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Dem Tod auf der Spur

Titel: Dem Tod auf der Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Tsokos
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Leinenläppchen gegeben, luftgetrocknet und dann in einem sterilen Gefäß aufbewahrt, bis es später im DNA-Labor analysiert wird. Blut für DNA-Untersuchungen bewahren wir niemals in flüssiger Form in Spritzen oder Glasröhrchen auf, da dann die im Blut enthaltenen Proteine verfaulen würden und wir keine Analysen mehr damit durchführen könnten.
    Weitere Blutuntersuchungen in unserem Fall ergaben eine Blutalkoholkonzentration von 1,5 Promille sowie Anteile von Diazepam und Nordazepam, beides Wirkstoffe, die in Beruhigungs- und Schlafmitteln wie z. B. Valium enthalten sind. Der Tote war also alkoholisiert gewesen und hatte zum Zeitpunkt seines Todes unter dem Einfluss von starken Beruhigungsmitteln gestanden. Daher war es durchaus möglich, dass sich ein Fremder Zutritt zur Wohnung verschafft und, während Wilkens schlief, das Feuer gelegt hatte und Wilkens erst aufgewacht war, als die Wohnung bereits gebrannt hatte.
    Die weitere Untersuchung der Lunge erbrachte entscheidende Erkenntnisse. Ich hatte mehrere kleine Stückchen Gewebe aus der Lunge herausgeschnitten und sie in ein dafür vorgesehenes Glasröhrchen für den Gaschromatographen gelegt. Diese Untersuchung zeigte uns, dass Benzin als Brandbeschleuniger eingesetzt worden war, sie bestätigte also, was wir kurz zuvor telefonisch vom LKA, Abteilung Physik und Elektrotechnik, erfahren hatten. Dort hatte man in den Brandschuttproben aus der Wohnung sowie im Kanister und der Einwegspritze Benzin als Brandbeschleuniger identifizieren können. Ferner hatte die Untersuchung des Brandortes ergeben, dass es, wie von den Zeugen gehört, zu einer Explosion gekommen war, die dann zu dem Wohnungsbrand geführt hatte.
    Als wir mit der Obduktion fertig waren, stand fest, dass der Tote keine Verletzungen hatte, die nicht mit dem Feuer zu vereinbaren waren, oder anders ausgedrückt: Es fanden sich keine Hinweise auf eine Gewalteinwirkung auf den Körper des Mannes zu Lebzeiten, abgesehen von den Folgen der Flammen. Der Mann war also durch das Feuer ums Leben gekommen.
    Am nächsten Tag erhielten wir weitere Informationen von der Kripo. Wie befürchtet hatte kein Zahnarzt in ganz Norddeutschland Patientendaten von Hendrik Wilkens, offenbar war er niemals beim Zahnarzt gewesen. Und da in der fast komplett ausgebrannten Wohnung keine DNA-Spurenträger (z.B. eine Zahnbürste oder ein Rasierer) von Wilkens mehr zu finden gewesen waren, die einen DNA-Vergleich mit der bei der Obduktion des Toten gewonnenen Blutprobe ermöglicht hätten, blieb den Kollegen von der Kripo nichts anderes übrig, als die Eltern von Hendrik Wilkens aufzusuchen und ihnen von einem Arzt eine Blutprobe für eine DNA-Analyse entnehmen zu lassen. Ziel war es, zu widerlegen oder zweifelsfrei nachzuweisen, dass es sich bei der männlichen Brandleiche tatsächlich um Hendrik Wilkens handelte. Als die Beamten sie antrafen, waren Wilkens’ Eltern in einem Zustand von Bangen und Hoffen. Obwohl sie seit geraumer Zeit keinenKontakt mehr zu ihrem Sohn gehabt hatten, wollten sie natürlich wissen, ob der Tote aus dem Einzimmerappartement in der Gartenstraße wirklich ihr Sohn war – oder ob er doch noch am Leben war, irgendwo anders, vielleicht untergetaucht. Doch einige Tage später hatten wir das Ergebnis in unserem Labor. Die DNA-Probe der Eltern war ausgewertet worden und bestätigte, dass der Tote ihr Sohn war.
    Der Kripo war es bald gelungen, mit dem Sozialarbeiter von Wilkens zu sprechen. »Er war schizophren, hat behauptet, Stimmen würden ihn auffordern, Dinge zu tun«, hatte der ausgesagt. Er hätte sich bereits öfter in psychiatrische Behandlung begeben und sei kurz davor gewesen, in der Geschlossenen zu landen. Die Kollegen aus der Psychiatrie hätten ihm Valium verschrieben, damit habe er wenigstens schlafen können. Mehrfach habe der Sozialarbeiter Wilkens dabei helfen müssen, durch das Küchenfenster in seine eigene Wohnung zu gelangen, da Wilkens im Alkoholrausch seinen einzigen Wohnungsschlüssel verloren hatte. Seit einiger Zeit hätte Wilkens die Wohnung nur noch durch das eingeschlagene Küchenfenster betreten und verlassen.
    Was die hygienische Situation der Wohnung anbelangte, pflichtete der Sozialarbeiter den Nachbarn bei. Zu Beginn habe er noch versucht, Wilkens zu überzeugen, die Wohnung doch einmal gründlich sauberzumachen, doch irgendwann habe er es aufgegeben. Einer Putzfrau hätte man die Reinigung jedenfalls nicht mehr zumuten können. Die ganze Wohnung sei voll gewesen mit

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