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Dem Pharao versprochen

Dem Pharao versprochen

Titel: Dem Pharao versprochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marliese Arold
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Gabe wurde meinen Vorfahren vor vielen Jahren in die Wiege gelegt, ich bin der Siebte, der sie geerbt hat.«
    Anchesenamun und Selket wechselten einen Blick.
    »Wenn ich Euch recht verstehe, wollt Ihr meinem Kind also die Zukunft prophezeien«, sagte Anchesenamun und musterte den Mann, der noch immer vor ihr im Gras kniete.
    »Ganz recht, edle Herrin!«
    »Nun gut, ich will hören, was Ihr zu sagen habt.«
    Anchesenamuns Herz klopfte heftig.
    »Gestattet Ihr mir, dass ich Euren Bauch berühre?«, fragte der Sternendeuter höflich. »Denn nur so kann ich Verbindung mit dem ungeborenen Kind aufnehmen.«
    Die junge Königin nickte, obwohl es nicht gerade schicklich war, sich von fremden Männern anfassen zu lassen.
    Der Sterndeuter streckte behutsam die Hand aus. Anchesenamun sah, dass sich die Tätowierungen sogar auf seinen Fingern befanden. Es waren seltsame Zeichen, deren Bedeutung sich ihr nicht erschlossen. Die Berührung war federleicht. Ganz sanft ruhte die Hand des Fremden auf ihrem Bauch. Der Mann hatte die Augen geschlossen, um sich auf die inneren Bilder zu konzentrieren.
    Anchesenamun beobachtete angespannt seine Miene. Was ging gerade in seinem Kopf vor? Würde er das Leben fühlen? Oder war das Kind in ihrem Leib bereits gestorben, obwohl die Blutungen aufgehört hatten? Das Schweigen des Fremden war fast nicht zum Aushalten. Endlich spielte ein Lächeln um seine Lippen.
    »Oh, es ist ein munteres kräftiges Kerlchen, das Ihr da unter dem Herzen tragt«, sagte er und schlug die Augen auf. »Ich spüre mächtige männliche Energie. Aus dem Kind wird ein willensstarker Mann, der einmal ein berühmter Herrscher sein wird. Ich gratuliere Euch, schöne Königin! Ihr werdet Euren Gatten und das Volk nicht enttäuschen. Das Glück wird Euch und Euren Sohn stets begleiten.«
    Anchesenamuns Herz schlug vor Freude einen Purzelbaum. Wenn es stimmte, was der Seher sagte … All ihre Ängste und Sorgen waren mit einem Mal wie weggewischt.
    Auch Selket strahlte. Sie ergriff Anchesenamuns Hand und flüsterte: »Hab ich dir nicht gesagt, dass alles gut wird? Siehst du! Du wirst einen gesunden Sohn haben!«
    Anchesenamun spürte, wie ihre Augen feucht wurden. Die Götter hatten ihren Wunsch erhört, sie hatten sie nicht bestraft … Sie konnte kaum sprechen, so überwältigt war sie von ihren Gefühlen.
    »Habt Dank für Eure Worte, Fremder aus dem Morgenland! Zwar kenne ich Euren Namen nicht, aber Ihr habt mich sehr froh gemacht.« Sie zog einen Ring von ihrem Finger. Der Ring bestand aus schwerem Gold und hatte einen Smaragd in Form eines Skarabäus. Sie reichte das Schmuckstück an den Sternendeuter weiter.
    »Nehmt diesen Ring als Lohn für Eure Mühe. Ich lasse auch im Palast Bescheid sagen, man soll Euch bewirten und Euch ein neues Gewand schenken.«
    Der Mann, der noch immer auf dem Boden gekniet hatte, erhob sich. »Habt Dank für das Geschenk, das ich gerne annehme.« Er ließ den Ring in eine Tasche seines Gewands gleiten. »Leider bin ich in Eile und kann nicht bleiben, sonst würde ich Eurer großzügigen Einladung folgen. Aber ich muss heute noch Waset verlassen und weiterziehen.« Er verneigte sich vor der Königin, grüßte Selket und ließ sich dann von den beiden Dienerinnen, die die ganze Zeit stumm im Hintergrund gestanden hatten, zum Ausgang führen.
    »Ich bin so froh!«, sagte Anchesenamun zu Selket. »Es fühlt sich an, als sei eine schwere Last von meinem Herzen genommen.«
    »Das kann ich gut nachempfinden«, meinte Selket und lächelte. »Hoffentlich glaubst du jetzt endlich an dein Glück und dass die Götter dich begünstigen.«

 Papyrus 6 
    Heute habe ich zum ersten Mal das Kind in meinem Bauch gespürt! Es war ein kleiner, federleichter Tritt, den mir mein ungeborener Sohn versetzt hat.
    Ich saß da, konnte es nicht fassen und legte die Hand auf meinen Bauch in der Hoffnung, dass sich die Bewegung wiederholte.
    Da – jetzt kam es wieder. Diesmal fühlte es sich ein bisschen anders an, mehr wie ein Flattern. Ich weinte vor Freude. Es war so unbeschreiblich, ein lebendiges Wesen in sich zu fühlen!
    Ich rief nach Selket, um ihr gleich die Neuigkeit zu erzählen. Ich musste einfach mit jemandem sprechen, mein Herz war übervoll vor Glück. Aber ausgerechnet heute war Selket nicht da. Ihre Mutter hatte sie entschuldigen lassen. Sie lag mit Fieber im Bett.
    Hoffentlich war es nichts Ernstes! Ich war so glücklich darüber, dass ich mein Kind spüren konnte! Aber jetzt machte ich mir Sorgen

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