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Dem Pharao versprochen

Dem Pharao versprochen

Titel: Dem Pharao versprochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marliese Arold
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Rat- geber.«
    »Hm, das habe ich schon befürchtet«, sagte Selket leise. »Eje, der heimliche Pharao. Gut, Tut war sehr jung, als er Pharao wurde, ein kleiner Junge, der nichts vom Regieren verstand. So hat Eje eben alles geregelt. Aber es ist unverantwortlich, dass Tut ihm weiterhin so vieles überlassen und sich kaum um etwas gekümmert hat.«
    »Das stimmt nicht«, nahm Anchesenamun ihren verstorbenen Gemahl in Schutz. »Er hat den Amun-Tempel in Waset wieder aufbauen lassen, er ist in den Krieg gezogen …«
    »Ja, das waren Dinge, mit denen er in der Öffentlichkeit glänzen konnte«, sagte Selket. »Das Volk hat ihn dafür geliebt.«
    Anchesenamun schwieg und knetete ihre Finger. Selket streichelte ihren Rücken.
    »Die nächste Zeit wird schwer für dich sein«, sagte sie leise zu ihr. »Ich kann dir nur raten, nichts Unüberlegtes zu tun. Vertrau keinem, der besonders freundlich zu dir ist, Anchi. Vergrab dich nicht in deinem Schmerz, sondern halte die Augen offen!«
    »Ich werde es versuchen«, murmelte Anchesenamun. »Danke, dass du mich warnst, Selket. Du bist wirklich die beste Freundin, die ich habe!«
     
    Eje hatte Kopfschmerzen. Jetzt durfte er keinen Fehler machen. Er hatte alles geregelt, was die Mumifizierung des Pharaos betraf. Die Grabstätte war schon lange vorbereitet. Es gab Listen auf Papyrus über die Gegenstände, die Tutanchamun ins Grab mitnehmen würde. Sehr lange Listen. Dem Pharao sollte es im Jenseits an nichts fehlen.
    Der alte Mann rieb sich die Schläfen. Seit Stunden saß er am Tisch, auf dem zwei Öllichter blakten, schrieb und rechnete. Sein Rücken tat vom langen Sitzen weh. Eje erhob sich ächzend und ging im Raum umher. Seine Gedanken kamen nicht zur Ruhe.
    Bisher hatte niemand etwas gemerkt, dass an dem Unglückswagen gewisse Vorkehrungen getroffen worden waren. Die Polizei hatte die Bruchstücke des Wagens nach dem Unglück natürlich untersucht, aber wie konnte man im Nachhinein noch feststellen, ob ein Rad nicht richtig befestigt gewesen war? Tutanchamuns Vorliebe für schnelle Pferde und sein Hang zur Raserei waren bekannt …
    Eje atmete schwer. Er dachte an den jungen Wagenbauer, den er bestochen hatte, damit dieser die Manipulationen vornahm. Ein hübscher Jüngling, kaum achtzehn Jahre alt. Eje hatte herausgefunden, dass sich der junge Mann in Bedrängnis befand, denn er hatte ein Mädchen geschwängert, das dann Zwillinge zur Welt gebracht hatte. Die Familie des Mädchens verlangte, dass er das Mädchen heiratete und sich um seine beiden Kinder kümmerte. Der Jüngling hatte aber in einem Dorf nilaufwärts eine Verlobte, seine große Liebe, wie er behauptete. Er war nur nach Waset gekommen, um eine Zeit lang hier zu arbeiten und sich etwas zu verdienen, damit er danach zu seiner Verlobten zurückkehren und sie heiraten konnte.
    Eje war die Geschichte zu Ohren gekommen. Er hatte den jungen Mann beiseitegenommen und ihm Gold angeboten, wenn er ihm einen Gefallen tat.
    »Mit dem Gold kannst du dich von deiner Pflicht, die Kindsmutter zu heiraten, freikaufen«, hatte Eje gesagt. »Und es bleibt noch genug übrig, dass du zu deiner Verlobten zurückkehren und mit ihr einen Hausstand gründen kannst.«
    Der junge Mann hatte nicht lange überlegt, sondern Ejes Angebot angenommen. Er musste Eje versprechen, Waset innerhalb von vierundzwanzig Stunden zu verlassen und niemanden ein Wort über die Abmachung, die er mit Eje getroffen hatte, zu verraten.
    Alles war nach Plan verlaufen. Der junge Mann hatte den Wagen vorbereitet, die Belohnung kassiert und war danach verschwunden. Eje hatte ihm einen ehemaligen Polizisten, der vor einiger Zeit in Ungnade gefallen und entlassen worden war, hinterhergeschickt. Dieser hatte den jungen Mann erschlagen und die Leiche in den Nil geworfen, wo sich hungrige Krokodile gleich darauf gestürzt hatten. Ejes Geheimnis war also sicher. Der junge Mann würde bestimmt nicht mehr plaudern.
    Trotzdem fand Eje keine Ruhe. Und wenn ihm doch jemand auf die Schliche kam? Wie gut, dass alle wussten, wie hervorragend seine Beziehung zu dem Pharao gewesen war. Tutanchamun, sein Schützling, den er von Kindheit an kannte. Eje war sein Lehrer gewesen, sein Ratgeber, sein Freund. Sie hatten einander ergänzt, waren bestens aufeinander eingespielt. Wer sollte also auf die Idee kommen, dass es ausgerechnet Eje gewesen war, der den Tod des Pharaos herbeigeführt hatte?
    Ob Tij etwas ahnte? Manchmal hatte er ihr gegenüber seinen Unmut über den Pharao

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