Dem Pharao versprochen
sich ihm zu. »Ich sage nur die Wahrheit. – Hast du schon Nachricht von Tutanchamun bekommen? Wie hat er auf deinen Brief reagiert?«
Eje schüttelte den Kopf. »Er hat leider noch nicht geantwortet. Allmählich mache ich mir Sorgen, ob der Brief ihn auch wirklich erreicht hat. Vielleicht ist dem Boten unterwegs etwas zugestoßen.«
Tij zog die Augenbrauen hoch. »Meinst du?« Sie lächelte schief. »Oder hast du dem Pharao überhaupt keinen Brief geschrieben?«
»Du denkst also, dass ich dich anlüge?« brauste Eje auf. »Warum sollte ich so etwas tun?«
»Weil dir die Königin den Kopf verdreht hat«, sagte Tij. »Neulich hast du nachts im Schlaf ihren Namen gemurmelt, ich habe es deutlich gehört.«
Eje verschlug es einen Moment lang die Sprache. Dann hatte er sich wieder im Griff. »Ich träume sehr lebhaft in der letzten Zeit, und in fast jedem Traum führe ich Gespräche und muss Probleme lösen.« Er seufzte. »Als ob ich tagsüber nicht schon genug zu tun hätte. Bestimmt habe ich im Traum der Königin ins Gewissen geredet, dass sie ihre persönlichen Ausgaben reduzieren und sparen soll. Der Krieg gegen unsere Feinde kommt uns teuerer, als wir gedacht haben. Deswegen müssen wir unsere Ausgaben an anderer Stelle verringern.«
»Anchesenamun ist also auch noch verschwenderisch?«, fragte Tij mit glitzernden Augen.
»Nein, so will ich das nicht gesagt haben«, antwortete Eje, denn er kannte die Vorliebe seiner Frau, Gerüchte zu verbreiten. »Sie hält sich keine exotischen Tiere, verzichtet auf teure Delikatessen und bestellt auch nicht übermäßig oft die Schneiderin. Das Einzige, was man ihr vielleicht vorwerfen könnte, ist ein Hang zu Schuhen. Aber das erklärt sich vielleicht mit ihrem Zustand. Bei einer Schwangerschaft schwellen oft die Fußknöchel an, und sie braucht dann Sandalen, die den Fuß besser stützen.«
»Du bist ja bestens informiert«, stichelte Tij. »Ich frage mich, wann du das letzte Mal meine Füße angeschaut hast. Aber da guckst du lieber nicht hin, weil sich meine großen Zehen zur Seite wölben. Und es scheint dich auch nicht zu interessieren, dass ich beim Gehen Schmerzen in den Ballen habe. Ich würde mir auch gerne Sandalen mit weich gepolsterter Sohle anfertigen lassen, das brächte mir vielleicht einige Erleichterung.«
»Ich habe nichts dagegen«, meinte Eje. »Und ich habe dir auch nie gesagt, dass du sparen sollst.« Er tat so, als würde er Tijs Füße betrachten. »Im Übrigen finde ich deine Füße immer noch sehr hübsch, sie sind klein und zierlich. Was ist eigentlich aus dem Verdacht geworden, dass Anchesenamun einen Liebhaber hat? Hast du inzwischen mehr herausfinden können? Weißt du, wer es ist?«
»Leider nicht«, entgegnete Tij. »Vermutlich ist die Königin sehr vorsichtig geworden und trifft sich mit ihrem Liebhaber an einem geheimen Ort. Vielleicht schleicht er sich in Frauengewändern in den Palast, wer weiß?«
Eje lachte. »Jetzt geht deine Phantasie aber mit dir durch, Tij!«
Sie musterte ihn ernst. »Nichts ist unmöglich, wenn es um Liebe geht. Das solltest du dir gut merken, Eje.«
Eje zog die Augenbrauen hoch. »Wenn du meinst …«
»Ich werde jedenfalls weiterhin meine Augen und Ohren offen halten«, sagte Tij. »Ich kriege schon noch heraus, mit wem sie sich trifft, unsere saubere Königin!«
… unsere Verluste sind hoch. Ich habe viele gute Männer verloren, aber der Feind ist geschlagen. Er wird es vorerst nicht mehr wagen, in unser Land einzufallen.
Wir sind im Aufbruch. Ich werde nach Waset zurückkommen. Wenn du diesen Brief liest, bin ich schon unterwegs zu dir. Ich sehne mich nach dir, nach deinen Küssen, nach deinen Zärtlichkeiten. Ich will dich endlich wieder in die Arme schließen!
Und ich freue mich auf unser Kind. Du ahnst nicht, wie sehr! Ein Sohn, mein eigen Fleisch und Blut! Ich werde ihn alles lehren, was ein Pharao wissen muss!
In Kürze sehen wir uns, meine Liebste! Ich bin gespannt, ob ich vor oder nach der Geburt in Waset eintreffe. Mögen die Götter mit dir sein und dich und meinen ungeborenen Sohn beschützen!
In Liebe und froher Erwartung
Tut
Anchesenamun ließ den Brief sinken und lächelte. Sie war froh, dass Tutanchamun den Krieg heil überstanden hatte, und sie freute sich auf seine Rückkehr. Er hatte ihr mehrfach geschrieben, und aus jedem Brief klang Liebe und Fürsorge. Sie wusste nicht, ob er sich mit anderen Frauen amüsiert hatte, und sie wollte es auch gar nicht wissen.
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