Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dem Sieger eine Handvoll Erde

Dem Sieger eine Handvoll Erde

Titel: Dem Sieger eine Handvoll Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
Vom Netzwerk:
wirklich ruiniert?«
    »Total.«
    »Dann ist er schließlich doch von jedem Verdacht befreit?« MacAlpines Stimme klang beinahe flehend.
    »Es gibt mehrere Möglichkeiten, eine Schaltung zu ruinieren.« Jacobsons Ton war nicht gerade ermutigend.
    »Das kann schon sein. Kommen Sie, schauen wir uns dieses verdammte Getriebe mal an.«
    Beide Männer kletterten in den Transporter, und unmittelbar darauf gingen drinnen die Lichter an. Harlow nickte langsam, und ein völlig unübliches Lächeln umspielte seine Mundwinkel. Er zog die Tür zu, verschloß sie lautlos und nahm seine unterbrochene Suche wieder auf. Er arbeitete mit der gleichen Umsicht wie vorher in der Cagliari-Box und brach die Kisten und Schachteln, bei denen es nötig war, mit größter Sorgfalt auf, damit sie hinterher so wenig Spuren von Gewaltanwendung aufwiesen wie nur irgend möglich. Er arbeitete schnell und konzentriert und unterbrach seine Arbeit nur einmal, als er draußen ein Geräusch hörte. Er warf einen prüfenden Blick nach draußen und sah MacAlpine und Jacobson aus dem Transporter steigen und über den ansonsten menschenleeren Platz davongehen. Beruhigt setzte er seine Arbeit fort.

IV
    Als Harlow schließlich ins Hotel zurückkehrte, gab es in der Hotelhalle, die gleichzeitig als Bar diente, kaum noch einen freien Stuhl, und mindestens ein Dutzend Menschen drängten sich an der Bar. MacAlpine und Jacobson saßen mit Dunnet an einem Tisch. Mary, Henry und Rory saßen noch auf ihren alten Plätzen. Als Harlow die Eingangstür hinter sich schloß, ertönte der Gong zum Abendessen – in dieser Art von kleinen Landhotels aßen entweder alle gemeinsam oder gar nicht. Für die Geschäftsführung und das Personal war diese Regelung sehr bequem, die Gäste sahen das jedoch etwas anders.
    Als Harlow die Halle durchquerte, erhoben sich allenthalben die Hotelgäste von ihren Stühlen, um dem Gong Folge zu leisten. Niemand grüßte ihn, und nur wenige machten sich die Mühe, ihn anzusehen. MacAlpine, Jacobson und Dunnet ignorierten ihn völlig. Rory bedachte ihn mit einem Blick, aus dem unverhohlene Verachtung sprach. Mary streifte ihn mit einem verstohlenen Blick, biß sich auf die Lippen und wandte sich schnell ab. Zwei Monate früher hätte Johnny Harlow fünf Minuten gebraucht, um die Treppe zu erreichen. An diesem Abend schaffte er es in weniger als zehn Sekunden. Wenn ihm die Nichtbeachtung etwas ausmachte, so verbarg er seine Betroffenheit ausgezeichnet. Sein Gesicht war ebenso unbewegt wie das eines aus Holz geschnitzten Indianers. In seinem Zimmer wusch er sich flüchtig, kämmte sich, ging zu einem Regal, holte vom obersten Brett eine Flasche Scotch, ging ins Bad, spülte sich mit einem Schluck Scotch den Mund aus, schnitt eine Grimasse und spuckte den Whisky ins Waschbecken. Das Glas mit seinem beinah unberührten Inhalt ließ er auf dem Rand des Waschbeckens stehen, stellte die Flasche wieder an ihren Platz und ging hinunter in den Speisesaal.
    Er kam als letzter. Einem völlig Fremden hätten die Gäste sicherlich mehr Aufmerksamkeit geschenkt, als sie für ihn aufbrachten. Es galt nicht länger als schick, mit Harlow gesehen zu werden. Der Speisesaal war ziemlich voll, aber einige Stühle waren noch unbesetzt. Die meisten der Tische waren für vier Personen gedacht, ein paar jedoch auch für nur zwei Personen. Von den Vierertischen waren lediglich drei mit nur drei Personen besetzt. Und die Zweiertische waren alle bis auf einen besetzt, und an dem saß Henry. Harlows Mundwinkel zuckten, aber so kurz und vielleicht auch ungewollt, daß man auch glauben konnte, man habe es sich eingebildet. Er ging quer durch den Speisesaal und setzte sich an Henrys Tisch.
    »Darf ich, Henry?« fragte er.
    »Seien Sie mein Gast, Mr. Harlow.« Henry war die personifizierte Herzlichkeit, und das blieb er auch während des ganzen Essens. Er sprach ausführlich über alle möglichen Dinge, die Harlow auch beim besten Willen nicht interessierten. Henrys geistiger Horizont war sehr begrenzt, und es gelang Harlow nur mit Mühe, in dem Bombardement von Henrys Platitüden seinen Mann zu stehen. Was die Sache noch schlimmer machte, war die Tatsache, daß er Henry aus einer Entfernung von nur zwölf Zentimetern zuhören mußte, was schon vom rein ästhetischen Standpunkt aus eine Zumutung war; denn selbst auf eine Entfernung von einigen Metern konnte man Henry bei allem Wohlwollen nicht als Augenweide bezeichnen. Aber Henry schien diese kurze Entfernung für ihre

Weitere Kostenlose Bücher