Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dem Pharao versprochen

Dem Pharao versprochen

Titel: Dem Pharao versprochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marliese Arold
Vom Netzwerk:
einfach weiter ihren Lauf nehmen?« Ihre Stimme hatte einen keifenden Tonfall angenommen.
    »Ich werde dem Pharao natürlich eine streng geheime Nachricht schicken und ihn über diesen Vorfall informieren«, sagte Eje. Auch er war nun etwas lauter geworden. »Er soll entscheiden, was zu tun ist. Ich mische mich nicht ein, ich habe kein Recht dazu.«
    Tij lächelte dünn. Typisch, Eje nahm die Königin noch in Schutz. Aber was sie, Tij, gesehen hatte, das hatte sie gesehen, und sie würde auch weiterhin ihre Augen offenhalten. Und sie würde bestimmt herausfinden, wer dieser Mann war, mit dem sich Anchesenamun heimlich verabredete.
    Zufrieden legte Tij ihren Kopf auf die hölzerne Kopfstütze ihres Bettes.
    »Wann wirst du dem Pharao schreiben?«
    »Morgen. Der Brief wird einige Zeit unterwegs sein. Der Pharao hat mit Haremhab und seinem Gefolge Memphis verlassen und ist nach Osten gezogen. Ich weiß nicht genau, wo das Heer inzwischen lagert. Möglicherweise wird der Brief den Pharao erst in ein paar Wochen erreichen.«
    »Und so lange treibt die Königin munter ihr falsches Spiel weiter«, stichelte Tij.
    Eje blickte seine Frau an. »Was erwartest du von mir? Soll ich sie ins Gefängnis werfen und in Ketten legen lassen? Das gibt einen Skandal! Wir dürfen nichts überstürzen, auf gar keinen Fall. Das Schicksal könnte sich sonst gegen uns wenden!«
    Tij seufzte. »Wenn du meinst …«
    »Ich weiß, du bist ungeduldig und du hasst diese Frau – was immer sie dir auch angetan hat.« Eje schnaufte; wenn er sich aufregte, bekam er wenig Luft und spürte in seiner Brust ein Gefühl der Beklemmung. »Beobachte Anchesenamun weiterhin! Je mehr Einzelheiten wir erfahren, desto besser. Vielleicht gelingt es dir ja sogar, einen sichtbaren Beweis für ihre Untreue aufzutreiben.«
    »Etwa einen Liebesbrief an ihren Buhlen?«
    »Das wäre natürlich das Beste.« Eje lachte. »Aber ich glaube nicht, dass die Königin so unvorsichtig ist.«
    »Wenn es um Liebe geht, sind Frauen oft leichtsinnig«, murmelte Tij. Sie hatte ein Glitzern in den Augen. »Wir werden sehen …«
     
    Anchesenamun konnte die ganze Nacht über nicht schlafen. Sie warf sich von der einen Seite zur anderen. Sie war zutiefst beunruhigt. Es war ein Fehler gewesen, sich mit Duamutef zu treffen. Zum einen brannte ihre Sehnsucht jetzt noch stärker als vorher, und zum zweiten waren sie beobachtet worden … Am liebsten hätte sie das Treffen rückgängig gemacht, aber das ging leider nicht.
    Wer war da im Garten gewesen? Die kleine Meritamun, die manchmal wie eine Klette an Anchesenamun klebte? Oder eine andere Dienerin, etwa Nefermut? Oder sonst jemand aus dem Palast, vielleicht Tij? Bei diesem Gedanken zog sich Anchesenamuns Magen zusammen. Tij würde bestimmt alles tun, um ihr und Duamutef zu schaden …
    Sie hielt es nicht mehr im Bett aus, schlug das Laken zurück und begann hin und her zu laufen. Das Beste wäre, sie würde noch heute Nacht Waset verlassen, zusammen mit Duamutef. Ließ sich der Plan in die Tat umsetzen? Sie überlegte. Wenn sie schnell ein paar Sachen zusammenpackte, nicht viel, nur das Allernötigste … Und sie musste Duamutef Bescheid geben. Er war jetzt sicher zu Hause, bei Imara. Sie musste sich mit ihrem Gepäck dorthin schleichen. Und sie würde mit Selket und Imara reden und ihnen alles erklären müssen … Anchesenamun konnte sich Selkets vorwurfsvolle Blicke vorstellen. Sie hatte ihr Versprechen gebrochen, ja, sogar ihren Schwur, nichts zu unternehmen … Imara würde auch ungeheuer enttäuscht sein. Würde sie ihren Sohn überhaupt gehen lassen? Und was war mit Inet, Duamutefs Verlobter? Würde er sie tatsächlich im Stich lassen?
    So viele Probleme, so viele Hindernisse! Anchesenamun blieb stehen und starrte ratlos auf die flackernde Öllampe. Sie spürte wieder das zarte Flattern im Bauch und musste daran denken, dass der Arzt Sinuhe sie davor gewarnt hatte, sich zu überanstrengen. Und eine Flucht aus Waset war bestimmt anstrengend … Am Ende würde sie erschöpft zusammenbrechen und vielleicht wieder Blutungen bekommen …
    Ach, es war so schwierig! Es gab einfach keinen Ausweg! Die Götter wollten diese Liebe nicht, und sie straften Anchesenamun mit Sorgen und einem schlechten Gewissen.
    Die junge Königin begann wieder, hin und her zu wandern. Wenn sie nur wüsste, wer der nächtliche Beobachter gewesen war. Meritamun oder Nefermut ließen sich vielleicht mit Gold überreden, über das, was sie gesehen hatten,

Weitere Kostenlose Bücher