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Dem Pharao versprochen

Dem Pharao versprochen

Titel: Dem Pharao versprochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marliese Arold
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ließ seine Lippen dann über ihr Gesicht wandern. Sie seufzte leise. Alles fühlte sich so gut, so richtig an, obwohl sie wusste, dass es falsch war. Falsch und verboten …
    Ein Geräusch in der Nähe ließ sie auseinanderfahren. Anchi vernahm Schritte, die sich hastig entfernten.
    »Hast du das auch gehört?«, flüsterte sie voller Panik. »Da war jemand! Vielleicht hat er uns die ganze Zeit beobachtet.« Ihr Herz klopfte wild vor Angst.
    »Wir dürfen uns nicht mehr sehen«, antwortete er ebenso leise. »Es ist zu gefährlich. Ich will nicht, dass es Gerüchte über dich gibt.«
    Sie wusste, dass er recht hatte. Mit dem Treffen im Palastgarten waren sie ein hohes Risiko eingegangen. Wenn derjenige, der gerade weggelaufen war, sie und Duamutef erkannt hatte, dann drohte Unheil …
    »Schnell, geh!« Sie schob Duamutef eilig von sich.
    Er küsste sie ein letztes Mal flüchtig zum Abschied, dann verschwand er in der Dunkelheit wie ein Schatten.
    Anchesenamun schlug die entgegengesetzte Richtung ein und ging zum Palast zurück. Zwei Nachtfalter begleiteten sie. Der Duft der Pflanzen war betörend, aber Anchesenamun nahm ihn kaum wahr. Ihre Gedanken waren bei dem unsichtbaren Beobachter. Wer war da im Palastgarten gewesen und wie viel hatte er gesehen? Sie war zutiefst beunruhigt.
     
    »Sie hat einen Liebhaber«, sagte Tij, als Eje ins Schlafgemach kam.
    »Du bist noch wach?«, fragte Eje. »Ich dachte, du schläfst schon seit Stunden. Es ist spät geworden. Es tut mir leid. Aber ich musste zunächst meine Berechnungen beenden. Der Pharao hat Nachschub angefordert, er will mehr Soldaten, mehr Wagen und mehr Pferde. Ich muss mit dem Finanzverwalter reden, damit der Etat für das Militär erhöht wird.«
    Ächzend ließ er sich auf die Bettkante nieder und zog seine Sandalen aus.
    Tij spielte mit einem Zipfel ihres durchsichtigen Nachtgewands. »Du hast mir nicht zugehört«, sagte sie. »Ich habe dir gerade mitgeteilt, dass sie einen Liebhaber hat.«
    »Tij, ich bin müde.« Eje streckte sich schwerfällig auf der Matratze aus. Das Bett knarrte. »Ich habe jetzt keinen Sinn mehr für irgendwelchen Klatsch und Tratsch. Kannst du es mir morgen früh erzählen, ja? Gute Nacht.«
    Tij schob beleidigt die Unterlippe nach vorn. »Ganz wie du willst«, antwortete sie kühl. »Ich konnte ja nicht ahnen, dass es dich so wenig interessiert, was die Königin treibt.«
    »Die Königin?« Eje hatte schon die Augen geschlossen, jetzt riss er sie wieder auf. »Ich dachte, du redest von einer deiner Dienerinnen. Was ist mit der Großen Königlichen Gemahlin?«
    »Sie hat sich nach Einbruch der Dunkelheit mit einem Mann im Palastgarten getroffen. Das, was ich gesehen habe, war sehr eindeutig. Ich war zufällig in der Nähe, weil ich noch Blumen schneiden wollte für die Vasen im Flur.« Tij sah ihren Gatten erwartungsvoll an.
    Eje richtete sich auf. »Bist du sicher, dass es Anchesenamun war? Hast du dich bestimmt nicht getäuscht?«
    Tij lachte leise. »Meine Augen verrichten noch einwandfrei ihren Dienst, den Göttern sei Dank. Es war die Königin und keine andere Frau.«
    »Und was genau hast du nun beobachtet?«
    »Sie haben sich umarmt und geküsst. Ich konnte leider nicht verstehen, worüber sie sich unterhalten haben. Sie haben zu leise gesprochen. Aber sie sind ein Liebespaar, keine Frage.«
    »Und weißt du auch, wer dieser Mann ist?«
    »Nein, leider nicht. Es war zu dunkel, ich konnte ihn nicht erkennen.«
    Eje schwieg. Nach einer Weile sagte er: »Das ist ungeheuerlich, was du da erzählst. Ich hoffe, du sprichst die Wahrheit und verbreitest nicht nur üble Nachrede über Anchesenamun.«
    Tij zog zornig die Augenbrauen zusammen. »Warum sollte ich Lügen erfinden?«
    »Ich weiß sehr wohl, dass du die Königin nicht besonders gut leiden kannst«, entgegnete Eje. »Das ist mir nicht entgangen.«
    Seine Gattin schnaubte empört. »Ich kann sie nicht leiden, weil sie ein leichtfertiges und treuloses Geschöpf ist. Wer weiß, vielleicht stammt das Kind in ihrem Leib gar nicht von Tutanchamun! Das ist sogar sehr wahrscheinlich!«
    »Hüte dich, dieses Gerücht in die Welt zu setzen!«, fuhr Eje sie an. »Mit solchen Dingen ist nicht zu spaßen. Wenn du die Königin verleumdest, kann es dir den Kopf kosten.«
    »Du glaubst mir also nicht?« Tij regte sich immer mehr auf. »Ich bin ja nur deine Frau und mein Wort zählt nicht, wie? So, wie ich dich kenne, wirst du auch nichts unternehmen, und diese unselige Affäre kann

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