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Dem Pharao versprochen

Dem Pharao versprochen

Titel: Dem Pharao versprochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marliese Arold
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schicken und Anchesenamun anzuschwärzen? Wie würde Tut reagieren?
    Bestimmt würde er sehr zornig werden. Vielleicht würde er sich in die Schlacht stürzen und seine Wut an den Feinden auslassen.
    Oder er würde umgehend nach Waset zurückkehren, um seine Gemahlin zur Rede zu stellen!
    Eje überlegte. Es würde Unruhe, vielleicht auch einen Skandal geben, wenn der Pharao Anchesenamun mit den Vorwürfen konfrontierte. Natürlich würde die Königin alles abstreiten und nach einem Ausweg suchen … Eje rieb sich das Kinn. Wenn er es geschickt anstellte, konnte er vielleicht ihre Gunst gewinnen. Er würde sie in Schutz nehmen und sie gegen die Anschuldigungen verteidigen – natürlich ohne zu verraten, dass
er
es gewesen war, der den Pharao informiert hatte. Anchesenamun würde ihm dankbar sein, und Dankbarkeit war eine Vorstufe von Liebe …
    Ja, der Brief war gut. Er musste sein …
    Eje tauchte die Feder wieder ein und schrieb weiter.
     
    Mir ist zu Ohren gekommen, dass sich die Königin heimlich mit einem Mann trifft. Er ist möglicherweise ihr Liebhaber. Ich möchte Dich nicht beunruhigen, göttlicher Pharao, aber Du sollst es trotzdem wissen. Ich selbst möchte auch nichts unternehmen. Du sollst entscheiden, was geschehen soll.
    Mögen die Götter weiterhin mit Dir sein!
    Dein ehrfürchtiger Diener Eje
     
    Er wartete, bis die Tusche getrocknet war, rollte dann den Brief zusammen und versiegelte ihn mit Wachs. Dann schickte er einen Diener nach einem Boten.

    Wenig später erschien ein junger Mann und verbeugte sich.
    »Wie heißt du?«
    »Mein Name ist Nebamun, Herr!«
    »Ich brauche einen zuverlässigen Mann, der diesen Brief dem Pharao überbringt. Es ist ein weiter Weg, ich weiß, und vielleicht auch gefährlich. Dieses Schreiben darf dem Pharao nur persönlich übergeben werden. Der Brief darf nicht in falsche Hände geraten. Glaubst du, dass du dieser Aufgabe gewachsen bist?«
    Eje sah sein Gegenüber prüfend an.
    Der junge Mann nickte. »Ja, dafür bin ich ausgebildet. Ich bin einer der schnellsten Läufer, zäh und ausdauernd. Außerdem bin ich ein hervorragender Kletterer und kann schwimmen. Wasser und Felsen sind also keine Hindernisse für mich. Mein Vater und mein Großvater waren Landvermesser und somit gewohnt, große Strecken im Lauf zurückzulegen.«
    »Dann bist du der Richtige für mich.« Eje war zufrieden. Nebamun machte einen trainierten Eindruck und schien auch vertrauenswürdig zu sein. Eje bildete sich ein, eine gute Menschenkenntnis zu besitzen. Er übergab Nebamun den Brief, dazu einen goldenen Armreif und ein Säckchen mit Kupferstücken. »Der goldene Armreif ist dein Lohn, und mit den Kupferstückchen bezahlst du, was du unterwegs brauchst.«
    »Ihr seid sehr großzügig, Herr!« Nebamun steckte die Sachen ein und verbeugte sich wieder. »Euer Brief wird den Pharao wohlbehalten erreichen, dafür bürge ich mit meinem Leben.«
    »Mögen die Götter mit dir sein, Nebamun!«
    Eje sah dem jungen Mann nach. Die Tür fiel hinter ihm zu. Nun war der Brief abgeschickt, und die Angelegenheit ließ sich nicht mehr rückgängig machen.
    Eje faltete die Hände vor seinem dicken Bauch. »Gut«, murmelte er.
     
    Duamutef war nicht bei der Sache. Schon zum zweiten Mal war ihm das Pferd, das er striegelte, auf den Fuß getreten, und diesmal hätte Duamutef vor Schmerzen fast aufgeschrien. Er gab dem Pferd einen Klaps.
    »So was macht man nicht!«
    Das Tier hatte ebenfalls einen schlechten Tag, rollte die Augen, dass man das Weiße darin sah, und legte die Ohren an. Dann schnappte es nach Duamutefs Arm. Der junge Mann reagierte zum Glück rasch genug, so dass die großen Pferdezähne ihn nicht erwischten.
    Jetzt hatte er genug. Er warf den Striegel auf den Boden, ging durch den Stall und trat durch den Hinterausgang ins Freie. Der Geruch von Pferdemist stieg ihm in die Nase. Auf einmal hatte Duamutef alles so satt: die Pferde, seine Arbeit und das Leben in Waset. Er dachte an Anchesenamun und stampfte wütend mit dem gesunden Fuß auf. Der andere färbte sich inzwischen leicht blau.
    »Ich muss hier weg«, murmelte Duamutef. »Ich halte es nicht mehr aus.«
    Seit dem nächtlichen Treffen mit Anchesenamun dachte er daran, die Stadt zu verlassen. Er durfte die Königin nicht weiterhin gefährden, und wenn sie schon nicht vernünftig war, dann musste er es sein. Um ihrer Liebe willen. Und je früher er ging, desto besser.
    Sie waren im Garten beobachtet worden, er hatte die Schritte auch

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