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Dem Sieger eine Handvoll Erde

Dem Sieger eine Handvoll Erde

Titel: Dem Sieger eine Handvoll Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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erst dreimal bis zu seinen Bezugsquellen – kleinen Weinstuben in den Wäldern in der Nähe des Hockenheim- und Nürburgrings – verfolgt werden. Und sogar bei diesen Gelegenheiten hatte der Beobachter nur feststellen können, daß Harlow nur vorsichtig und mit löblicher Zurückhaltung an einem Glas Weißwein genippt hatte, das bestimmt nicht ausreichte, um die zugegebenermaßen höchst wichtigen Fähigkeiten und Reaktionen eines Formel-Eins-Fahrers nennenswert zu beeinträchtigen. Was sein erfolgreiches Verschwinden besonders bemerkenswert machte, war die Tatsache, daß er überallhin mit seinem flammendroten Ferrari fuhr, der wohl einer der auffälligsten Wagen von ganz Europa war. Aber daß er sich so intensiv – und so erfolgreich – bemühte, nicht beobachtet zu werden, war für MacAlpine unter den gegebenen Umständen Beweis genug, daß Harlows häufige, geheimnisvolle und unerklärte Abwesenheit in engstem Zusammenhang mit Harlows häufigen und einsamen Trinkgelagen stand. MacAlpine schloß seinen Bericht mit der Eröffnung, daß sich neuerdings eine noch seltsamere Entdeckung ergeben hatte: Es gab jetzt tägliche und eindeutige Beweise, daß Harlow eine Vorliebe für Scotch entwickelt hatte.
    Dunnet schwieg, bis er merkte, daß MacAlpine seinen Ausführungen offensichtlich nichts mehr hinzufügen wollte. »Beweise?« fragte er dann. »Was für Beweise?«
    »Beweise, die die Geruchsnerven liefern.«
    Dunnet schwieg einen Augenblick und sagte dann: »Ich habe nie etwas gerochen.«
    »Das liegt daran, Alexis, daß du nicht in der Lage bist, überhaupt etwas zu riechen«, sagte MacAlpine liebenswürdig. »Du kannst kein Öl riechen, du kannst keinen Treibstoff riechen, du kannst keine brennenden Reifen riechen. Wie kannst du da annehmen, daß du Scotch riechen könntest?«
    Dunnet senkte zustimmend den Kopf. »Und du hast etwas gerochen?« fragte er.
    MacAlpine schüttelte den Kopf.
    »Jetzt verstehe ich gar nichts mehr.«
    MacAlpine sagte: »Er meidet mich neuerdings wie die Pest – und du weißt, wie gut unsere Beziehung immer war. Und wenn er mal wirklich gezwungenermaßen in meine Nähe kommt, dann riecht er wie ein ganzes Paket Hustenbonbons. Na, gibt dir das nicht zu denken?«
    »Beiß dich nicht daran fest, James. Das ist kein Beweis.«
    »Vielleicht nicht. Aber Tracchia, Jacobson und Rory sind davon überzeugt.«
    »Ach, du lieber Himmel! Na, die drei sind ja wohl die unvoreingenommensten Zeugen, die man sich vorstellen kann. Wenn Johnny aufhören muß, wer wird dann die Nummer Eins des Coronado-Teams und hat damit die besten Chancen, der nächste Champion zu werden? Kein anderer als unser lieber Nikki. Jacobson und Johnny sind nie besonders gut miteinander ausgekommen, und jetzt ist die Beziehung noch um einiges schlechter geworden: Jacobson mag es nicht, wenn man seine heißgeliebten Wagen zu Schrott fährt, und was er noch viel weniger mag, ist Harlows Behauptung, daß die Unfälle nicht auf sein Konto gehen, denn sie legt die Frage nahe, ob Jacobson wirklich in der Lage ist, die Wagen gründlich und einwandfrei zu betreuen. Und was Rory betrifft, so kann man nur offen sagen, daß er Harlow inbrünstig haßt, teils für das, was er Mary angetan hat, und teils, weil sich Marys Verhalten gegenüber Harlow nach dem Unfall nicht im geringsten geändert hat. Ich fürchte, daß deine Tochter der einzige Mensch in diesem Team ist, der immer noch unbeirrbar auf Johnny Harlows Seite steht.«
    »Ja, das weiß ich.« MacAlpine schwieg eine Weile und sagte dann dumpf: »Mary war die erste, die es mir erzählt hat.«
    »O mein Gott!« Dunnets Blick wanderte über die Rennstrecke, und ohne MacAlpine anzusehen, sagte er niedergeschlagen: »Jetzt hast du keine Wahl mehr. Du mußt ihn feuern. Am besten heute noch.«
    »Du vergißt, daß du das alles erst jetzt erfahren hast, ich es aber schon seit einer ganzen Weile weiß. Ich habe mich bereits entschieden: Ich lasse ihn noch ein Rennen mitmachen.«
    Der Parkplatz sah in dem immer schwächer werdenden Licht wie die letzte Ruhestätte vorgeschichtlicher Ungeheuer aus. Die riesigen Transporter, die die Rennwagen, Ersatzteile und transportablen Werkstätten von einer Rennstrecke zur anderen brachten, zeichneten sich drohend gegen den blassen Abendhimmel ab. Die Wagen standen völlig verlassen da, in keinem der Kolosse war Licht zu sehen. Auch der Parkplatz lag verlassen da, bis aus der Dämmerung plötzlich eine Gestalt auftauchte und auf die Transporter

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