.«
Duamutef schwieg und wich meinem Blick aus. Er scharrte mit dem Fuß, ein Zeichen für seine Nervosität.
Ich holte tief Luft. »Und … wie geht es dir so?«, fragte ich. »Selket hat erzählt, dass du eine Freundin hast.«
»So, hat sie das?«
»Ja, sie hat auch gesagt, dass ihr euch verloben wollt.«
»Dann wird es wohl so sein«, antwortete er gleichmütig.
Am liebsten hätte ich ihn an den Schultern gepackt und kräftig geschüttelt. Wie konnte er so mit mir sprechen!
»Und sie hat auch gesagt, dass du Ärger mit der Polizei bekommen hast, weil du betrunken in eine Schlägerei verwickelt worden bist«, fügte ich hinzu und beobachtete seine Reaktion. »Angeblich trinkst du in der letzten Zeit zu viel? Ist es so? Warum tust du dir das an?«
»Wüsste nicht, was dich das angeht«, knurrte er und packte die Haltegriffe seiner Karre fester. »Es tut mir leid, ich muss jetzt gehen. Die Arbeit macht sich leider nicht von selbst.«
Ich fasste ihn am Arm, als er an mir vorbei wollte und hielt ihn fest. Ich konnte nur hoffen, dass mich jetzt gerade niemand beobachtete.
»Warum behandelst du mich so? Was habe ich dir
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